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Experten warnenWarum uns im Supermarkt leere Regale drohen könnten

Lesezeit 3 Minuten
EInkaufswagen dpa Einkaufen

Lebensmittel liegen in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt. 

Berlin – Lebensmittelhersteller warnen angesichts drastisch gestiegener Energiekosten vor Massenentlassungen und leeren Regalen im Supermarkt. „Bis zu 30 Prozent der Unternehmen in unserer Branche sind von der Insolvenz bedroht“, sagte Vehid Alemić, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Ernährungswirtschaft, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Tausende Arbeitsplätze sind durch die Krise bedroht

„Hochgerechnet auf ganz Deutschland bedeutet das, dass 200.000 Arbeitsplätze akut gefährdet sind.“ Alemić beruft sich dabei auf eine Umfrage seines Verbandes unter den Mitgliedsbetrieben, die überwiegend in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt beheimat sind – darunter international bekannte Markenhersteller, aber auch kleine Mittelständler.

„Die Unternehmen müssen im Vergleich zum Vorjahr zum Teil mehr als das 15-fache für Energie bezahlen. Es findet gerade ein Überlebenskampf in vielen Firmen statt“, sagt Alemić. Es ginge schnell um zusätzliche Millionenbeträge bei den Gas- und Stromrechnungen. Das sei vielfach nicht zu stemmen.

Dominoeffekt könnte Versorgungskette brechen

Er warnte vor einem Domino-Effekt, sollten einzelne Unternehmen pleitegehen, die Vorprodukte für Nahrungsmittel herstellten: „Wir sprechen hier über den Zusammenbruch der Versorgungskette mit Lebensmitteln. Am Ende bleiben die Regale im Supermarkt leer. Dieses Mal aber nicht wie bei Corona nur für einen kurzen Zeitraum, sondern dauerhaft.“

CO2 beim Bier

Beim Abfüllen des Biers in Flaschen wird CO2 verwendet, um Luft zwischen Bier und Kronkorken zu verdrängen. Auch verdrängt CO2 bei der Zwischenlagerung in Stahlfässern für zwei bis drei Wochen die Luft aus den Tanks. Hier wird die Masse des CO2 der Branche gebraucht, so Michael Busemann, Sprecher der Gaffel-Brauerei. Die Brauerei habe sich aber bevorratet und spüre keine Knappheit.

Das CO2 im Bier selbst entsteht beim Brauprozess neben Alkohol, wenn Hefe den Malzzucker verstoffwechselt. In der Gastronomie sei der Bedarf an CO2 vergleichsweise gering, so Busemann . (raz)

Alemić rief die Handelskonzerne dazu auf, Preissteigerungen für Lebensmittel zu akzeptieren, sonst setzten sie die Existenz ihrer Lieferanten aufs Spiel. An die Politik appellierte der Verbandsvertreter, sofort einen Strom- und Gaspreisdeckel auf den Weg zu bringen. „Das ist der beste Weg, um die Kostenexplosion in den Griff zu kriegen und Unternehmen vor dem Aus zu bewahren.“

Konkrete Zahlen nannte der Verband zunächst nicht. Mehr ins Detail ging indes Wolfgang Grupp, Besitzer des Bekleidungsherstellers Trigema. Im Gespräch mit „Focus online“ sagte Grupp, schon 2021 hätten sich seine Gaskosten um Vergleich zum Vorjahr auf 2,4 Millionen Euro verdoppelt. Für das Jahr 2022 rechnet der Unternehmer mit Gaskosten in Höhe von zwölf Millionen Euro.

Ähnlich extrem dürften die Kostensprünge in vielen Unternehmen ausfallen, unabhängig von der Branche. Auch Grupp beklagte, er könnte die gestiegenen Kosten kaum weitergeben. Zwar halte die von ihm produzierte Kleidung lange. Doch schon jetzt erreiche der Endpreis dafür Schmerzgrenzen bei Kunden.

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Überspannen Unternehmen den Preisbogen, so die Sorge, kehren selbst die treuen Kunden ihnen den Rücken und greifen auf billigere Angebote zurück. Die Lebensmittelhersteller verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass sie auf einem europäischen Markt im Wettbewerb stehen. Nicht überall sind die Energiepreise so extrem gestiegen wie in Deutschland. Entsprechend billiger könnte die Konkurrenz ihre Ware anbieten.

Zuvor hatte bereits der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks gewarnt. Hans Peter Wollseifer forderte rasche staatliche Hilfen. Vor allem für energieintensive Betriebe habe sich die Lage dramatisch verschärft, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Vielen steht das Wasser inzwischen bis zum Hals“, so Wollseifer. „Und diese Betriebe gehen unter, wenn ihnen nicht schnell ein Rettungsring aus direkten und unbürokratischen Härtefallhilfen zugeworfen wird.“