Die Süßwarenbranche setzt auf nachhaltig hergestellte und gesündere Süßigkeiten und Snacks. Die neuen Trends der Industrie sind auf der Süßwarenmesse in Köln zu bestaunen. Ein Rundgang
ISM CologneDas sind die neuen Trends bei Süßwaren und Snacks
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"Yummy"! Das Esspapier einer niederländischen Firma lässt die Herzen der Fans von süß-sauren Gaumenfreuden höher schlagen.
Copyright: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx
Schokolade aus gerösteten Sonnenblumenkernen. Das ist vielleicht nicht das „Yummy-Yummy-Wow“-Produkt auf der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse (ISM) in Köln. Aber es ist möglicherweise ein Blick in die nahe Zukunft der gesamten Branche. Die Gründe liegen in den stark gestiegenen Preisen bei den Basiszutaten und Rohmaterialien zur Herstellung von Süßwaren. Zudem bedrohen die Folgen des Klimawandels nach Aussage der Branche die Produktion wichtiger Produkte wie beispielsweise Kakao. Die Suche nach Alternativen ist daher in vollem Gange.
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Probiotische Süßigkeiten in Köln.
Copyright: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx
Das Start-up-Unternehmen „Planet A Foods“ aus der Nähe von München präsentierte sich am Montagmorgen erstmalig auf der Messe für die süßen Geschmäcker und stellte ihr neues Produkt einer alternativen Schokolade ohne Kakao vor. „Rund 80 Prozent des Schokoladengeschmacks wird durch die verschiedenen Herstellungsprozesse erreicht, nur 20 Prozent vom Kakao selbst. Diese Erkenntnis nutzen wir und verwenden Sonnenblumenkerne als alternatives Basisprodukt“, erläutert Firmenmitgründer Maximilian Marquart. Die Nachfrage scheint heute schon da zu sein, wie der Start-up-Unternehmer berichtet. „Die ISM ist für uns eine Riesen-Plattform und die vielen Rückmeldungen und Partnerschaftsanfragen aus der Branche zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Marquart.
Faire und nachhaltige Produkte sind gefragt
Dass sich etwas tut in der Branche, ist nicht nur bei den Herstellern zu spüren. Auch die Aussagen der Messevertreter und Marktforscher deuten einen tiefgreifenden Wandel an. Melania Calderon vom niederländischen Marktforschungsinstitut „Innova Market Insights“ äußerte auf der Messe am Montag, dass verschiedene Trends in der Branche immer wichtiger werden, auf die die Süßwarenhersteller reagieren. Bewusstes Konsumieren hin zu fairen und nachhaltigen Produkten seien für die Kundinnen und Kunden heute oft entscheidend, so Calderon. „Auch die bisherigen Nischen von vegetarischen und veganen Süßigkeiten entwickeln sich immer mehr hin zu wichtigen Produktsegmenten bei den einzelnen Herstellern.“ Gesunde Snacks mit wenig oder völlig ohne Zuckeranteil seien ebenfalls mehr und mehr gefragt bei Süßigkeiten-Liebhabern.
Sabine Schommer, Leiterin der ISM Cologne, unterstrich die beschriebene Entwicklung in der Branche mit dem Hinweis auf den Messebereich des „New Product Show Case“, in dem Produkt-Innovationen und -Alternativen präsentiert werden. „Die gestrige Verleihung des ,New Product Show Case'-Awards hat gezeigt, dass viele Trends, die die Marktforscher ausgemacht haben, bei den Produkten der Preisgewinner gut abgedeckt werden.“ Die Gewinner-Firma „Primus Wafer Paper“ stelle fruchtig-süß-saures Esspapier aus Kartoffelbasis her, deren Zutaten alle aus den Niederlanden kommen und auch deren Herstellung innerhalb der niederländischen Grenzen erfolge. Darüber hinaus steche das preiswerte Produkt durch eine innovative Präsentation und Vielfalt preiswürdig heraus, so Schommer. Weitere Preisträger sind die belgische Confiserie Vandenbulcke, die Pralinen aus einem Mix aus Kakao-Bohnen und einem hohen Anteil Kakao-Fruchtfleisch herstellen. Und die israelische Firma Barth, die gluten-freie und pflanzenbasierte Cracker herstellt.
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Die israelische Firma Barth gewann den 3. Preis beim "New Product Show Case"-Award mit ihren gluten-freien und pflanzenbasierten Crackern.
Copyright: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx
Auch die Messe wird sich verändern. Die Spartenmesse der ISM „ProSweets Cologne“ wird sich ab dem kommenden Jahr vergrößern. Guido Henschke, Leiter der ProSweets Cologne, kündigte den Start der „ISM Ingredients“ für 2026 am Montag an. Unter dem Dach der ISM werde diese Spartenmesse vor allem die Rohmaterialien, Zutaten und Zwischenprodukte der Süßigkeitenherstellung im Blick haben, die Basis für alle Produkte auf der ISM seien. „Warum diese Entscheidung? Die Industrie hat Signale an uns gesendet, dass hier ein Bedarf besteht, auf den wir nun mit diesem neuen Messekonzept reagieren“, so Henschke. Ziel sei es, die verschiedenen Sparten bei der Herstellung von Süßigkeiten-Produkten auf der Messe enger miteinander zu verknüpfen und somit die Chancen zur Erreichung von nachhaltigen Produktionsprozessen zu verbessern.
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Auch einen Preis gewann die israelische Firma Barth mit innovativen Crackern.
Copyright: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx
Auch Henschke wies darauf hin, dass die gesamte Branche in Zukunft große Herausforderungen zu bewältigen habe. Der Schlüssel dazu liege darin, Alternativen bei den Rohmaterialien und Zutaten-Produkten zu finden, die aber weiter den Ansprüchen der Kundinnen und Kunden hinsichtlich des Geschmacks und der Qualität genügen.
ISM Cologne
Die Internationale Süßwarenmesse (ISM) Cologne ist die weltweit führende Fachmesse für Süßwaren und Snacks. Noch bis zum 5. Februar bietet Köln die Plattform für Innovationen und Trends der Süßwaren- und Snackindustrie, darunter klassische Süßwaren, proteinreiche Schokokekse, gefriergetrocknete Früchte, Desserts aus Konjak, herzhafte Knabbererzeugnisse oder knusprige Snacks aus Hülsenfrüchten. Auf der diesjährigen ISM, zu der parallel auch die Zuliefermesse ProSweets Cologne stattfindet, präsentiert sich die Branche mit über 1500 Unternehmen aus 70 Ländern auf rund 100.000 Quadratmetern mit ihren neuesten Produkten. Im kommenden Jahr wird die Messe mit dem neuen Format ISM Ingredients ergänzt, wo Rohstoffe, Zutaten und Halbfabrikate eigenständig präsentiert werden.