Gastgeberin Ana Gogichashvili will ihren Gästen die georgische Kultur nahebringen - nicht nur durch die traditionellen georgischen Gerichte.
Traditionell, authentisch, frischDas Restaurant „Badagi“ ist die georgische Botschaft im Kölner Süden
Wenn Ana Gogichashvili an ihre Heimat und an die dortigen kulinarischen Traditionen denkt, dann denkt sie an einen Tisch. Einen sehr großen Tisch, auf dem kein Platz mehr ist, weil alles voll steht mit leckeren duftenden und dampfenden Speisen. „Wenn wir Gäste einladen, dann gibt es nie nur Kaffee und Kuchen“, sagt Gogichashvili. „Dann stellen wir uns ein oder zwei Tage lang in die Küche und bereiten alles vor.“ Und dann werde gemeinsam gegessen und getrunken, gerne auch mal bis tief in die Nacht.
So ganz geht die Idee mit dem großen Tisch, an dem sich alle satt essen, in einem Restaurant zwar nicht auf. Und trotzdem geht es der gebürtigen Georgierin und ihrem Mann in gewisser Weise darum, genau dieses Gefühl den Menschen in ihrer neuen Heimat nahezubringen. Die beiden sehen sich mit ihrem Restaurant als georgische Botschafter in Köln.
„Badagi“ in Köln: Probleme mit der Terrasse
Gut ein halbes Jahr existiert ihr „Badagi“ mittlerweile auf der Hauptstraße in Rodenkirchen. Zu sagen, dass seitdem alles genauso gelaufen ist, wie sich die Inhaber es vorgestellt haben, wäre eine Lüge. Was weniger an der Nachfrage und dem Interesse der Kölnerinnen und Kölner an der georgischen Küche liegt. Ganz im Gegenteil. „Das Interesse ist groß“, sagt Gogichashvili. Die Gäste kämen nicht nur aus Rodenkirchen und dem Rest der Stadt, sondern aus allen Teilen des Landes. Menschen mit georgischen Wurzeln, aber auch Gäste aus Russland oder aus der Ukraine. Im Veedel sei man froh, dass es statt dem nächsten Italiener etwas Neues, etwas Besonderes zu probieren gibt.
Das Problem ist im hinteren Teil des schlauchförmigen Lokals zu verorten. Der Vormieter hatte die Terrasse und den früheren Wintergarten ohne Genehmigung umgebaut und genutzt. Als der alte Mieter auszog und das „Badagi“ übernahm, kam die fehlende Genehmigung ans Tageslicht – bis heute steht sie aus. „Jede Woche müssen wir 30 bis 35 Gästen absagen, weil wir keinen Platz haben“, sagt Gogichashvili, der die anhaltende Einschränkung große Sorgen bereitet. „Wir sind immer noch von der Gefahr der Insolvenz bedroht“, sagt sie. „Wir haben viele Ausgaben, aber machen mit nur 24 Plätzen zu wenig Umsatz.“
Zumal das „Badagi“ mit ihren beiden erfahrenen und extra in Georgien akquirierten Köchen für die vorhandenen Gäste einen großen Aufwand betreibt. Die Speisekarte umfasst 45 traditionelle georgische Gerichte, allesamt frisch zubereitet. „Die georgische Küche ist sehr vielfältig“, erklärt Gogichashvili. „Wir nutzen viel Gemüse, oft mit Walnüssen und Kräutern gefüllt. Wir verwenden viel frischen Koriander. Und alle Sorten Fleisch: Rind, Hähnchen, Lamm oder Schwein.“ Dazu gibt es viele Teiggerichte, zum Beispiel gefüllt mit Käse. Aber auch Grillgerichte. Zu den Bestsellern gehören die sogenannten Khinkali, gekochte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen. Oder Khachapuri, das gebackene Fladenbrot mit reichlich Käse gefüllt. „Es gibt eigentlich kein Gericht, das nicht gut ankommt“, sagt Gogichashvili selbstbewusst.
Besonderer Wein mit Bernsteinfarbe
Besonders stolz sind die Betreiber des „Badagi“ auf ihre Naturweine. Die Unesco hat die Herstellungsmethode der sogenannten Qvevri-Weine aus Georgien 2013 ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen. Bereits vor 8000 Jahren habe man in Georgien angefangen, Wein zu produzieren. „Georgien wird auch die Wiege des Weins genannt“, erklärt Gogichashvili. In Kooperation mit kleinen georgischen Unternehmen entstehen Weine, die extra fürs „Badagi“ produziert werden. Mehrere Monate fermentieren die Weine in Tonkrügen, der Weißwein erlangt dadurch die charakteristische Bernsteinfarbe. Ein großer Qvevri-Tonkrug erinnert direkt am Eingang des Restaurants an diese Tradition. Getrunken wird der Wein im „Badagi“ entweder im bekannten Weinglas oder stilecht aus einer Tonschale.
Ihre Heimat will die Gastgeberin ihren Gästen aber nicht nur übers Essen näherbringen. An den Wänden hängen Fotografien malerischer Landschaften, vom über 5000 Meter hohen Berg Kazbeg oder von der wunderschönen Region Swanetien am südlichen Ausläufer des Kaukasus. Daneben klären für Infotafeln über das georgische Alphabet auf, gegenüber begrüßt der „junge Fischer“ des berühmten georgischen Künstlers Niko Pirosmani die Gäste. Mit mehr Platz wären auch regelmäßige Veranstaltungen mit georgischer Live-Musik denkbar. „Es gab schon Gäste, die sich nach einem Besuch bei uns für eine Reise nach Georgien entschieden haben“, sagt Ana Gogichashvili stolz. In diesen Momenten überwiegt die Freude die Sorgen über die weiterhin geschlossene Terrasse. Die Mission der georgischen Botschaft im Kölner Süden ist offenbar aufgegangen.
„Badagi“, Hauptstraße 47 (Rodenkirchen), Mittowch, Donnerstag 18 -23 Uhr, Freitag 18 - 0 Uhr, Samstag 12 - 0 Uhr, Sonntag 12 -23 Uhr,
Aus der Karte
Khachapuri (gebackenes Fladenbrot mit Käse gefüllt): 18,90 Euro; Khinkali mit gemischtem Hackfleisch (gekochte Teigtaschen/Foto links): 19 Euro; Tskhare auf Ketsi (in Tonpfanne gekochtes und geschmortes Rindfleisch): 18,90 Euro; Kababi (am Spieß gegrilltes Hackfleisch mit Tomatensoße: 16,90 Euro; Qevriwein ab 8,50 Euro.