Bayer-HauptversammlungBaumann geht auf Aktionäre zu – unzufrieden mit 2020

Bayer-Chef Werner Baumann spricht auf der virtuellen Hauptversammlung.
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Leverkusen – Bayer-Chef Werner Baumann trat beim virtuellen Aktionärstreffen des Pharma- und Agrochemiekonzern am Dienstag die Flucht nach vorne an. „Ich möchte direkt zu Beginn die Dinge beim Namen nennen“, so Baumann. Dann sprach er von verloren gegangenem Vertrauen oder einer enttäuschenden Entwicklung des Aktienkurses. „Damit können wir nicht zufrieden sein. Wir haben Ihre und wir haben unsere Erwartungen im vergangenen Jahr nicht erfüllt“, sagte Baumann.
Auf die Aktionäre zuzugehen, war wohl bitter nötig. Das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Rekordverlust von 10,5 Milliarden Euro unter dem Strich und eine auf zwei Euro gekürte Ausschüttung pro Aktie hatte ihre Nerven mächtig strapaziert, wie wichtige Anteilseigner und Aktionärsschützer bereits im Vorfeld und teils auch in erstmals möglichen Videobotschaften auf der Hauptversammlung deutlich machten.
Monsanto belastet das Unternehmen weiterhin
Grund dafür war die im Jahr 2018 abgeschlossene Übernahme des US-Konzerns Monsanto, der inzwischen in den Leverkusener Konzern integriert ist. Zu hoher Kaufpreis, hohe Wertberichtigungen weil sich das Agrargeschäft nicht wie erwartet entwickelt hat und immer noch ungelöster Rechtstreit rund um den Unkrautvernichter Glyphosat, den Kläger in den USA für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Hier entscheidet ein Gericht in Kalifornien Mitte Mai über einen Vergleichsvorschlag, den Bayer und Klägeranwälte entwickelt hatten.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) etwa wollte den Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten. Nicht nur sei der Rechtsstreit rund um Glyphosat offen, die Agrardivision Crop Science sei auch keineswegs krisenfest, die Aussicht auf stabile Erträge sänken, so die SdK.
Unzufrieden zeigten sich auch Investmentgesellschaften. Hendrik Schmidt von DWS kritisierte die Wertentwicklung, die operative Leistung des Managements und die ungelöste Rechtslage in den USA. In der Abstimmung über die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats will sich DWS enthalten. Bayer sei nur noch ein Schatten seiner selbst, so Ingo Speich von Deka Investment. Er sprach von einem weiteren verlorenen Jahr.
Guter Start ins Jahr
Ein Debakel wie 2019, als erstmalig das Management eines Dax-Konzerns nicht von den Aktionären entlastet wurde, blieb das Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer erspart. Wichtige Anteilseigner hatten die Entlastung angekündigt , die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS sie empfohlen . So stimmten für die Entlastung des Vorstands 90,08 Prozent, für die Entlastung des Aufsichtsrats 92,58 Prozent. Marc Tüngler von der DSW hatte etwa auf die Zukunftsaussichten verwiesen.
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„Wir schauen optimistisch in die Zukunft“, hatte auch Konzern-Chef Baumann zuvor unterstrichen. Er verwies auf einen guten Start ins Jahr und auf aussichtsreiche Entwicklungen in der Agrarsparte und aussichtsreiche Mittel in den Pharma-Sparte, darunter neue Behandlungsansätze von Parkinson. Es gebe auch Blockbuster-Kandidaten. Diese Mittel, die für einen Milliardenumsatz pro Jahr gut sind, hat Bayer bitter nötig. Laufen doch Patente für Kassenschlager wie dem Gerinnungshemmer Xarelto in den kommenden Jahren aus. „Wir wollen Ihr Vertrauen zurückgewinnen“, kündigte Baumann vor den Aktionären an.