Die Marke hat Tesla überholt und darf sich weltgrößter Elektroautobauer nennen. Doch in Deutschland ist er noch weitgehend unbekannt. Das dürfte sich nun ändern.
In Deutschland noch recht unbekanntE-Auto-Spezialist BYD erobert nun auch NRW
Wer diesen Laden in der Kölner Innenstadt betritt, kommt selten ohne Vorurteile. Über asiatische Billigautos voller Plastik, bei denen im Crashtest der Motor- den Kofferraum küsst. Drei Autos stehen in dem Shop. Drei vollelektrische BYD. BYD? Kaum jemand hat von dieser Marke bisher gehört, ergibt eine Spontanumfrage.
Die Marke hat im vergangenen Jahr Tesla überholt und darf sich somit weltgrößter Elektroautobauer nennen. Bisher ist BYD nur in seinem Heimatland China eine etablierte Größe. Jetzt nimmt der E-Auto-Spezialist mit dem vollen Namen „Build Your Dreams“ Deutschland stärker ins Visier.
Billig sind die BYD-Modelle schonmal nicht, wie die Preisschilder verraten. Der Shop in Köln war der erste in Deutschland, als er im Dezember 2022 öffnete. Ein Jahr später kommt BYD auch ins Ruhrgebiet: Am 15. Dezember soll es in Dortmund losgehen, am bestehenden Mercedes-Benz-Autohaus Senger. Das verriet Andreas Knipp, der BYD-Geschäftsführer der Senger-Gruppe, im Gespräch mit unserer Redaktion. Senger ist einer von sieben BYD-Händlern in Deutschland.
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Aber BYD ist als chinesischer Hersteller längst nicht mehr allein auf dem deutschen Markt: Mit Nio kommt bald ein weiterer chinesischer Autobauer hinzu, der im Premiumsegment angreifen will. Derzeit wird eine Filiale im Essener Zentrum aufgebaut, eine erste hat in Düsseldorf bereits geöffnet.
In der Fachwelt ist der Angriff chinesischer E-Autos in Europa seit langem das Thema schlechthin. Für Autofahrer, die überlegen, ob der nächste Wagen elektrisch fahren soll, werden chinesische Modelle aber erst jetzt zur sichtbaren Alternative. Und mit BYD drängt Chinas automobiles Aushängeschild auf den deutschen Markt.
Mit dem Verkaufsrekord von 1,85 Millionen elektrisch angetriebenen Autos hat BYD im vergangenen Jahr die globale Konkurrenz geschockt. Tesla verkaufte rund eine halbe Million Autos weniger. Mit seinen 1,3 Millionen bleibt der US-Pionier bei den vollelektrischen Modellen allerdings vorn, denn BYD verkauft auch Hybridautos. Künftig will sich BYD aber voll auf reine E-Autos konzentrieren. Der größte Vorteil von BYD ist dabei sein großes Knowhow in der Batterietechnik. Die Chinesen entwickeln und bauen sie selbst, das spart Kosten. Ein großer Vorteil gegenüber den deutschen Herstellern ist auf deren Heimatmarkt die für E-Autos sehr kurzen Lieferzeit von wenigen Wochen.
Bis 2030 will BYD in Europa etwa 800000 E-Autos pro Jahr absetzen – und perspektivisch auch hier bauen. Nach Teslas Gigafactory in Brandenburg könnte ein weiteres internationales E-Auto-Werk in Deutschland entstehen. Zumindest steht das VW-Land neben Polen, Ungarn, Frankreich und Spanien in der engeren Wahl, wie Konzernkreise im Umfeld der IAA verlauten ließen. Mit der Produktion in der EU würde BYD den Importzoll sparen, was schon Tesla für eine Preisoffensive in Europa genutzt hat.
16 Filialen sollen eröffnen
Mit das schwierigste ist der Aufbau eines starken Vertriebs in Deutschland. BYD hat die Republik in sieben Händlerzonen aufgeteilt und mit der schwedischen Hedin-Gruppe einen schlagkräftigen Generalimporteur für Europa gefunden. In NRW und Niedersachsen ist es am Autohaus Senger, den Markthochlauf zu organisieren. Nach Köln will der Familienbetrieb, der mehr als 50 Autohäuser betreibt, im November in Bielefeld und im Dezember in Dortmund eröffnen. Insgesamt plant Senger 16 Filialen.
Der Start als Neuling sei „mühsam“ gewesen, sagt Knipp, die Marke in Deutschland einfach noch nicht bekannt. Der große IAA-Auftritt, auf der BYD seine neue, bis zu 530 PS starke Limousine „Seal“ präsentierte, und die erste Werbeoffensive der Chinesen mit TV-Spots habe „extrem geholfen“.
Wer bisher bei ihm gekauft habe? Knipps Antwort überrascht: „Viele haben BYD-Aktien, sind hier reingekommen und haben gesagt, sie hätten gar nicht gewusst, dass BYD auch Autos baut.“ Tatsächlich ist das Technologieunternehmen, das mit Batterien groß geworden ist, seit Jahren auch bei Kleinanlegern begehrt, der Aktienwert hat sich binnen fünf Jahren versechsfacht. Auch zähle er mehr Frauen in der Käuferschaft als bei anderen Marken, erzählt Knipp. Im August erzielte BYD mit 2034 zugelassenen E-Autos in Deutschland einen Marktanteil von rund 2,5 Prozent. Nahziel für Deutschland sind fünf bis zehn Prozent, mittelfristig will BYD jedes fünfte zugelassene E-Auto in Europa stellen.