Kölner HandwerkskammerPrüfbericht ermittelt Schaden von einer Million Euro
Köln – Angebote zur Berufsbildung oder der Aufbau von Beratungsstellen für Kleinbetriebe etwa in Afrika. Von der Handwerkskammer entsandte Experten machten in der Entwicklungshilfe eine gute Arbeit, betonte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Sie genössen eine hohe Wertschätzung beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das solche Maßnahmen finanziert. Mit dem Ministerium und der Entwicklungsorganisation Sequa, über die die Kostenerstattung abgewickelt wird, seien auch sämtliche Projekte korrekt abgerechnet worden. Aber zwischen der Kammer und der Tochter Bildungs- und Beratungs-GmbH, über die die Projekte liefen, ist wohl einiges schief gelaufen.
Von 54.000 Euro Schaden im Jahre 2009 bis in der Spitze 179.000 Euro 2016 listet Heribert Warken, Geschäftsführer der ACT Audit Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, insgesamt einen Schaden von 1,1 Millionen Euro auf. Der Grund: Abrechnungsfehler. Im Kern sollen Kosten für Personal, das die Kammer bezahlte, die aber teils für die Bildungs- und Beratungsgesellschaft arbeiteten, der Tochter nicht in Rechnung gestellt worden sein.
In den Blick genommen hat Warken dabei den Zeitraum von 2009 bis 2018. Das seien die „rechtrelevanten Jahre“, so der Prüfer. Letztlich will die Kammer das Geld von Managerversicherungen von Hauptgeschäftsführer Ortwin Weltrich und seinen Stellvertreter Peter Panzer zurückholen. Die Kammer sieht die beiden, die im März Aufhebungsverträge unterzeichnet haben, in der Verantwortung. Diese Versicherungen zahlen aber nur für Schäden, die maximal zehn Jahre zurückliegen. „Wir wollten gutes Geld nicht schlechtem hinterherwerfen“, sagt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Und eine Untersuchung über einen längeren Zeitraum wäre teurer geworden.
Dabei sind Fehler wohl schon ab 1995 gemacht worden, als die Tochter die Tätigkeit aufgenommen hat. Und auch Schäden müssen damals entstanden sein. Aufgefallen sind sie aber erst zuletzt. Weltrich, der 2007 zum Hauptgeschäftsführer aufgerückt ist, nachdem er seit 1992 Stellvertreter war, hat offenbar eine Untersuchung angestoßen und Wollseifer im Januar dieses Jahres informiert. Diese Angaben hätten sich aber nicht mit weiteren Hinweisen gedeckt, so der Handwerkspräsident, ohne konkret zu werden, so dass weitere Nachforschungen erfolgt seien.
Warken, der betonte, dass er keine rechtliche Wertung vornehme, hat für zehn Jahre einen Schaden von 730 000 Euro allein bei Personal- und Sachkosten ermittelt. Dazu komme ein „derivativer Schaden“ von 390 000 Euro. Der ergebe sich etwa aus Tantiemen von insgesamt 89 000 Euro, die Weltrich und Panzer, die auch Geschäftsführer der Bildungs- und Beratungs-GmbH waren, erhalten hatten. Warken wertet auch eine Spende der GmbH an eine Stiftung der Kammer als Schaden. Hätte die GmbH wegen der fehlerhaften Berechnung der Personalkosten nicht so hohe Gewinne gemacht, hätte sie dieses Geld nicht ausgegeben können, argumentiert Warken.
Übersehen haben die Fehler der Rechnungsprüfungsausschuss der Kammer, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und auch die Gesellschafterversammlung der GmbH. Warken verweist auf verkürzte Rechnungslegung, zu der die kleine GmbH nur verpflichtet war. Da habe das kaum auffallen können. Wollseifer betont eine „sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Weltrich und Panzer. „Das darf aber nicht blind machen“, sagt er weiter. Er selbst habe in der Angelegenheit mit Sicherheit nichts besser machen können.
„Die Schadenssumme ist völlig falsch“, sagt dagegen Weltrich. Zu Details könne er aber nicht Stellung nehmen, weil er das Gutachten nicht erhalten habe. Er überlege, berufsrechtliche Schritte gegen den Wirtschaftsprüfer einzuleiten, weil dieser Zahlungen, die die GmbH zugunsten der Kammer geleistet habe, nicht berücksichtigt habe. Seit seinem Amtsantritt als Hauptgeschäftsführer 2007 seien das über 900 000 Euro gewesen. Er betont, dass er sich nicht bereichert, sondern Verantwortung für Fehler von Mitarbeitern übernommen habe.