Los ging alles mit einem Bier in der Tradition des Kölsch-Vorgänger „Wiess“. Mittlerweile gibt es auch einige Exoten im Repertoire des „Blauen Tapirs“.
Craft Beer made in KölnBiersommelier will mit dem „Blauen Tapir“ heimischen Markt aufmischen
Wenn man unter anderem einen Braumeister im Freundeskreis hat, bleibt das eigene Brauen wohl nicht aus. Und wenn man aus Köln kommt, ist auch klar, dass es erst mal ein Kölsch sein würde. Unfiltriert, ganz in der Tradition des Kölsch-Vorgängers „Wiess“, das seit einiger Zeit auch bei größeren Brauereien wieder eine Renaissance erlebt. „Das haben wir dann zwei, drei Mal gebraut und immer wenn es fertig war, haben wir es getrunken, nochmal neu gebraut und ein bisschen nachjustiert. Irgendwann haben wir dann gesagt, das ist nahezu perfekt. So, wie es auch der Markt eigentlich mal vertragen könnte“, berichtet Diplom-Bier-Sommelier Kevin Kader.
Wiess als Kölner Craft Beer
Und so wurde aus einer Laune heraus ein ernsthaftes Unterfangen. Gemeinsam mit Cem Toker gründete Kader den „Blauen Tapir“, eine Craft-Beer-Brauerei aus Köln. Wobei, gebraut selbst wurde zunächst in Bonn und dann in Brühl: Die hiesigen Brau-Größen haben keine Kapazitäten für sogenannte „Kuckucks-Brauereien“, bei dem ein Braumeister seinen eigenen Sud in fremden Kesseln herstellen kann.
Bald wurde auch klar, dass es nicht beim Wiess bleiben sollte. „Lange Zeit dachte ich, wunderbar: Man ist in der Stadt, wo es das beste und einzig relevante Bier gibt. Irgendwann habe ich aber gemerkt, auch ein Pils kann ganz gut schmecken. Im Ausland habe ich immer probiert, was es gab und Sachen entdeckt, die mich begeistern konnten. Deutlich stärker gehopfte Biere, vielleicht mal ein Stout oder andere Spezialitäten“, sagt Kader. Und so blieb das „Plümo Wiess“ zwar der Platzhirsch, aber es gesellten sich Exoten wie das „Katapult Pale Ale“, die „Süpernova“, das „Tapir Entertainment“ und nicht zuletzt das „Schlömer Alt“ hinzu.
Ein rheinländischer Bierstil, betont Kader, der dem Kölsch gar nicht so fern steht. Ob man das in Köln wohl auch so sieht? „Viele Lokalpatrioten haben ja auch kein Problem damit, sich das bayerische Helle reinzulitern“, lacht Kader. Aber ja, meint der dann: der ganz große Verkaufsschlager werde es in Köln vielleicht nicht.
Auswahl gibt es also genug, doch der Vertrieb bleibt eine Herausforderung für den Nebenerwerbs-Brauer Kader. Zumal sich Partner Cem Toker familienbedingt aus dem Spiel nehmen musste und der vermeintliche Nebenjob sich mehr und mehr zu einer Art Fulltime-Job entwickelte. Den Blauen Tapir gibt es in ausgewiesenen Spezial-Läden wie dem Craft Beer Dealer oder dem Tap Schneider Getränkefachmarkt. Einen Online-Shop gibt es (noch) nicht, weil das Verpacken aufwendig und damit auch teuer wäre.
Wer mehr über den Blauen Tapir oder ganz prinzipiell die Welt des Craft Beers erfahren möchte, dem seien Kaders Tastings empfohlen. 2019 hat er sich mit „Craft Beer Tasting NRW“ selbstständig gemacht und konnte kürzlich sogar an der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers teilnehmen. Wo er sich durchaus Chancen auf obere Ränge ausrechnete. Dann kam leider ein derber Schnupfen dazwischen, und mit dicker Nase ist nun mal nicht gut riechen und schmecken. In zwei Jahren, versichert Kader, will er aber noch mal angreifen.