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Einweihung in KölnShell nimmt Bio-LNG-Anlage in Betrieb

Lesezeit 3 Minuten
Die größte Bio-LNG-Anlage Deutschlands geht jetzt im im Energy & Chemicals Park Rheinland von Shell in Betrieb.

Shell nimmt eine neue Bio-LNG-Anlage im Energy & Chemicals Park Rheinland in Betrieb.

Nach etwas über zwei Jahren Bauzeit hat Shell im Energy und Chemicals Park Rheinland eine Bio-LNG eingeweiht. Hier wird Biomethan, das aus Gülle gewonnen wird, bei minus 162 Grad verflüssigt.

Als „einen Baustein zur Dekarbonisierung“ hat Shell-Deutschland-Chef Felix Faber am Donnerstag die Einweihung einer Anlage zur Produktion von Bio-LNG in Köln-Godorf gefeiert. Und das gelte nicht nur für Shell, die 2050 dieses Ziel erreichen wollen. Netto-Null-Emissionen seien extrem schwer zu erreichen, so Faber. Das gelte vor allem beim Schwerlastverkehr.

Bio-LNG, das ist bei minus 162 Grad verflüssigtes Biomethan, sei aber eine Möglichkeit, die Emissionen zu reduzieren. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), sagte, der Schwerlastverkehr werde noch die nächsten Jahre und Jahrzehnte fossile Kraftstoffe verwenden, auch wenn der Bedarf sinke. Die Eröffnung sei aber ein wichtiges Signal für Investitionen, Arbeitsplatzsicherung sowie Strukturwandel — und damit Teil der Energiewende in Deutschland.

Größte Anlage in Deutschland

Die Shell-Anlage ist die größte ihrer Art in Deutschland. Sie kann pro Jahr 100.000 Tonnen Flüssiggas herstellen, das durch Kühlen auf minus 162 Grad entsteht. Die Menge reicht laut Shell, um 5000 Langstrecken-Lkw zu versorgen. Das wäre etwa der gesamte derzeitige Bestand an LNG-Lkw. Durch den Einsatz könnte jährlich eine Million Tonnen CO2 eingespart werden. Die Anlage wird nach Probeläufen jetzt hochgefahren. In ein bis zwei Wochen soll sie 50 Prozent ihrer Kapazität erreicht haben. Eigentlich sollte sie bereits im Sommer Flüssiggas liefern. Die Corona-Pandemie, angespannte Lieferketten und Lieferschwierigkeiten haben laut Shell zu einem späteren Start geführt.

Shell macht aus Gülle und Mist Kraftstoff. Die sorgen nämlich für den Grundstoff Biomethan, das die Shell-Tochter Nature-Energy in Dänemark herstellt und ins Gasnetz einspeist. In Köln entnimmt Shell dann Gas aus dem Netz, verflüssigt es, bereitet es auf und befüllt damit drei 50 Meter lange Tanks mit einem Durchmesser von sechs Metern, die von einem Spezialkran über eine Baumreihe auf das Werksgelände gehoben werden mussten.

15 bis 20 Lkw pro Tag können befüllt werden

15-bis 20 Lkw pro Tag können an einer speziellen Abfüllstation mit zwei Spuren befüllt werden, die das Bio-LNG dann an die Tankstellen bringen. 36 eigene Tankstellen hat Shell in Deutschland, 90 in Europa. Weitere sollen dazukommen. Die Anlagen anderer Anbieter eingerechnet gibt es in Deutschland über 150 LNG-Tankstellen, in Europa etwa 700. Die Kraftstoffversorgung sollte damit kein Problem sein. Schließlich schafft ein LNG-Lkw mit einer Tankfüllung bis zu 1600 Kilometer. Wie viel der Kraftstoff kostet, entscheide der Markt so Faber.

Jedenfalls sind die LNG-Lkw teurer als mit Diesel angetriebene. Faber bedauert, dass die Mautbefreiung für Lkw, die Bio-LNG tanken, ausgelaufen ist. Aber auch so sieht Faber gute Absatzchancen für den Kraftstoff. Auch zwei Anlagen in Norddeutschland sollen einmal Bio-Methan für Shell herstellen. Shell will jedenfalls die eigenen Tankwagenflotte sukzessive auf den neuen Kraftstoff umstellen und so Treibhausgase vermindern. Und dass es Interesse an dem Kraftstoff gibt, zeigten auch zahlreiche anwesende Kunden bei der Einweihung.

Bio-LNG ist klimaneutral

Klimaschonend wollten die Logistiker jetzt schon sein, ist Shell überzeugt. Batterien für den rein elektrischen Betrieb von Lkw seien noch zu schwer. Und die Brennstoffzelle komme erst in ein paar Jahren zum Einsatz. Dabei spart auch konventionelles LNG gut 20 Prozent der CO2-Emissionen ein – Bio-LNG bis zu 100 Prozent. Bio-LNG kann klimaneutral sein, obwohl beim Verbrennen CO2 entsteht. Wird nämlich Gülle auf Feldern verteilt, wird das Klimagas Methan freigesetzt. Wird Methan dagegen als Kraftstoff verwendet, wird das sogar als negative CO2-Emission gewertet, weil das Klimagas nicht in die Atmosphäre gelangt.