Der Hunger auf Süßwaren und Snacks ist ungebrochen. In Europa wurde 2024 erstmals die Umsatzmarke von 100-Milliarden Euro geknackt.
Kölner Messe ISMLust auf Süßes ist ungebrochen
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Bunte Süßigkeiten warten auf Kunden.
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Der Umsatz der Branche stieg im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 104,6 Milliarden Euro, wie der internationale Handelsverband Sweets Global Network (SG) auf der Basis von Zahlen der Marktforscher von Nielsen IQ im Vorfeld der Kölner Süßwarenmesse ISM mitteilte. Die Branche habe ihre Position als Wachstumsmotor im europäischen Markt eindrucksvoll unter Beweis gestellt, so Ulrich Zuenelli, der SG-Aufsichtsratsvorsitzende. Das Absatzplus betrug 1,2 Prozent auf 60,9 Milliarden Einheiten. Der Durchschnittspreis kletterte um 5,7 Prozent je Einheit.
Dabei entwickelten sich die Preise in den Ländern der EU sehr unterschiedlich. Besonders deutlich kletterten die Preise für einen Warenkorb mit 17 bekannten Produkten von Haribo, Nutella oder Pringles in Deutschland um 12,2 Prozent. 31,96 Euro kostete hier der Warenkorb. Das ist nicht mehr so günstig wie vor zwei Jahren, als nirgendwo in Europa Süßwaren billiger waren als in Deutschland. Seitdem naschen die Franzosen besonders günstig mit 28,92 Euro für den Warenkorb. In der Schweiz werden dafür mehr als 47 Euro fällig. Nur wenig günstiger ist es in Norwegen, während der Warenkorb im Durchschnitt 37,05 Euro kostete.
Kosten für Rohstoffe und Energie treiben die Preise
Den Preissprung in Deutschland begründet Zuenelli mit gestiegenen Kosten für Energie, Logistik, Rohstoffe sowie höheren Arbeits- und Bürokratiekosten. In Deutschland setze sich der Trend zu überproportionalen Preissteigerungen fort. Hauptpreistreiber waren demnach Schokoladenwaren. Der Kakaopreis habe sich pro Tonne am Terminmarkt in den vergangenen drei Jahren auf 11.300 Euro verfünffacht, berichtet Bastian Fassin, Vorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Er verwies auf schlechtere Ernten in Westafrika, der wichtigsten Region für die Ware. Das begünstige die Spekulation. Außerdem sei die neue Ware aus der Haupterntezeit von November bis Februar noch nicht angekommen, die Lager aber recht leer. Das Ergebnis seien volatile Märkte.
Das Jahr 2024 sei überhaupt ein schwieriges gewesen, so Fassin. Kostensteigerungen und eine Flut an bürokratischen Anforderungen würden den Unternehmen mit 60.000 Mitarbeitenden die Luft abschnüren. „Falls die neue Bundesregierung nicht zügig gegensteuert, droht eine Marktbereinigung zulasten kleiner und mittelständischer Unternehmen — und eine zunehmende Verlagerung von Produktionsschritten ins EU-Ausland“, so Fassin.
Produktion in Deutschland sinkt
Schon im abgelaufenen Jahr sei die Produktion von Süßwaren und Knabberartikeln in Deutschland um geschätzt 2,7 Prozent auf 4,18 Millionen Tonnen gesunken. Der Wert der Produkte stieg aber um 5,3 Prozent auf 17,4 Milliarden. Exportiert wurden 2,47 Millionen Tonnen, 0,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Exportumsatz stieg laut BDSI aber um 16,7 Prozent auf rund 14,3 Milliarden. Der Wert der Einfuhren stieg allerdings um 27,3 Prozent auf 9,66 Milliarden, die importierte Menge um 3,8 Prozent auf 1,77 Tonnen. Für Fassin ist der zunehmende Import ein Alarmzeichen für die schwindende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. „Auch 2025 erwartet die deutsche Süßwarenindustrie kein ruhiges Jahr, denn insbesondere bei den Kakao- und Zuckerpreisen ist keine Entspannung zu erkennen“, so Fassin.
Einwohner zahlen im Schnitt 245 Euro für Knabberartikel im Jahr
Der Handel zeigt sich zufrieden mit dem Geschäft mit Süßwaren. Das abgelaufene Jahr sei mit einem Umsatzplus zu Ende gegangen, so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE. Jeder Einwohner habe im Schnitt 245 Euro für Süßwaren ausgegeben. Die verkauften Stückzahlen hätten aber nicht mithalten können, aber erste spätere detaillierte Auswertungen könnten zeigen, in welchem Verhältnis nominales und reales Wachstum stehen würden. Genth befürchtet im laufenden Jahr eine Zurückhaltung beim Konsum. Der Belohnungsfaktor — man gönne sich manchmal etwas Gutes — könne die negative Stimmung bei Süßwaren aber abschwächen.
Auf der Fachmesse ISM zeigen von Sonntag bis Mittwoch auf 100.000 Quadratmetern 1500 Aussteller klassische Süßwaren und Neuheiten wie proteinhaltige Schokokekse oder gefriergetrocknete Früchte. Weitere 200 Aussteller präsentieren sich auf der Zulieferermesse Pro Sweets. Die beiden Messen stellten das weltgrößte Branchentreffen dar, so Kölns Messechef Gerald Böse. Satellitenveranstaltungen der ISM gibt es in Japan und im Mittleren Osten.