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Sanierungsstopp?Wie es nun für das Gebäude der IHK Köln weitergeht

Lesezeit 3 Minuten
Gebäude der IHK

Das Gebäude der IHK in der Kölner Innenstadt.

  1. Die Sanierung des maroden Kammergebäudes wird wohl am Dienstag gestoppt.
  2. Dann heißt es: Zurück auf Los für die IHK Köln.
  3. Wie es mit dem Gebäude weitergehen könnte, warum die Reißleine gezogen wird und vieles mehr klären wir in unseren Fragen & Antworten zum Thema.

Köln – Nach mehr als zehn Jahren begräbt IHK Köln offenbar Pläne zur Sanierung oder Modernisierung ihres Kammergebäudes in der Kölner Innenstadt. Der Vollversammlung, die letztlich entscheiden muss, empfiehlt das Präsidium, einen gefassten Sanierungsbeschluss aufzuheben. Das Präsidium, so heißt es in dem Beschlussvorschlag, kann sich „Modelle wie einen Verkauf des Gebäudes und Anmietung von Flächen an einem anderen Standort innerhalb der Stadtgrenzen vorstellen“. Einbezogen werden sollten Überlegungen, das anzumietende Gebäude später zu erwerben. Ein Vorkaufsrecht solle im Vorfeld verhandelt werden.

Warum zieht die IHK die Reißleine?

Derzeit findet sich offenbar niemand, der das Gebäude aus den frühen 50er Jahren für insgesamt 40 Millionen Euro saniert. Das einzig vorliegende Angebot beläuft sich auf 56,9 Millionen Euro. Eingeschlossen dabei sind neben Baukosten, Kosten für einen Generalunternehmen, den die Vollversammlung mit den Arbeiten betrauen wollte, um nicht selbst alle Arbeiten einzeln vergeben zu müssen, Kosten für Umzug und Miete für ein Ersatzquartier während der auf rund zwei Jahre angesetzten Bauphase.

Zu groß ist wohl der Reparaturstau. Außerdem wurde im Wandputz Asbest entdeckt, der Brandschutz würde teurer als ursprünglich gedacht und auch die Dachentwässerung. Gleichzeitig explodieren gerade die Baupreise, es ist schon schwer, überhaupt Firmen für Bauarbeiten zu finden.

Warum gibt die Kammer nicht mehr Geld aus?

Die Vollversammlung hat in der Vergangenheit eben diesen Kostendeckel festgezurrt. 40 Millionen Euro, das war die Summe, die eine im Jahr 2015 ins Auge gefasste Sanierung und Modernisierung der rund 16 000 Quadratmeter Fläche kosten sollte. Damals waren alternativ auch sowohl eine einfachere Sanierung ins Auge gefasst und verworfen worden wie auch schon der Verkauf und Neubau eines Kammergebäudes.

Bei der Konkretisierung der Planung stellte sich heraus, dass die Modernisierung 47 Millionen Euro kosten würde. Vor die Wahl gestellt, mehr Geld aufzuwenden oder weniger aufwendig zu bauen, entschied sich die Vollversammlung für ein Abspecken der Pläne. Auf der Nordseite wurde auf Klimatisierung verzichtet. Generell sollte einfacher gebaut werden. Mehr Geld aufzuwenden, laut Präsidium nicht. „Das teilweise denkmalgeschützte und sanierungsbedürftige Gebäude der IHK rechtfertigt von seiner Substanz und seinem Wert derart hohe Investitionen nicht.“ Eine Sanierung für 56,9 Millionen Euro würde keinen vertretbaren Mehrwert bringen.

Was sind die nächsten Schritte?

Zunächst muss die Vollversammlung entscheiden. Sieben Varianten hat das Präsidium bedacht. Folgt die Vollversammlung seinem Vorschlag, werden das Gebäude verkauft und Büroräume angemietet. Für Veranstaltungen soll fallweise gemietet werden. Das Gebäude kann nach Angaben der Kammer weiter genutzt werden. Es fallen wie heute bereits häufig Reparaturen an, und für einige Veranstaltungen müssen auch extra Genehmigungen eingeholt werden.

Gibt es eine klare Marschrichtung?

Vieles ist unklar, etwa was mit den für den Fall des Umbaus angemieteten Räumen in Braunsfeld passiert. Hier hat die Kammer nach früheren Angaben eine Rücktrittsoption. Ob das Kosten verursacht, blieb am Montag offen. Ebenso konnte die Kammer nicht sagen, was die bisherigen Planungen gekostet haben. Auch muss die Erneuerungs- und Instandhaltungsrücklage von rund 30 Millionen Euro aufgelöst oder umgewidmet werden, wie das Präsidium schreibt. Vielleicht braucht die Vollversammlung auch Bedenkzeit. Die Mitglieder wurden offenbar erst am Donnerstag informiert. Auch liegt kein ausgeklügeltes Konzept vor. Leicht dürfte der Verkauf des Kammergebäudes nicht werden. Zustand, Zuschnitt mit großen Sälen und Denkmalschutz lasten auf dem Preis. Auch die im Herbst anstehenden Wahlen zur neuen Vollversammlung, die das Präsidium bestimmt, dürften Entscheidungen nicht einfacher machen. Über den Bau ist schon heftig gestritten worden, ohne dass wichtige Wahlen anstanden. Und schon jetzt heißt es bei den IHK-Kritikern vom Bundesverband für freie Kammern, IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt stehe vor einem Scherbenhaufen.