Durch steigende Mieten und Massentourismus wächst in Städten der Widerstand gegen Airbnb. Barcelona plant, Kurzzeitvermietungen zu verbieten.
Airbnb schwächeltKönnen Touristenhochburgen aufatmen?
Dienstag am späten Abend hat es einen Nachklapp der Börsenturbulenzen der vergangenen Tage gegeben: Die Aktie des Buchungsportals Airbnb stürzte im nachbörslichen Handel in den USA um 14 Prozent ab. Schrumpfende Gewinne haben Anleger enttäuscht.
Kein Wunder, könnte man denken. Denn dem Portal für das kurzzeitige Anmieten von Feriendomizilen schlägt allerlei Wind entgegen.
In Barcelona zum Beispiel. Wer dort bei Airbnb nach einem Zimmer für ein Wochenende im September sucht, wird ab rund 50 Euro pro Nacht fündig. Doch das dürfte sich in Zukunft ändern. Denn die Stadt am Mittelmeer hat sich vorgenommen, die kurzzeitige Vermietung von Privatzimmern zu verbieten. Die Vermietung ganzer Häuser und Wohnungen soll dagegen weiterhin gestattet sein. Doch auch das will die Stadt ändern: Bis November 2028 will sie die Lizenzen für derzeit gut 10000 für Kurzzeitvermietungen genehmigte Wohnungen aufzuheben. So sollen Wohnungen durch Verkauf und langfristige Vermietungen wieder zurück in den regulären Mietmarkt kommen.
Feriengäste lukrativer als Langzeitmieter
Wie Barcelona reagieren auch andere Städte und Ferienregionen. Das Problem: Die Mieten sind in den vergangenen Jahren stark geklettert, unter anderem, weil Kurzzeitvermietungen an Feriengäste lukrativer sind als langfristige Mietverträge. „Wir haben natürlich Massentourismus schon länger“, sagt der Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Universität München gegenüber ZDFheute. „Was aber jetzt dazukommt und zu den Protesten führt ist, dass die sogenannte ,ökonomische Tragfähigkeit überschritten wird. Das heißt, die lokale Bevölkerung leidet wirtschaftlich – zum Beispiel dadurch, dass Wohnraum dem lokalen Wohnungsmarkt entzogen wird, um ihn für Kurzzeitvermietung zu nutzen“.
In Barcelona, Lissabon, Paris, London oder Berlin finden sich ganze Straßenzüge, in denen Kurzzeitvermietung Einzug gehalten hat; Wohnungen, die dem regulären Wohnungsmarkt fehlen. In Spanien will auch die Hauptstadt Madrid reagieren, in anderen europäischen Städten wirken Regulierungen schon.
So haben die EU und deutsche Großstädte wie Berlin, Hamburg und München Registrierpflichten für Gastgeber von Unterkünften eingeführt. Das soll einen fairen Wettbewerb gewährleisten und die Zweckentfremdung von Wohnraum verhindern. Die EU-Verordnung sieht vor, dass Online-Portale ihre Buchungsdaten offenlegen müssen. So können die Behörden leichter einsehen, wer was für wie lange Zeit vermietet oder vermieten will. Unabhängig davon hat Florenz kurzerhand ein Verbot für neue Airbnb-Angebote und andere Kurzvermietungen im historischen Stadtzentrum angekündigt.
Olympia in Paris: Buchungen verdoppelt
In der Olympia-Stadt Paris hält man es noch liberaler. Wer seinen Hauptwohnsitz auf Airbnb anbieten will, muss das bei der Stadtverwaltung anmelden, darf dies dann aber immerhin an 120 Tagen im Jahr tun. Das Ergebnis lässt sich in der Quartalsbilanz von Airbnb nachlesen: Die Zahl der Buchungen in Paris habe sich während Olympia im Vergleich zum Vorjahreszeitraum glatt verdoppelt. In Amsterdam sind die Regeln deutlich strenger. Hier dürfen Gastgeber ihre Immobilien nur für maximal 30 Nächte pro Jahr kurzzeit-vermieten. Alles, was darüber hinausgeht, ist genehmigungspflichtig. Auch Portugal steuert gegen: Das Land hat die Erteilung neuer Lizenzen für Airbnb-Angebote und ähnliche Ferienunterkünfte in Großstädten wie Lissabon eingestellt. Nur in ländlichen Gebieten können Immobilienbesitzer noch Lizenzen für die Kurzzeitvermietung an Feriengäste ergattern.
Auf Anfrage unserer Redaktion bei Airbnb heißt es, dass Overtourism, also überdimensionierter Massentourismus, nicht durch Airbnb entstanden sei. Die Ursachen für das Problem in Spanien etwa seien der jahrzehntelange Tourismus durch Hotels und der Mangel an neu gebauten Wohnungen. Dort wo Wohnraum knapp wird, sei das Unternehmen bereit, sich konstruktiv einzubringen und mögliche Regulierungen zu unterstützen.
Der vorhandene und stärker aufkommende Gegenwind könnte sich in Zukunft allerdings durchaus auf die Geschäfte von Airbnb auswirken. Denn das ursprüngliche Geschäftsmodell basierte darauf, Urlaubern erschwingliche Quartiere unter anderem inmitten von beliebten Großstädten anzubieten, und das könnte sich in einigen Städten bald schwerer gestalten. Aktuell allerdings machen sich die Maßnahmen noch nicht lesbar in der Bilanz des Buchungsportals bemerkbar. Airbnb führt die Gewinnrückgänge in den vergangenen drei Monaten eher auf die schwindende Reiselust von US- Verbrauchern zurück.