Hohe Energiekosten, eine heftige Cyber-Attacke und Währungsverluste im Ausland machen Deutschlands führendem Großhändler zu schaffen.
Großhändler in der KriseMetro rutscht noch tiefer in die roten Zahlen
Die Metro will im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr endlich wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Im abgelaufenen weiteten sich die Verluste dagegen um ein Siebenfaches auf 331 Millionen Euro aus, wie das Düsseldorfer Unternehmen am Donnerstag in seiner Jahresbilanz bekanntgab.
Aktuell spielt der Metro das Comeback der Gastronomie in diesem Advent in die Karten: Konzernchef Steffen Greubel sieht hier „ein sehr positives Momentum“, die Restaurants seien wieder voll, die Hauptabnehmer der Großmärkte werden nach zwei schlimmen Corona-Jahren wieder gut besucht, was sich in den Metro-Kassen widerspiegelt.
Metro: Hacker-Angriff kostete dreistelligen Millionenbetrag
Viel Geld gekostet hat dagegen der Hackerangriff im Oktober – einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ an Umsatz und einen „mittleren bis hohen Millionenbetrag“ an Gewinn, sagte Greubel auf Nachfrage. Die Attacke legte zeitweise große Teile der Konzern-IT lahm, mit Auswirkungen bis an die Kassen der Großmärkte. Aber auch die Rekordpreise für Energie schlagen ins Kontor: Finanzchef Christian Baier veranschlagt 100 Millionen Euro Mehrkosten für das laufende Geschäftsjahr. Trotzdem rechnet der Vorstand fest damit, wieder schwarze Zahlen zu schreiben und damit 2023 auch wieder eine Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten zu können.
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In diesem Jahr gingen sie zum zweiten Mal in Folge leer aus, weil unterm Strich ein dickes Minus steht, obwohl der Umsatz um ein sattes Fünftel zulegte – auf knapp 30 Milliarden Euro. Weil das nur etwa zur Hälfte auf die allgemeine Inflation zurückgeht, stieg auch der operative Gewinn kräftig an – auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Entsprechend zufrieden zeigte sich das Metro-Management mit den laufenden Geschäften.
Ukraine-Krieg als belastender Faktor
Dass es netto trotzdem eine Drittelmilliarde Euro Verlust einstecken musste, begründet Greubel vor allem mit den Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Zum einen musste die Metro den Wert ihres großen Russlandgeschäfts mit 93 Märkten nach unten bereinigen, zum anderen belastet die starke Aufwertung des Rubel gegenüber dem Euro seit Kriegsbeginn im Februar die Bilanz des MDax-Konzerns. Auch der Verkauf des verlustreichen Belgien-Geschäfts sorgte im abgelaufenen Geschäftsjahr für hohe Extrakosten.
Nach wie vor verdient die Metro in Putins Reich mehr Geld als in Deutschland – mit 231 Millionen Euro lag der operative Gewinn (Ebitda) in Russland einmal mehr über dem im Heimatmarkt (167 Millionen Euro). Ist das der Grund dafür, dass die Metro anders als die meisten deutschen Konzerne sich nicht aus Russland zurückziehen will? Die auf der Jahrespressekonferenz mehrfach gestellte Frage beantwortete Greubel nicht zum ersten Mal mit Betroffenheitsmimik und der Betonung, wie wichtig die Metro für die Versorgung der russischen Bevölkerung mit Lebensmitteln sei. Das spiele in der „moralischen Logik“ eine wichtige Rolle. Zudem trage man dort Verantwortung für 10000 Beschäftigte, sagte Greubel. Man bewerte die Lage dort aber jede Woche aufs Neue. Finanzchef Baier räumte gleichwohl ein, dass das Russland-Geschäft „ein durchaus profitables“ sei.
Noch 21 von 26 Metro-Märkten in Ukraine geöffnet
In der Ukraine sichere die Metro gar die „Kernversorgung mit Lebensmitteln“, erklärte Greubel, noch immer hätten aktuell etwa 21 der 26 Märkte in dem vom Krieg zerrütteten Land geöffnet. Sie würden vor allem aus den Nachbarländern, in denen die Metro ebenfalls Großmärkte betreibt, mit Ware beliefert. In der Ukraine beschäftigt die Metro nach eigenen Angaben rund 3500 Menschen.
Steffen Greubel ist seit anderthalb Jahren Chef des Großhandels-Riesen. Seine Strategie, die Verkaufsfläche in den weltweit 661 Märkten zu verkleinern, um Platz für das wachsende Liefergeschäft zu schaffen, scheint aufzugehen. Jeden fünften Euro nimmt die Metro inzwischen mit der Belieferung von Gastronomen und Hotels ein, im vergangenen Geschäftsjahr wuchs der Umsatz um 53 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Greubel hat dafür in den Großmärkten rund ein Drittel des Sortiments ausgelistet. „Der Schnickschnack muss raus“, sagt er – und setzt stattdessen mehr auf Eigenmarken.