Grüne Wiese statt CityVerlässt die IHK Köln nun die Innenstadt?
Köln – Die IHK Köln sucht ein neues Domizil. Die Vollversammlung hat am Dienstagabend die Geschäftsleitung beauftragt, Standortalternativen zum Kammergebäude in der Kölner Innenstadt zu suchen und Verwendungsalternativen für diese Immobilie zu ermitteln. Leicht dürfte ein Verkauf des Kammergebäudes aber kaum werden. Zustand, Zuschnitt mit großen Sälen und Denkmalschutz lasten auf dem Preis.
Gleichzeitig hat die Versammlung mit 47 Stimmen bei acht Enthaltungen und fünf Nein-Stimmen beschlossen, ein vorliegendes Angebot zur Sanierung nicht anzunehmen. Es hatte sich kein Generalunternehmer gefunden, der das Gebäude für die Gesamtsumme von 40 Millionen Euro sanieren wollte. Die Baukosten hätten nach dem einzigen vorliegenden Angebot 16,9 Millionen über den veranschlagten 22,3 Millionen Euro als Obergrenze gelegen. Damit hätten die Gesamtkosten inklusive Umzug und Mieten für ein Ersatzquartier während der Bauphase 56,9 Millionen betragen. Dabei hatte die Vollversammlung im April 2017 einen Kostendeckel von 40 Millionen Euro festgezurrt. Den Beschluss, für dieses Geld zu bauen, hat die Vollversammlung am Dienstagabend aufgehoben.
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Eine Erneuerungs- und Instandhaltungsrücklage von gut 29 Millionen Euro bleibt vorläufig bestehen. Nach der erneuten Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Alternativen zur Sanierung des Kammergebäudes soll die Vollversammlung über die weitere Verwendung der Rücklage beschließen. Das Präsidium hatte dem Gremium vorgeschlagen, auf die Sanierung zu verzichten. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass der Reparaturstau größer war als angenommen. Außerdem wurde im Wandputz Asbest entdeckt, der Brandschutz würde bei einer Sanierung teurer als ursprünglich gedacht genauso wie die Dachentwässerung. Gleichzeitig explodieren gerade die Baupreise. Es ist schon schwer, überhaupt Firmen für Bauarbeiten zu finden.
Alternativen zur Sanierung gibt es
Das teilweise denkmalgeschützte Gebäude rechtfertige von seiner Substanz und seinem Wert derartig hohe Investitionen nicht, steht im Beschlussvorschlag des Präsidiums. Und eine weitere Reduzierung der Bausumme kam nicht in Betracht, weil in der gewählten Variante schon einfach gebaut werden sollte. Auf der Nordseite wurde etwa auf eine Klimaanlage verzichtet. Zeitgemäße Veranstaltungstechnik? Fehlanzeige.
Das Präsidium könne sich „Modelle wie einen Verkauf des Gebäudes und Anmietung von Flächen an einem anderen Standort innerhalb der Stadtgrenzen vorstellen“, heißt es weiter. Dabei sollten Überlegungen angestellt werden, das anzumietende Gebäude später zu erwerben. Ein Vorkaufsrecht solle deshalb im Vorfeld verhandelt werden. Überlegt hatte das Präsidium auch einen „Neubau des Gebäudes auf der 'Grünen Wiese'“ oder einen Verkauf des Kammergebäudes mit anschließendem Leasing (Sale-and-lease-back).
Alternativen zur Sanierung gibt es also. Sie sollen jetzt abgeklopft werden. In der Zwischenzeit wird das bestehende Domizil weiter genutzt. Es fallen wie heute bereits häufig Reparaturen an, und für einige Veranstaltungen müssen auch eigens Genehmigungen eingeholt werden.
Fakten zur IHK Köln
Der Bezirk der IHK Köln umfasst Köln und Leverkusen sowie den Oberbergischen Kreis, den Rhein-Erft-Kreis und den Rheinisch-Bergischen Kreis.
150 000 Unternehmen gehören der IHK an. Damit gehört sie zu den fünf größten Industrie- und Handelskammern in Deutschland.
Die Vollversammlung bestimmt die Richtlinien der IHK-Arbeit. Ihr gehören derzeit 105 ehrenamtliche Mitglieder an. Aus seiner Mitte wählt die Versammlung das Präsidium, das Beschlüsse vorbereitet. Präsident Werner Görg, vertritt mit Hauptgeschäftsführer Ulf C. Reichardt die IHK. (raz)