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Neue Trends der BrancheFitnessmesse Fibo in Köln eröffnet – immer mehr Senioren trainieren

Lesezeit 4 Minuten

Schauspieler Ralf Moeller posiert auf der Fitnessmesse Fibo auf einem Messestand.

In Köln hat die Fitness-Messe Fibo ihre Tore geöffnet, zunächst für Fachbesucher. Am Wochenende sind auch Verbraucher zugelassen.

Der Schauspieler Ralf Moeller kann sich noch recht gut daran erinnern, was ihm einst prophezeit wurde — der Verfall. „Bei mir selbst haben die Leute immer gesagt: Warte mal ab, mit 55 Jahren wird der Bizeps bis zur Kniekehle hängen“, sagt Moeller, eines der markanten Gesichter auf der seit Donnerstag laufenden Fitnessmesse Fibo in Köln. „Und was war?“, fragt der einstige Bodybuilder. Die Antwort ist an seinen Oberarmen zu sehen. „Mit 55 war der Bizeps noch da und auch mit 65“, sagt er, der bei der Messe immer mal wieder Werbetermine für Aussteller wahrnimmt, in diesem Jahr als „Fitness-Ikone“. „Ich trainiere einen 30-Jährigen in Grund und Boden, was Ausdauer und Wiederholungszahlen angeht“, gibt er sich selbstbewusst.

Der gelernte Schwimmmeister aus Recklinghausen, der es als germanischer Schwertkämpfer im Hollywood-Film „Gladiator“ zu Leinwand-Ruhm brachte, ist nicht der Einzige in seiner Altersklasse, der so selbstbewusst auftritt. Moeller ist Jahrgang 1959, er gehört damit zu den Babyboomern – also zu den geburtenstarken Jahrgängen von 1955 bis 1970, die in den kommenden Jahren in Rente gehen werden. Viele haben nicht vor, das Leben dann in einem Ohrensessel ausklingen zu lassen. Sie wollen noch etwas erleben. Dafür braucht man zwar keinen Gladiator-Bizeps —aber fit sollte man schon sein.

Eine Million Senioren trainieren

Der Branche eröffnet das viele Möglichkeiten. Nach Zahlen des Verbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) waren Ende vergangenen Jahres 11,3 Millionen Menschen Mitglied in einem Fitnessstudio in Deutschland, davon war knapp eine Million oder 8,7 Prozent 60 Jahre alt oder älter. 2019 lag die Quote bei 12,3 Prozent bei insgesamt 11,66 Millionen Mitglieder in Studios, die in der Corona-Pandemie dann zeitweise schließen mussten. Ende 2021 lag die Mitgliederzahl nur noch bei 9,26 Millionen. Besonders Senioren zogen sich zurück.

„Als erhöhte Risikogruppe waren viele „Best Ager“ verängstigt und finden nur schwerer als andere Altersgruppen den Weg zurück in die Fitness- und Gesundheitsanlagen“, sagt Alexander Wulf vom DSSV. Die Verunsicherung werde aber zunehmend überwunden. „Wir gehen in den nächsten Jahren von einer hohen Nachfrage in dieser Altersgruppe aus. Gemessen an der Anzahl dieser Altersgruppe in Deutschland und verstärkt noch durch den demografischen Wandel ist das Potenzial enorm“, erklärt der Verbandsvertreter.

Ältere Zielgruppe hat mehr Zeit

Die ältere Zielgruppe ist für Studios aus gleich mehreren Gründen attraktiv. „Zum einen verfügen ältere Menschen oft über eine stabile finanzielle Situation und sind eher bereit, in ihre Gesundheit und Fitness zu investieren. Schließlich kostet die Mitgliedschaft in einem Einzelstudio pro Monat im Schnitt 55,21 Euro, in Kettenbetrieben sind es 37,77 Euro pro Monat. Zum anderen seien die Senioren motiviert, um ihre Lebensqualität zu verbessern und das Risiko von altersbedingten Krankheiten zu reduzieren, so Wulf.

Als Rentner kann man sich den Tag auch anders einteilen — und den Studios Kunden in Stunden bescheren, in denen sie normalerweise nicht so stark ausgelastet sind. In vielen Studios gibt es bereits spezielle Kurse, die auf älteres Publikum zugeschnitten sind. Themen sind Mobilität, Gleichgewicht, Flexibilität, Kraft. Bei der Studiokette FitX ist die Anzahl der Ü60-Mitglieder in den vergangenen sieben Jahren um fast die Hälfte gestiegen, wie eine Firmensprecherin sagt. Noch liegt ihr Anteil an der gesamten Mitgliedschaft im einstelligen Prozentbereich. „Wir gehen davon aus, dass in Zukunft mehr Menschen über 60 in Fitnessstudios trainieren werden“, sagt Firmensprecherin Johanna Pistor. Auch Konkurrenten haben einen höheren Seniorenanteil als früher.

Gesundheit ist starkes Motiv für das Training

Die Wahrnehmung des Fitness-Sports ändere sich, auch bedingt durch die Pandemie, sagt FitX-Sprecherin Pistor. Vor Corona hätten Mitgliederbefragungen ergeben, dass Muskelaufbau und Gewichtsreduktion die Hauptmotivationen waren. Inzwischen gehe es mehr darum, etwas für die Gesundheit zu tun und sich nach dem Sport besser zu fühlen. Gerade vom Fitness-Trend erhofft sich die Branche starkes Wachstum. 15 Millionen sollen 2030 in Studios trainieren.

Darauf reagiert die Fibo. Neu ist eine Diagnostic Area, in der Möglichkeit gezeigt werden, die Gesundheit individuell zu optimieren, auch mit KI. Fitnesstracker, die Herzfrequenz oder Blutdruck überwachen, können dabei ebenso helfen wie spezielle Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel. Neben neuen Geräten und Trainingsmethoden werden auch spezielle Kleidung und angesagte Sneaker präsentiert. In einem Lifestyle-Bereich gibt es Workshops rund um Verbraucherthemen wie Permanent- und Gym Make-Up sowie Haar & Bart-Styling. Und natürlich gibt es gemeinsame Workouts , die Chance, die Stars der Branche in einem Strongman-Wettkampf zu sehen oder bekannte Influencerinnen und Influencer zu treffen. (mit dpa)


Die Messe

Noch bis Sonntag zeigen 979 Aussteller die Neuheiten. Damit wird das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht. Die Messe belegt 170 000 Quadratmeter des Messegeländes. Geöffnet ist sie jeweils von 9 bis 18 Uhr. Am Wochenende hat auch das breite Publikum Zutritt. Allerdings gibt es für Samstag schon keine Tickets mehr. Am Sonntag zahlen Studenten 33 Euro Eintritt, ohne Ermäßigung werden 37 Euro fällig. Kinder unter 15 Jahren kommen nur in Begleitung von Erwachsenen gratis auf die Messe. Im abgelaufenen Jahr hatten 867 Aussteller 106 146 Besucherinnen und Besucher angelockt.