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Hamsterkäufe und NachschubsorgeWarum Sonnenblumenöl auch weiterhin knapp bleibt

Lesezeit 3 Minuten
Sonnenblumen

Ein Feld voller Sonnenblumen 

Hamburg – Ein Montagabend in Hamburg, Anfang Mai. Da, wo sonst im Aldi das Sonnenblumenöl steht, herrscht gähnende Leere im Regal. Nicht viel besser ist die Situation im Rewe nebenan. Hier gibt es zwar noch einzelne Flaschen, aber nur zu hohen Preisen.

Seit Wochen ist in Deutschland das Sonnenblumenöl knapp. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat hierzulande ein Ansturm auf das goldgelbe Speiseöl begonnen. Die Folge: Viele Regalmeter in Supermärkten stehen leer.

Hamsterkäufe sind ein großer Faktor

Anders als noch beim Toilettenpapier zu Beginn der Corona-Pandemie hält der Mangel aber nachhaltig an. Warum? Die Hamsterkäufer haben aus Sicht des Handelsverbandes Lebensmittel eine entscheidende Rolle. Ein Sprecher teilt mit: „Die stellenweise geringere Warenverfügbarkeit liegt auch an dem immer noch zu beobachtenden übermäßigen Bevorratungsverhalten einiger Kunden, die weit über die haushaltsüblichen Mengen einkaufen.“

Grafik Sonnenblumenöl

Sprich: Wenn der durchschnittliche Supermarktkunde überdurchschnittlich viel Sonnenblumenöl kauft, löst das einen Stresstest für die Lieferketten aus. Steigt nun plötzlich die Nachfrage um 10, 20 oder 50 Prozent, halten das die Lieferketten nicht aus.

Deutsche haben 123 Prozent mehr Speiseöl gekauft

Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: In der letzten Februarwoche dieses Jahres haben die Deutschen 123 Prozent mehr Speiseöl gekauft als noch im September 2021. In diese Statistik spielt auch ein zweiter Effekt hinein: Schon vor Kriegsausbruch im Februar waren die Preise für Speiseöl deutlich gestiegen. Dies hing unter anderem mit Missernten in manchen Ländern zusammen. Zudem stieg die Nachfrage aus Asien.

Bereits seit März 2020 steigen die Weltmarktpreise für Speiseöle und erreichten ihren Höhepunkt im März 2021. Die deutschen Supermärkte erreichte diese Entwicklung aber mit einigen weiteren Monaten Verzögerung.

Auch Fritteusenbetreiber sind ein Problemfaktor

Als in Deutschland Gastronomiebetriebe nach der Pandemie wieder den Betrieb aufnahmen und die Fritteusen anwarfen, kaufte ein größerer Teil der Gastwirte das Öl nicht im Großhandel, sondern im Supermarkt um die Ecke, und das eben in nicht haushaltsüblichen Mengen. Offenbar war das Öl zu diesem Zeitpunkt im Supermarkt noch billiger als im Großhandel. Hamsterkäufer und Fritteusenbetreiber sorgten also gemeinsam für die leeren Regale.

Sonnenblumenöl Friteuse

Auch im Imbiss ist der Mangel an Sonnenblumenöl spürbar. 

Der tatsächliche Effekt des Ukraine-Krieges auf die Öl-Verfügbarkeit in Deutschland steht dabei noch aus. Deutschland ist in Sachen Sonnenblumenöl abhängig von Importen. Nur sechs Prozent des deutschen Gesamtverbrauchs von 0,4 Millionen Tonnen im Jahr 2020 hatten ihren Ursprung in Deutschland. Das teilte der Verband der Öl verarbeitenden Industrien in Deutschland (Ovid) mit.

Denn Sonnenblumen werden in Deutschland nur selten großflächig angebaut. Bundesweit waren es zuletzt 28000 Hektar, die Hälfte davon in Brandenburg. Anders die Ukraine: Laut Ovid stammt die Hälfte der weltweiten Sonnenblumenöl-Lieferungen aus dem Land. Es folgt Russland mit 27 Prozent. Der Krieg bedroht nun die Lieferungen aus dem Osten: Bereits geernteter Rohstoff kann die Schwarzmeerhäfen nur schwerlich oder gar nicht verlassen.

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Der Handelsverband Lebensmittel geht davon aus, dass auch deswegen die Verfügbarkeit knapp bleiben wird. Dabei betont der Verband, dass die Supermärkte nichts bunkerten: „Generell lässt sich sagen: Alles, was angeliefert wird, geht umgehend in den Verkauf.“ Mittlerweile aber zu stetig steigenden Preisen. Empörte Nutzer teilen in sozialen Netzwerken Bilder von Preisschildern: Der Liter Sonnenblumenöl wird dabei für fast fünf Euro angeboten.

Erste Firmen entscheiden sich bereits für günstigere Alternativen: McDonald“s beispielsweise hat die Öl-Zusammensetzung für seine Fritteusen angepasst und setzt verstärkt auf Rapsöl. Dieses wird auch Verbrauchern als Alternative für die heimische Küche empfohlen. Entsprechend steigt auch hier mittlerweile die Nachfrage, die Preise ziehen nach.