Interview mit RWE-Chef Schmitz„Unsere Beschäftigten tragen die Hauptlast“
- Mit dem Kompromiss zum Kohleausstieg sei RWE an die Grenze des Machbaren gegangen.
- Das sagt der Chef des Energiekonzerns Rolf Martin Schmitz im Gespräch mit unserer Autorin.
- Schmitz erklärt, was die Beschäftigten des Konzerns erwartet und wie hart die Verhandlungen waren.
Herr Schmitz, was bedeutet der Kohleausstieg für die RWE-Beschäftigten?
Mit dem Kompromiss ist RWE bis an die Grenze des Machbaren gegangen, unsere Beschäftigten tragen die Hauptlast des deutschen Kohleausstiegs. Allein bis 2022 werden wir 3000 Arbeitsplätze in der Braunkohle abbauen, bis 2030 werden es insgesamt 6000 Stellen sein. Das sind 60 Prozent der Stellen, die RWE in Tagebauen und Kraftwerken im rheinischen Revier hat. Für RWE ist der Kohleausstieg eine Zäsur.
Müssen die Mitarbeiter Kündigungen fürchten?
Kein Mitarbeiter fällt ins Bergfreie. Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen, da stehen wir zu unserem Wort. Die Altersstruktur hilft uns dabei. Für Beschäftigte ab 58 Jahre steht mit dem Anpassungsgeld, das der Bund zahlt, eine Regelung zur Verfügung. Aber wir brauchen alle Instrumente, auch Abfindungen und Umschulungen um das zu stemmen.
Was bedeutet der Ausstieg für RWE finanziell?
An Entschädigung erhalten wir 2,6 Milliarden Euro vom Bund, verteilt über die nächsten 15 Jahre. Der finanzielle Schaden des Kohleausstiegs für RWE liegt aber bei 3,5 Milliarden Euro.
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Darunter sind allein zwei Milliarden für die Erhöhung der Bergbau-Rückstellungen, insbesondere wegen der Neuplanung des Hambacher Forsts. Noch nicht eingerechnet sind entgangene Gewinne. Sie sehen: Der Preis, den RWE für einen gesellschaftlichen Kompromiss zahlt, ist hoch.
Was bedeutet das für die Dividende?
Die Belastung ist hoch, aber wir können sie schultern. An der Dividendenplanung ändert sich daher nichts: Wir gehen weiter davon aus, dass wir 80 Cent je Aktie für 2019 zahlen.
Sie haben stets gesagt, RWE brauche den Hambacher Forst zwingend. Nun bleibt er doch stehen.
Kohlekommission und Landesregierung haben diesen Wunsch geäußert. Nun tragen wir ihm Rechnung: Der Forst bleibt stehen. Damals sind wir von einem Weiterbetrieb des Tagebaus ausgegangen. Wenn man aber den Tagebau wie jetzt geplant komplett aufgibt, sind die Freiheitsgrade natürlich größer. Allerdings bedeutet das eine komplette Neuplanung von Abbau und Rekultivierung, davon waren wir bisher nicht ausgegangen. Der Abbau in Hambach geht bis 2022 weiter zurück. Bis die Kohlegewinnung ganz eingestellt ist, wird es 2029 werden. Damit wird gleichzeitig klar, dass Garzweiler unverändert gebraucht wird. Der See, der auf dem Tagebau Hambach entstehen wird, wird ganz anders aussehen als geplant.
Was wird aus den Protestlern?
Für die Aktivisten gibt es keinen Grund mehr, im Hambacher Forst zu bleiben. Es wird spätestens jetzt Zeit, dass sie dort endlich ihre Baumhäuser abbauen.
Wie waren die Verhandlung?
Wir haben im vergangenen Jahr hart gearbeitet, da war manche kurze Nacht dabei. Es hätte einfacher gehen können, wenn der ein oder andere Entscheider im Osten genauso kompromissfähig gewesen wäre wie wir. Nun schauen wir nach vorn: Es ist gut, dass Regionen und Mitarbeiter endlich Planungssicherheit haben.