Der Betriebsrat von Ford hält einen Abbau von bis zu 3200 Stellen in Köln für möglich. Er verlangt jetzt detaillierte Pläne zum geplanten Umbau.
Beschäftigungsgarantie gefordertFord-Betriebsrat äußert sich zum Stellenabbau in Köln
Der Ford-Betriebsrat fordert von der Unternehmensleitung den Ausschluss von betriebsbedingte Kündigungen bis zum Ende des Jahres 2032. Hintergrund sind Sparpläne, über die er die Mitarbeitenden am Montag in Köln informiert hat. Er hält einen Abbau von bis zu 3200 Stellen hier für möglich, davon bis zu 2500 in der Produktentwicklung.
Geplant waren am Montag zwei Versammlungen – jeweils eine für die Früh- und eine für die Spätschicht - in der W-Halle. Diese fasst 5000 Mitarbeitende – und war zu klein, so der Betriebsrat in einer Mitteilung. Etwa 2000 Mitarbeitende, die Klarheit haben wollte, was an den seit Wochen wabernden Gerüchten über Stellenstreichungen dran ist, fanden keinen Einlass. Deshalb musste noch eine dritte Versammlung abgehalten werden. Insgesamt nahmen laut Betriebsrat 12.000 der insgesamt etwa 15.000 Beschäftigten am Standort an den Versammlungen teil.
Ford: Gerüchte machen in Köln seit Wochen die Runde
Seit Wochen wabern Gerüchte über Stellenstreichungen durch das Werk. Die Geschäftsleitung hat auf den Betriebsversammlungen keine Zahlen und Details genannt, so der Betriebsrat. Die Belegschaft hat das mit lauten Buhrufen und Pfeifkonzerten quittiert, wie Teilnehmer berichteten. „Vielen standen Tränen in den Augen, sie waren fassungslos und voller Angst um ihre Zukunft und die ihrer Familien“, schreibt jetzt der Betriebsrat.
Seine Zahlen zu einem möglichen massiven Stellenabbau basierten auf Angaben im Wirtschaftsausschuss, in dem Unternehmensleitung und Betriebsrat regemäßig zusammenkommen. Der Betriebsrat habe die vorgelegten europäischen Zahlen nach dem geltenden Verteilungsschlüssel zwischen der Produktentwicklungen im englischen Dunton, wo es vor allem um die Nutzfahrzeuge geht, Lommel in Belgien, wo ein großes Testgelände ist und Köln auf Deutschland umgerechnet.
Köln: Bis zu 2500 Mitarbeitende bedroht
Demnach müssen laut Betriebsrat im schlimmsten Fall bis zu 2.500 der heute 3.800 Beschäftigten der Kölner Produktentwicklung das Unternehmen verlassen. Wegen des Wandels vom Verbrenner zum weniger komplexen Elektromotor reduziert sich ohnehin der Entwicklungsaufwand. Außerdem schrumpfe die PKW-Palette von Ford von einst 14 Modellen auf eine Handvoll. Auch für die dann verbleibenden 1.300 Beschäftigten sei die Zukunft ungewiss, da keine neuen Aufträge in Sicht seien. Der Konzern will laut Betriebsrat die wesentlichen Entwicklungsaufgaben in Nordamerika bündeln.
Abbau auch in der Verwaltung von Ford
Zu dem drohenden Kahlschlag in der Produktentwicklung kommt laut Betriebsrat noch ein angekündigter Abbau von mindestens 20 Prozent der Arbeitsplätze in der Verwaltung vom Einkauf über die Finanzabteilung bis hin zum Marketing sowie auch in der Ford Service Organisation, dem Ersatzteilzentrum. „Die Verteilung des Abbaus auf die verschiedenen Bereiche ist noch nicht festgelegt, es wird aber nochmal bis zu 700 Beschäftigte treffen“, schreibt der Betriebsrat. Insgesamt also ein Abbau von bis zu 3.200 Arbeitsplätzen bei Ford in Köln, jeder vierte Beschäftigte soll gehen. Und das nach einer Restrukturierung nach 2019, bei der in Deutschland rund 6000 Stellen wegfielen, davon zwei Drittel in Köln.
Der Betriebsrat verlangt jetzt detaillierte Pläne zum geplanten Umbau von Ford in Europa und Verhandlungen über mögliche alternative Szenarien. Ziel seien die dauerhafte Sicherung und der Ausbau eines relevanten Anteils von Ford am europäischen PKW-Markt, heißt es in der Mitteilung. Auch müsse die Kölner Produktentwicklung in die globale Entwicklungswelt von Ford mit nachhaltigen Aufgaben und entsprechender Belegschaftszahl eingebunden werden. Und statt Verlagerung an Billigstandorte solle es eine leistungsstarke und zukunftsfeste Verwaltung vor Ort geben. In Köln sind die Deutschland- und die Europazentrale von Ford angesiedelt.
„Wir fordern eine echte Zukunft für alle Kolleginnen und Kollegen bei Ford in Deutschland, dafür werden wir gemeinsam kämpfen!“, so Benjamin Gruschka, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und des Betriebsrats Köln Niehl/Merkenich.
Der Betriebsrat sei weiter gesprächsbereit und wolle konstruktiv an der Zukunft für alle arbeiten. „Wenn aber die Unternehmensleitung weiterhin mauert und auf das Aus zusteuert, dann sollen alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft werden, auch wenn es schmerzhaft würde“, heißt es in einer Mitteilung.