Für die Pharma-Sparte des Bayer-Konzerns wird 2025 ein entscheidendes Jahr. Neue Produkte werden eingeführt, die für Milliardenumsätze sorgen sollen.
Pharma-ForschungBayer entwickelt vielversprechende Medikamente

Sichtung von Gewebepräparate mit Tumorproben zunächst mit bloßem Auge. Anschließend durchlaufen die Proben zahlreiche weitere Analysen. Onkologie ist ein Schwerpunkt der Pharma-Sparte von Bayer.
Copyright: picture alliance / dpa
„Wir ziehen alle Register, um die Leistungsfähigkeit unserer Pipeline voranzutreiben“, sagte Stefan Oelrich, Mitglied des Vorstands von Bayer und Leiter der Division Pharmaceuticals bei Bayer am Dienstag beim Medientag der Sparte. Er kündigte für dieses Jahr eine Reihe von bahnbrechenden Produkten mit Blockbuster-Potenzial an, die Bayer auf den Markt bringen werde. Blockbuster sind Medikamente mit einem Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde Euro.
Eine positive Einschätzung zur Pipeline im Bereich Pharma hat auch Markus Manns, Fondsmanager bei der genossenschaftlichen Union-Investment. Die habe im letzten Jahr zahlreiche positive Ergebnisse geliefert, so Manns. Er verweist etwa auf das Krebsmittel Nubeqa als auch auf Kerendia. Sowohl für das Krebsmittel als auch für das Nierenmittel Kerendia hat es Indikationserweiterungen gegeben.
Wegen des Patentablaufs von Xarelto hat die Pharma-Sparte zwar einige schwierige Jahre vor sich, sie wird aber nicht länger als Sorgenkind gesehen.
Auch Elinzanetant zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren wird Blockbuster-Potenzial zugetraut. Bayer rechnet mit einer Markteinführung noch im laufenden Jahr. Die läuft in Deutschland bereits für das neue Herzmittel Beyonttra (Acoramidis), das die EU-Kommission im Februar zugelassen hat. Und das Augenmittel Eylea darf jetzt in einer höheren Dosis verabreicht werden, was die Umsätze anschieben sollte. Wichtig für Bayer sei es, die Markteinführungen erfolgreich durchzuführen, so Manns.
„Wegen des Patentablaufs von Xarelto hat die Pharma-Sparte zwar einige schwierige Jahre vor sich, sie wird aber nicht länger als Sorgenkind gesehen“, so Manns. Xarelto ist nämlich unter Druck. Mit Ablauf des Patentschutzes können Nachahmerpräparate auf den Markt drängen, die billiger angeboten werden. Seit 2021 sinkt der Umsatz mit dem Mittel bereits, im abgelaufenen Jahr um 13 Prozent auf 3,4 Milliarden. Im laufenden Jahr werde der Umsatzrückgang sich wahrscheinlich beschleunigen, und die Erlöse würden zwischen 1,0 bis 1,5 Milliarden niedriger liegen als im Vorjahr, so Konzernchef Bill Anderson bei der Vorlage der Bilanz Anfang März. Auch die Margen würden sinken.
Wachstum in Pharma wieder in 2027
Nubeqa und Kerendia sollen das zum Teil ausgleichen. Sie sollen zusammen in diesem Jahr 2,5 Milliarden in die Kassen spülen, 0,5 Milliarden mehr als zuvor geplant. 2027 will Bayer dann wieder Wachstum beim Umsatz erzielen und von 2028 an auch bei der Marge. Dafür sollen auch Kostensenkungen sorgen.
Helfen könnten weitere Mittel in der Produktpipeline. Da gibt es etwa neue Kontrastmittel in der Radiologie. Bayer macht nach eigenen Angaben auch mit seiner Zell- und Gentherapie-Plattform bedeutende Fortschritte. Wichtige Meilensteine in klinischen Studien seien erreicht, insbesondere im Bereich der Parkinson-Krankheit. Bemdaneprocel, eine Zelltherapie in der klinischen Entwicklung, werde auf der Grundlage positiver Daten aus der Phase-I-Studie direkt in die klinische Entwicklung der Phase III für die Parkinson-Krankheit übergehen. „Die Parkinson-Pipeline ist vielversprechend, aber sehr riskant“, sagte Manns. Sowohl die Therapie mit Bemdaneprocel als auch die Gentherapie AB-105 spielten bei der Bewertung des Konzerns noch keine Rolle.
Zukauf in der Präzions-Onkologie
Im Rahmen seiner Transformation hat Bayer nach eigenen Angaben seinen Fokus in der Forschung und Entwicklung geschärft, um eine hochdifferenzierte Pipeline für langfristiges Wachstum in den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Nierenerkrankungen, Neurologie und seltene Krankheiten sowie Immunologie aufzubauen. Durch eine rigorose Bewertung und Prioritätensetzung fokussiere sich Bayer Pharmaceuticals nun vollständig auf die Bereiche mit dem größten ungedeckten Bedarf und dem höchsten Wertpotenzial.
Auch in der Präzisionsonkologie will Bayer die Pipeline weiter ausbauen. Den Bereich hat Bayer zuletzt auch durch einen Zukauf in China gestärkt. Der Leverkusener Pharma- und Agrochemiekonzern sicherte sich die exklusive weltweite Lizenz zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines Mittels zur Bekämpfung von soliden Tumoren, also Neubildungen von Gewebe. Es verfolgt einen neuen Wirkmechanismus, bei dem die Tumorzellen effektiv angegriffen werden, gesunde Zellen aber verschont bleiben.
Zukäufe findet Manns für Bayer ideal. Der Fondsmanager gibt aber auch zu bedenken, dass Bayer dafür Geld fehle. Vorrang hätten vielmehr der Schuldenabbau, der nur langsam vorangehe, und die Verringerung der Klagerisiken bezüglich Glyphosat und PCB.