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Nach Ankündigung von MaritimHotelketten schlagen Alarm – Notverkäufe drohen

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Maritim

Bei der Maritim-Kette stehen wegen knapper Kassen Standorte auf der Kippe.

Köln – Bevor die größeren familiengeführten deutschen Hotel-Gruppen ihre Forderungen übermitteln konnten, erhielten die Geschehnisse eine neue Dramatik. Wegen knapper Kassen in der Corona-Krise sieht sich die Maritim-Kette gezwungen, sich von Standorten zu trennen, ließ sich das Unternehmen am Donnerstagmorgen zitieren. Man habe in Pandemiezeiten einen Liquiditätsverlust von 140 Millionen Euro verkraften müssen. „Obwohl wir vor der Pandemie über hohe Liquiditätsreserven verfügt haben, müssen wir nun über Hotel-Notverkäufe unser Überleben sichern“, erklärte Inhaberin Monika Gommolla.

Kein Einzelfall: Homeira Amiri, als COO für die Steuerung der Centro-Hotels verantwortlich, teilte in Köln mit, dass sich die Gruppe bereits von 13 Objekten getrennt habe. Sieben Neubauprojekte wechselten den Besitzer sowie sechs bestehende Häuser, bei denen der neue Eigentümer auch das Personal übernimmt. Als Käufer träten derzeit internationale Konzerne auf, sagten etwa Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbands Deutschland und Vorstand der Lindner Hotels, und Dirk Iserlohe, Aufsichtsratschef bei Dorint.

Weitere Notverkäufe drohen

Notverkäufe könnten auch für die Dorint-Gruppe zum Thema werden, so Iserlohe. Er hatte Kolleginnen und Kollegen zu einer gemeinsamen Pressekonferenz in Köln zusammengeholt. „Nach dem 30. Juni wird es eng“, betonte Iserlohe. Seit dem 2. November 2020 dürfen Hotels nicht mehr touristisch genutzt werden. Seitdem liege die Durchschnittsbelegung in den Hotels der Gruppe bei sechs Prozent. „Da überlegen Sie jeden Tag, ob Sie zumachen oder die Hotels offen lassen“, sagte Iserlohe. Zumal die Häuser einmal verlorenen Umsatz nicht kompensieren könnten.

„Wir können Krise“, betonten Vertreter der Althoff-Gruppe, die wie Dorint in Köln ihren Sitz hat, von Domero, GSH oder der H-Hotels. Sonst wären sie schon längst vom Markt verschwunden, wo sie schon lange mit einem Umsatz von praktisch null arbeiteten. Dies sei jetzt der letzte Aufruf.

Die Gruppe beklagt eine ungerechte Behandlung in der Pandemie. Sie gehören nicht zu den kleineren und mittleren Unternehmen, weil sie mehr als 250 Mitarbeitende haben oder einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro und eine Bilanzsumme von über 43 Millionen. Gerade ihre Größe führe aber zu geringerer Unterstützung.

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Die November- und Dezemberhilfen seien auf 75 Prozent der Vergleichsmonate des Vorjahres begrenzt. Kurzarbeiterzuschüsse und Überbrückungshilfen verminderten dabei die Sätze. Und die Überbrückungshilfe III ab Jahresbeginn sei begrenzt. Das Ergebnis: Während ein Einzelunternehmer mit einem 120-Zimmer-Hotel nahezu 90 Prozent des entstandenen Schadens für 2020 und 2021 erhalte, bekäme Dorint nur etwa 38 Prozent bis Ende Juni. Die Gruppe bleibe auf 60 Millionen Verlust sitzen, so Iserlohe.

So werde das von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgegebene Ziel verfehlt, dass kein Unternehmen wegen Corona in die Insolvenz müsse. Iserlohe sieht einen Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz im Grundgesetz. Dabei sei die Branche unverschuldet in die Krise geraten. Sie sei nicht Treiber der Infektion, in den Hotels der Gruppe habe es keine Corona-Ansteckung gegeben. Die Hotelgruppen seien Sonderopferträger, weil die Mobilität eingeschränkt werden solle – und dafür müssten sie vollständig entschädigt werden.

Limits für Hilfen erweitern

Dazu könne die Entschädigungsregelung im Infektionsschutzgesetz ergänzt werden. Alternativ könnten die Limits bei November- und Dezemberhilfen, deren Beantragung ohnehin sehr kompliziert sei und die bislang kaum in den Hotels angekommen seien, erweitert werden. Und die Limits des Überbrückungsgelds III für Januar bis Juni von drei Millionen Euro pro Monat und maximal zwölf Millionen Euro müssten eliminiert werden. Die Kosten dafür bezifferte Iserlohe auf 3,35 Milliarden Euro. Wahrscheinlich wären sie aber deutlich geringer, weil die Branche die Zukunft gewönne und nach der Krise wieder Steuern bezahlen werde.