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Filialnetz wird umgebautSparkasse Köln Bonn schließt jede dritte Filiale

Lesezeit 4 Minuten
Die Hauptverwaltung der Sparkasse KölnBonn in Köln

Die Hauptverwaltung der Sparkasse KölnBonn in Köln 

Die Sparkasse will ihr Filialnetz modernisieren und setzt dabei auf Filialen in Bussen. Wir geben einen Überblick und nennen die Filialen, die geschlossen werden.

Die Sparkasse Köln Bonn greift tief in das stationäre Filialnetz ein. Sie schließt jede dritte der aktuell noch 63 Filialen in Köln und Bonn, wie der Verwaltungsrat beschlossen hat. Die Sparkasse stelle das Filialnetz moderner auf, teilte sie am Mittwoch mit. Auch bleibe sie an allen 86 bisherigen Standorten - darunter sind 23 Standorte, die jetzt schon von Bussen angefahren werden - vertreten. „22 Sparkassen-Filialen bekommen Räder“, sagte Vorstandchef Ulrich Voigt am Mittwoch. 

Ersetzt werden die Filialen nämlich durch Busse, die etwa zwei Mal in der Woche jeweils zwei Stunden an zentralen Plätzen oder Wochenmärkten in den Stadtteilen Halt machen, in denen Filialen geschlossen werden. Die Zahl der Standorte bleibe so mit 86 gleich. Und stationäre Filialen werden erst dann geschlossen, wenn die Busse zur Verfügung stehen. Das soll ab der Jahresmitte so sein. In den Bussen können die Kunden Geld abheben, Kontoauszüge drucken, Überweisungen abgeben oder mit den Mitarbeitenden an Bord weitere Bankgeschäfte erledigen. Eine Kasse gibt es allerdings nicht. 

Die Sparkasse stockt ihre Busflotte um vier auf sechs Fahrzeuge auf. Diese sind mit mit 7,85 Meter eineinhalb Meter kürzer als die jetzt schon genutzten. Sie sind 2,50 Meter breit, drei Meter hoch und 6,5 Tonnen schwer. Etwas 300.000 Euro netto koste solch ein Bus. „Als Busbesatzung werden 20 Mitarbeitende neu eingestellt“, sagte Voigt. Wenn die noch keinen Führerschein für derart schwere Fahrzeuge haben, bezahlen ihnen den die Sparkasse. Auch soll es möglichst außer den Bussen noch Selbstbedienungsstellen vor Ort geben. Für neun der Standorte sei das bereits fest vereinbart.

Die Mitarbeitenden der stationären Filialen wechselten zu einer Nachbarfiliale. Hier könnten sie die gleiche Kunden beraten wie in der alten Filiale. Für den Umzug von Schließfächern biete das Institut möglichst kundengerechte Lösungen an.


Diese Filialen werden geschlossen

Köln: Bocklemünd/Mengenich, Deutz, Dünnwald, Eil, Höhenhaus, Humboldt, Mauenheim (Niehler Straße), Neubrück, Poll, Rath/Heumar, Riehl, Rondorf, Sürth, Sülz, Widdersdorf, Worringen

Bonn: Bonn-Südstadt, Dransdorf, Endenich, Johanneskreuz, Mehlem, Pützchen


Die Sparkasse Köln Bonn verweist zur Begründung auf ein verändertes Kundenverhalten. Digitale Angebote würden verstärkt genutzt. Die Kundefrequenz in den Filialen habe sich in den vergangenen fünf Jahren noch einmal mehr als halbiert, die Nutzung von SB-Terminals oder der Sparkassen-App steige dagegen ständig. Drei Viertel der Privatkunden hätten einen Zugang zum Online-Banking, so das Institut. Auch die Hälfte der Kundinnen und Kunden, die alter als 65 Jahre seien, nutzten das Online-Banking. Online ließen sich von der Eröffnung des Kontos oder Wertpapierdepots bis zum Autokredit die am meisten nachgefragten Produkte abschließen. Auch die Direktfiliale, bei der telefonisch, per Chat oder Video-Chat beraten werde, erfreue sich großer Beliebtheit. Dagegen sei der Bedarf an persönlicher Beratung gerade in kleineren Filialen gering.

Sparkasse Köln Bonn setzt auf Hauptfilialen

Andererseits weitet die Sparkasse das Angebot in den drei großen Filialen Neumarkt und Porz sowie in der Filialdirektion am Bonner Friedensplatz aus. Die sind in Zukunft montags bis samstags von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Ein Angebot, das nach der Erwartung des Instituts, speziell Berufstätige nutzen werden. Und die verbleibenden Filialen werden in den nächsten Jahren von Grund auf modernisiert. Sie erhalten ein moderneres Design, digitale Kundenleitsysteme, altersgerechte Wartebereiche und Beratungsangebote in verschiedenen Sprachen.

„Mit dem neuen Filialkonzept gewährleistet die Sparkasse für alle Bürgerinnen und Bürger weiterhin den einfachen Zugang zu Finanzprodukten und Services und kommt unverändert ihrem öffentlichen Auftrag nach“, sagte Ralph Elster, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Köln Bonn. Vorstandschef Voigt betont, dass es sich nicht um ein Sparprogramm handele. Ab Jahresmitte investiere sie vielmehr eine zweistellige Millionensumme, um das Filialnetz neu auszurichten. Und immer noch sei die Sparkasse in der Fläche präsent und unterhalte mehr stationäre Filialen als die Hauptwettbewerber zusammen.

„Zusätzlich können wir künftig so auch unsere Mitarbeitenden angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels flexibler und effizienter einsetzen“, so Voigt weiter. Um ein Filialnetz im alten Zuschnitt zu betreiben, gebe es schlicht nicht mehr genug Mitarbeitende. "Wenn ich die Chance hätte, morgen 200 Leute einzustellen, würde ich das machen", sagte Voigt. 

Auch ein eigenes Seniorenkonzept hat die Sparkasse weiterentwickelt. Zusätzliche Angebote sollen Erleichterungen bei Finanzgeschäften bringen. Der seit 2016 bestehende Bargeldbring-Service wird ausgebaut.  Mitarbeitende der Sparkasse helfen auch bei Überweisungen und nehmen zusätzlichen Schriftwechsel mit. Es gibt Schulungen an Selbstbedienungsgeräten sowie fürs Online-Banking und Informations- und Schulungsangebote zu Bargeld und Finanzen. Eingerichtet wird auch eine Hotline für ältere Kunden, um Fragen zu Neuerungen zu beantworten und weitere Tipps zu geben. Und geplant ist außerdem, dass die Mobile Filialen nach Möglichkeit bald auch zusätzlich in der Nähe von Seniorenheimen Halt machen.