Die Kreissparkasse Köln hat in schwierigem Umfeld im abgelaufenen Jahr mit einem Gewinn nach Steuern von 237 Millionen Euro das Ertragsniveau des Rekord-Vorjahres erreicht. Vorstandschef Alexander Wüerst zeigt sich im Interview ausgesprochen zufrieden.
Kreissparkasse KölnVorstandschef Wüerst fordert stärkere Förderung des Wohneigentums

Seit Februar 2006 steht Alexander Wüerst an der Spitze der Kreissparkasse Köln. Er ist damit der Vorstandschef der 50 größten Geldhäuser Deutschlands, der am längsten in Amt ist. Ende des Jahres wird dann Thomas Pennartz Vorstandsvorsitzender des Instituts.
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Herr Wüerst, Hand aufs Herz. War dieses Ergebnis für 2024 so geplant?
Nein. Das Ergebnis liegt über unseren Planungen. Da waren wir wohl zu konservativ. Wir hatten mit höheren Kreditausfällen gerechnet. Zum einen ist die Substanz der Unternehmen gut. Zum anderen werden Unternehmen jetzt auch häufiger liquidiert, wenn sie auf Schwierigkeiten zusteuern oder keinen Nachfolger finden, und gehen nicht in die Insolvenz.
Was sind die größten Herausforderungen?
Die Regulierung ist herausfordernd. Wenn ich Ende des Jahres aus dem Amt ausscheide, wird mir vieles fehlen, nicht aber die Regulatorik. Nur zwei Zahlen dazu: Wir haben im abgelaufenen Jahr 366 neue Vorschriften bekommen – also praktisch jeden Tag eine. Und 40 Leute arbeiten bei uns allein an der Vorbereitung auf die anstehende Aufsicht durch die Europäische Zentralbank. Aber auch im Immobilienbereich kann es bei eigentlich einfachen Finanzierungsrelationen -etwa im Vermietungsfall in der Familie - zu regulatorischen Nachteilen kommen.
Neben der Regulierung fordert uns auch die Gestaltung der Digitalisierung. Unser Weg ist hier eine gute Mischung von persönlicher Nähe vor Ort, bekannten Ansprechpartnern und einem starken Online-Angebot. Hier verbinden wir das Beste aus der Online- und der Offline-Welt miteinander.
In Deutschland ist die Zahl der Existenzgründungen rückläufig. Steht neuen Unternehmerinnen und Unternehmern nicht genug Geld zur Verfügung?
Dass die Zahl der Existenzgründungen rückläufig ist, liegt auch an dem langen Boom am Arbeitsmarkt. Aber auch die Anforderungen sind herausfordernder geworden. So hemmt die Bürokratie bei Gründungen mehr als fehlendes Eigenkapital. Was mich sehr freut ist, dass wir im vergangenen Jahr entgegen dem Bundestrend deutlich mehr Vollerwerbsgründungen finanziert haben als im Vorjahr, nämlich 188. Auch das Darlehensvolumen war mit 19 Millionen höher
Haben Sie die Regelungen für Immobilienfinanzierungen verschärft?
Jein. Es gibt zunehmende regulatorische Beschränkungen wie Eigenkapitalanforderungen bei der Finanzierung. Unsere eigenen Regelungen haben wir nicht verschärft.
Wohnraum ist knapp, die Mieten sind hoch. Wie könnte Abhilfe geschaffen werden?
Die Wohnungsknappheit birgt sozialen Sprengstoff. Das macht die Menschen unzufrieden. Wohneigentum macht dagegen zufrieden und ist ein Beitrag zur Altersvorsorge. Wohneigentum müsste stärker gefördert werden, etwa durch ein Aussetzen der Grunderwerbssteuer. Eine weitere Entlastungsmöglichkeit wäre es z.B., die Investition in die eigene Immobilie innerhalb von Einkommensgrenzen und bis zum Kaufpreis von 400.000 Euro durch einen Abzug von zwei Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren von der Steuerschuld abziehbar zu machen. Das wären dann bis zu gut 650,- Euro pro Monat. Eine Mietpreisbremse ist für mich dagegen keine gute Lösung.