Aufschlag „vertretbar“VRS verteidigt geplante Preiserhöhungen
Köln – „Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen.“ So warb Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises sowie Verbandsvorsteher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) und Vorsitzender des Tarifbeirats am Freitag um Verständnis für eine unpopuläre Entscheidung. Denn der Tarifbeirat hat den zuständigen Gremien einstimmig eine Tariferhöhung empfohlen.
Wie berichtet, sollen die Tarife zum 1. Januar um 3,5 Prozent und zum 1. Juli um 3,87 Prozent steigen. Weil die zweite Erhöhung nur für ein halbes Jahr gilt, errechnet der VRS eine Jahressteigerung von 5,44 Prozent. „Das halten wir für vertretbar, das liegt spürbar unter der Inflation“, sagte Schuster.
Massive Kostensteigerungen erwartet
Steigende Energiepreise, eine mögliche Mangellage bei Energie, Tarifsteigerungen - die Verkehrsunternehmen erwarten eine Kostentwicklung zwischen 13 und 17 Prozent für 2023.
Volker Otto, der Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft und Vorsitzender des VRS Unternehmensbeirat erwartet im kommenden Jahr eine Tarifforderung von sieben bis zehn Prozent. Energie werde teurer, Reifen oder AdBlue, für das die Unternehmen jetzt 1,20 Euro pro Liter zahlen müssten statt 16 Cent vor der Krise.
Außerdem gebe es immer noch coronabedingte Einnahmeausfälle von 20 Prozent, die im kommenden Jahr nicht mehr durch einen Rettungsschirm aufgefangen würden. Die VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober und Michael Vogel bezifferten die für den VRS auf etwa 200 Millionen Euro, für alle Verkehrsverbünde in NRW auf 500 bis 600 Millionen. Gebe es keine Erhöhung, könne das Angebot nicht erhalten bleiben.
So geht es nun weiter
Die Entscheidungen über Tariferhöhungen, trifft letztlich nach dem Vorschlag des Tarifbeirats in der kommenden Woche der Unternehmensbeirat, dem die Tarifhoheit obliegt. Anschließend diskutiert die Verbandsversammlung des VRS als das politische Gremium am 30. September über die Tarifmaßnahme. Überraschungen dürfte es nicht geben. Alle Verkehrsunternehmen und die Fraktionen in der Verbandsversammlung tragen laut Schuster die Entscheidung mit. „Bis Ende September müssen wir durch die Tür“, sagte Schuster. Schließlich müssen ja noch etwa Fahrscheinautomaten bis zum 1. Januar umgestellt werden.
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Aber letztlich setzt der Verkehrsverbund auf eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket. Der VRS könne eine ausgesprochen positive Bilanz dieses Tickets ziehen, so Schuster. Es habe das Image des öffentlichen Personennahverkehrs verbessert, Stammkunden entlastet und als sozialpolitisch motivierte s Angebot dazu beigetragen, dass Familien günstig längere Freizeitfahrten hätten unternehmen können. Gebe es jetzt verkehrspolitisch tragfähiges Nachfolge-Angebot würde bedeuten, dass faktisch nur Einzelfahrten teurer werden. Regelmäßige Bus- und Bahnfahrer hätten ein bundesweit gültiges Ticket zum Pauschalpreis.
Schuster und die Vertreter der Fraktionen bedauerten, dass es nicht sofort eine Anschlussregelung gegeben habe. Umso wichtiger sei eine Einführung zum 1. Januar. Laut dem Branchenverband VDV erfordert ein 69-Euro-Ticket Mittel von zwei Milliarden. Jetzt will der der Bund 1,5 Milliarden aufbringen, wenn die Länder die auch zahlen.