AboAbonnieren

Umzug ins Grüne?Wo sich das Pendeln im Kölner Umland lohnt

Lesezeit 3 Minuten

Besonders in Großstädten und deren Umland lohnt sich der Kauf einer Immobilie weiterhin.

Köln – Mehr Platz, ein eigener Garten, mehr Ruhe – das lässt vor allem junge Familien aus der Stadt aufs Land zu ziehen. Ein weiterer Grund: Die Kaufpreise sind deutlich günstiger. Während in Köln eine Eigentumswohnung im Bestand etwa 4900 Euro pro Quadratmeter kostet, sind es im Umland im Schnitt mindestens 1600 weniger, womit die Preisschere in den vergangenen zwei Jahren weiter auseinandergegangen ist. Dabei hat möglicherweise zumindest die zeitweise Arbeit im Homeoffice im Zuge der Pandemie dem Pendeln in vollen Bahnen oder auf überlasteten Hauptverkehrsstraßen etwas an Schrecken genommen.

Wer in der Kölner City arbeitet, sollte dennoch nicht vergessen, dass beim Umzug in den Speckgürtel Kosten fürs Pendeln anfallen oder möglicherweise ein Arbeitszimmer für Homeoffice-Tage benötigt wird, rät die Postbank. Sie hat das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) mit einer Modellrechnung beauftragt, um diese Kosten beziffern zu können.

Pendelnde Bahnfahrer sparen mehr

Wer in Leverkusen eine Wohnung mit 70 Quadratmetern kauft und mit Bus oder Bahn in die Kölner Innenstadt zur Arbeit fährt, wohnt hier 37,8 Jahre lang günstiger als in der Domstadt. Bei der täglichen Fahrt mit dem Auto ist der Preisvorteil freilich bereits nach 23,5 Jahren aufgebraucht. Die Rechnung ist komplex: Verglichen wurden die Kaufpreise in Köln und den Umlandkommunen – wobei der Kreisdurchschnitt angesetzt wurde und es bei verkehrsgünstigen Lagen einen 20-Prozent-Aufschlag gab.

Die Methode

Verglichen wurden der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Köln mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung im Umland. Verkehrsgünstige Lagen im Land wurden mit einem 20-prozentigen Preisaufschlag angesetzt. Die Kosten für den Weg mit PKW, Bus und Bahn haben die Experten 2022 für das Auto von 0,35 auf 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung auf 0,43 Euro erhöht. Die Fahrt mit Bus und Bahn wurde von 0,10 auf 0,13 Euro angehoben, ab 21 Kilometer auf 0,12 Euro. (raz)

Dazu kamen dann noch Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer oder Notargebühren. Der Kaufpreisvorteil wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Neben den Kosten für Auto samt Benzin oder Nahverkehrsticket wurde auch ein höherer Zeitaufwand berücksichtigt.

Homeoffice verändert die Rechnung

Über eine Ersparnis womöglich für ein ganzes Arbeitsleben dürfen sich auch Bus- und Bahnnutzer in Hürth, Brühl oder Pulheim freuen (siehe Grafik). Generell fahren Pendler so fast immer billiger als mit dem Auto. Bei den besten Pendlerstandorten geht die Fahrt mit Bus und Bahn auch noch schneller. Günstiger ist das Auto in Wesseling. Hier reicht der Preisvorteil einer Wohnung für Autofahrer für gut 14 Jahre, bei der Nutzung von Bus und Bahn sind es knapp zwei Jahre weniger. Der Grund: Mit dem Auto lässt sich die Strecke nach Köln laut Studie in 20 Minuten bewältigen, mit Bus und Bahn dauert es 36 Minuten.

Wer weiter im Homeoffice arbeiten möchte, muss anders rechnen. Die Modellrechnung geht davon aus, dass dann ein Arbeitszimmer nötig ist, um nicht am Küchentisch die Bürotage verbringen zu müssen. HWWI und Postbank haben sich dazu die Preise für Wohnungen mit 120 Quadratmetern angesehen, die Platz für eine Familie bieten und in Köln sehr selten sind. Eine derartige Wohnung ist in Leverkusen bei zwei Tagen Homeoffice in der Woche 109 Jahre lang günstiger als in Köln, ohne Homeoffice 64,8 Jahre. Aber auch in Hürth, Brühl, Pulheim und Dormagen liegen die Preisvorteile zwischen 91,8 und 64,2 Jahren beim Homeoffice und 54,2 und 37,9 Jahre ohne.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Modellrechnung gibt wertvolle Anhaltspunkte, letztlich muss jeder mit spitzem Bleistift nachrechnen. Pendlerkosten hängen etwa ab vom Arbeitszeitmodell, den Homeoffice-Regelungen, davon, ob ein oder zwei Arbeitnehmer eines Haushalts pendeln und nicht zuletzt von den Kosten für Sprit. Und: Pendlerinnen und Pendler müssen möglicherweise auch ihre Kinder länger in der Kita lassen, was wiederum teurer ist.