Hoher Besuch bei der Deutz AG. Der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil informierte sich über die Motoren des Unternehmens.
„Beeindruckende“ EinblickeSPD-Parteichef Lars Klingbeil besucht Kölner Werk der Deutz AG
„Was ich hier sehen konnte, ist beeindruckend“, sagte Lars Klingbeil am Dienstag bei einem Besuch bei Deutz AG. Der SPD-Vorsitzende hatte das Kölner Werk des Motorenbauers zusammen mit der Kölner Bundestagsabgeordneten Sanae Abdi und Claudia Walther, Co-Vorsitzende der SPD Köln und Kandidatin für das Europaparlament, besucht. Deutz sende klare Signale in Richtung Zukunft und mache sich massiv Gedanken zum Umbau des Unternehmens. Dabei brauchten alle Unternehmen Planungssicherheit, so Klingbeil.
„Wir müssen die Menschen mitnehmen beim Umbau zur Klimaneutralität und die Industrie“, so Klingbeil. Schließlich müssten die Unternehmen in Deutschland gehalten werden. „Wir können alles hier machen“, betonte Deutz-Betriebsratschef Thomas Hoen. Auch in Deutschland sei Gießen, Spanen und weiteres Bearbeiten von Metall möglich — und das mit hoher Qualität und Produktivität. Werde hier produziert, dann gebe es auch nicht die Logistikprobleme, unter denen die Unternehmen zuletzt gelitten haben.
Batterie für großen Schlepper würde zehn Tonnen wiegen
Zuvor hatte Deutz-Entwicklungsleiter Markus Schwaderlapp die Strategie von Deutz zur Klimaneutralität 2050 erläutert. Deutz investiert weiter in Dieselmotoren, bringt demnächst einen neuen Motor mit einem Hubraum von 3,9 Litern auf den Markt. „Ein schwerer Traktor, der sechs Stunden lang einen Acker pflügt, braucht dafür 600 Liter Diesel“, so Schwaderlapp. Die könnten in fünf Minuten getankt werden. Sollte der Schlepper vollelektrisch betrieben werden, seien dafür Batterien mit einer Leistung von 1500 Kilowattstunden nötig mit entsprechend langen Ladezeiten. Die Batterien allein würden zehn Tonnen wiegen. Zu viel für den Acker, der dann planiert würde. Aktuelle Diesel-Schlepper wiegen neun Tonnen.
„Die Verbrenner laufen länger als gedacht“, so Schwaderlapp. In Land- und Baumaschinen, die abseits von Straßen eingesetzt werden, sei die Elektrifizierung schwierig. Schwaderlapp verwies aber auch auf die alternativen Antriebe im Deutz-Angebot. Da sind zunächst Hybride, bei denen der Elektromotor Lastspitzen abfängt, sodass der Verbrenner kleiner dimensioniert werden kann.
Deutz hat Wasserstoffmotoren im Angebot, von denen 100 nach China geliefert werden, wo sie zusammen mit einem Generator als sogenanntes Genset Strom erzeugen. Der genutzte Wasserstoff ist dabei ein Nebenprodukt, das dort in Kokereien anfällt. Der Motor könnte aber auch eine Lokomotive antreiben. Deutz hat auch Stromspeicher im Angebot. Diese sogenannten Powertrees könnten die Batterien von kleineren Baumaschinen innerhalb von 20 Minuten aufladen.
Deutz macht sich für HVO stark
Daneben setzt Deutz auf E-Fuels und HVO. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom – vorzugsweise aus erneuerbaren Energien – aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. HVO steht für hydrierte Pflanzenöle, die durch eine Reaktion mit Wasserstoff vor allem zu Dieselkraftstoffen umgewandelt werden. HVO kann Diesel beigemischt werden oder Diesel vollständig ersetzen.
„Deutz hat noch zwei Millionen Motoren weltweit im Einsatz“, sagte Schwaderlapp. Dieselmotoren seien langlebig und die Investitionszyklen gerade bei Nutzfahrzeugen lang. Diese Motoren könnten mit HVO aber 90 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Deutz nutzt für den Werksverkehr bereits HVO, für den es eine eigene Tankstelle gibt. Das drohende Aus für E-Fuels und HVO ist seit April vom Tisch. Die Nutzung dieses Kraftstoffs müsse aber angerechnet werden, wenn verlangt werde, dass eine Baustelle etwa klimaneutral sein solle. Es gibt laut Deutz Verfahren, die sicherstellen, dass die dort verwendeten Baumaschinen wirklich synthetische Kraftstoffe tanken und nicht fossile.
Klingbeil für entidelogisierte Debatte
Wasserstoff, vor allem sauberer grüner, der auch die Industrie klimaneutral machen soll, ist derzeit in Deutschland nicht ausreichend vorhanden. Klingbeil verweist aber auf die Herstellung etwa in Ländern wie in Brasilien oder Chile. Wichtig sei, dass die Infrastruktur für die Wasserstoffnutzung geschaffen werde.
Bei synthetischen Kraftstoffen müsse die Debatte „entideologisiert“ werden. „Die Zukunft gehört dem Elektroantrieb. Da muss es eine klare Linie geben, und wir dürfen nicht wackeln“, so Klingbeil. Das gelte vor allem für die Fahrzeuge der Verbraucher. Nutzfahrzeuge auf der Straße und in der Landwirtschaft würden aber noch weiter mit Diesel betrieben. Da sei eine Offenheit nötig, so der SPD-Vorsitzende.