Agnes Wojtacki, Leiterin des Kompetentzzentrum Frau & Beruf Region Köln, empfiehlt Unternehmen, bereits vorhandene Benefits für Angestellte stärker herauszustellen.
Fachkräftemangel"Auch die Bildsprache ist wichtig"
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde schon Anfang der 2000er Jahre politisch diskutiert. Woran hapert es bis heute?
Der demographische Wandel wurde nicht ausreichend berücksichtigt: Die Boomer-Generation geht in den Ruhestand und es kommen nicht genügend Fachkräfte nach. Dadurch gibt es eine Entwicklung von einem Arbeitgeberinnen-Markt hin zu einem Arbeitnehmerinnen-Markt. Unternehmen müssen sich stärker um neue Kräfte bemühen, in bestimmten Bereichen mehr Flexibilität zeigen,zum Beispiel bei den Arbeitszeiten. Das müssen wir stärker herausstellen. Außerdem ist die Kinderbetreuung ein Thema: Es kann zwar nicht jedes Unternehmen eine Betriebskita einrichten, aber es gibt auch für kleine Firmen die Möglichkeit, Kita-Plätze einzukaufen.
Sie unterstützen bei Stellenausschreibungen, Karrierewebsites und Social Media. Worauf kommt es da an?
Kleine und mittlere Unternehmen haben oft keine Karriere-Website, auf der sie ihre Benefits herausstellen. In Stellenausschreibungen ist das Gendern eigentlich ein Muss, trotzdem machen es nicht alle. Auch die Bildsprache ist wichtig, etwa, das nicht nur Männer abgebildet werden. Good-Practice-Beispiele sind entscheidend bei der Rekrutierung über Social Media – so können zum Beispiel auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu Boschaftern und Botschafterinnen eines Unternehmens werden.
Wo sehen Sie weiteres Potential?
Es gibt Fachkräfte, die nur etwas Unterstützung beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt brauchen. Deswegen haben wir ein Mentoring-Programm für qualifizierte geflüchtete Frauen.
Das Kompetentzzentrum Frau & Beruf Region Köln stellt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Fokus. Es wird gefördert vom NRW-Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Kleine und mittlere Betriebe können sich hier über Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel beraten lassen.