Abfindung für AktionärePostbank-Prozess in Köln auf der Zielgerade
Köln – Das war eine ungewöhnliche Verhandlung im Kölner Oberlandesgericht: Offene Fenster sorgen für Frischluft. Wegen der Corona-Pandemie sitzen Richter, Anwälte und Zuhörer mit Abstand und tragen meist Masken. Und der Zeuge ist per Video-Konferenz zugeschaltet. Der Engländer John Allan (72), von 2006 bis Mitte 2009 Mitglied des Vorstands der Deutschen Post und dort zuletzt für Finanzen zuständig, sitzt in der Deutschen Botschaft in London. Er soll erhellen, wie sich die Post ab 2008 von einem Paket von 50 Prozent und einer Aktie trennte, das die Deutsche Bank kaufte. Aktionäre, die auf ein späteres Übernahmeangebot der Deutschen Bank eingingen beziehungsweise aus der Postbank herausgepresst wurden, wollen mehr Geld.
Mitte September 2008, so Allan, wurde ein Geschäft mit der Deutschen Bank vereinbart, auf dem Höhepunkt der Bankenkrise nach der Lehman-Pleite aber im Januar 2009 noch einmal modifiziert. 29,75 Prozent übernahm die Deutsche Bank sowie Optionen für weitere 20,75 Prozent.
Im Sommer 2008 war eine Aktie 57 Euro wert, ein späteres Abfindungsangebot an die anderen Aktionäre belief sich auf 25 Euro, wer herausgepresst wurde, erhielt 35 Euro. Wenn die Deutsche Bank die Postbank bereits kontrolliert hätte, als sie noch keine Mehrheit hielt, hätte sie früher ein Angebot machen müssen, zu einem höheren Preis, argumentieren die Kläger. Dazu hätte sie sich mit der Post abstimmen müssen, vielleicht sogar Verträge schließen müssen. Allan stützte das nicht. In die Verhandlungen sei er nicht eingebunden gewesen, sein Deutsch hätte dafür nicht ausgereicht, sagte er. Er habe Leitlinien vorgegeben, Details kenne er nicht oder könne sich nicht daran erinnern. Dabei mussten zwei Dolmetscherinnen Fragen von Richtern und Anwälten sowie die Antworten von Deutsch in Englisch und zurück übersetzen. Ebenso die von Christoph Wurm, dem Vorsitzenden der 13. Zivilkammer, protokollierte Aussage, auf dass Allan sie als korrekt bestätigen konnte.
Bis 11.November können die Prozessbeteiligten Aussagen der zahlreichen Zeugen würdigen, am 16. Dezember will das Gericht eine Entscheidung verkünden.