Hat der Autobauer Ford erfolgreich mit einem Investor über die Übernahme seines Standortes in Saarlouis verhandelt? 4400 Mitarbeiter hoffen auf positive Nachrichten.
„Meilenstein“Ford-Belegschaft erwartet Entscheidung zu Werk im Saarland
Bei einer Betriebsversammlung an diesem Donnerstag (5. Oktober, 12.15 Uhr) erwarten die Beschäftigten des US-amerikanischen Autobauers Ford in Saarlouis Aussagen darüber, ob es einen weitergehenden Vertrag mit einem Investor und weitere Verhandlungen gibt - oder ob der Investorenprozess gescheitert ist. Mitte 2025 läuft die Produktion des Ford „Focus“ am Standort aus. Aktuell arbeiten dort 4400 Mitarbeiter, hinzu kommen weitere 1300 in Zuliefererbetrieben.
Bei einer Belegschaftsversammlung Ende Juni hatte Ford-Deutschland-Chef Martin Sander von konkreten Vereinbarungen mit einem Investor berichtet. Bis zum 30. September sollte ein bindender Vorvertrag ausgearbeitet werden. Die IG Metall, die für die Beschäftigten hohe Abfindungen gefordert hatte, sagte daraufhin eine geplante Urabstimmung ab.
Ford-Beschäftigte: 15 Monate Ungewissheit
„Wir werden uns im Vorfeld nicht äußern. Wie immer als Betriebsrat werden wir die Belegschaft zuerst informieren“, sagte der Saarlouiser Betriebsratsvorsitzende Markus Thal der Deutschen Presse-Agentur. Auch Ford-Sprecherin Ute Mundolf verwies darauf, „zum derzeitigen Zeitpunkt keine näheren Details geben“ zu können.
Die insgesamt 5700 Beschäftigten bei Ford und den Zulieferern leben seit 15 Monaten in Ungewissheit. Ende Juni vergangenen Jahres hatte Ford die Entscheidung verkündet, dass das Werk im spanischen Valencia den Zuschlag für die neue Elektroauto-Plattform erhält. Damit wurde das Ende für die „Focus“-Produktion Mitte 2025 in Saarlouis besiegelt.
Über mögliche Investoren war spekuliert worden, vor allem chinesische Elektroauto-Hersteller wie BYD waren ins Gespräch gebracht worden. Auch der chinesische Autobauer Chery soll großes Interesse an einer Produktion in Deutschland haben. Ob der Standort im Saarland interessant sei, mochte Chery-Europa-Chef Jochen Tüting in dieser Woche nicht beantworten. Für eine Entscheidung für einen Produktionsstandort sei es aktuell auch noch zu früh.
Im Ford-Werk Saarlouis laufen seit einigen Monaten bereits Abfindungs- und Altersteilzeitprozesse. Nach Angaben des Betriebsrates wurden bislang 100 Stellen abgebaut, etwa 20 Mitarbeiter wechselten zu Ford nach Köln. Zum 1. Januar 2023 soll die Belegschaft um 650 Beschäftigte von 4500 auf 3850 reduziert sein. Ford-Deutschland-Chef Sander nannte bei der Betriebsversammlung im Juni die ersten unterzeichneten Vereinbarungen eine „hervorragende Grundlage“ für weitere Verhandlungen mit dem Potenzial von rund 2500 Arbeitsplätzen in Saarlouis.
Ford und Investoren: Einvernehmliche und faire Verständigung
Landes-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) hatte von einem Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung des Standortes gesprochen. Das Land habe intensiv verhandelt „und ein Paket in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags auf den Tisch gelegt“, erklärte Barke auf Anfrage. Es brauche aber vor allem auch eine einvernehmliche und faire Verständigung zwischen Ford und der Investorenseite und letztendlich auch eine finale Entscheidung seitens des Investors. „Unser alleiniges landesseitiges Engagement reicht hier nicht.“
Mit großen Erwartungen blickt auch die Gewerkschaft auf die Betriebsversammlung an diesem Donnerstag. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen, Lars Desgranges, ließ offen, ob kurzfristig zu einer Urabstimmung aufgerufen werde, sollten die Verhandlungen gescheitert sein. Vor der Versammlung werde er sich „nicht zu möglichen Szenarien äußern“. (dpa)