Wipperfürth/LindlarSo gehen die Menschen mit den Minusgraden um
Wipperfürth/Lindlar – Hoch „Gisela“ läuft gerade zu Hochform auf und schaufelt arktische Kaltluft nach Deutschland. Temperaturen von unter minus 10 Grad Celsius, das ist eine Herausforderung.
Zu Beispiel für Waldarbeiter. Brigitte Rausch von Rausch Kommunal-, Forst- und Gartentechnik aus Lindlar weiß, worauf es im Winter bei der Arbeit im Freien ankommt. „Funktionsunterwäsche ist wichtig, ebenso wie gute Schuhe und Faserpelzsocken.“ Es gibt sogar beheizbare Jacken, verkauft habe man so etwas allerdings noch nicht. „Forstarbeiter sind ja hart im Nehmen“, so ihre Erfahrung. Revierförster Volker Leipzig schwört auf lange Unterhosen und berichtet, dass die Waldarbeiter für ihre Motorsägen Griffheizungen verwenden.
Post-Zusteller kriegen Funktionskleidung
Auch die Deutsche Post hat sich auf den Winter eingestellt. Die Zusteller würden mit spezieller Funktionskleidung ausgerüstet, so Post-Pressesprecher Achim Gahr. Wenn man neue Kleidung einführe, werde diese vorab getestet. Die Schuhe lassen sich mit Spikes nachrüsten. Wichtig seien auch die Handschuhe, bei denen sich die Fingerspitzen wegklappen lassen. Denn beim Sortieren und Einwerfen von Sendungen ist Fingerspitzengefühl nötig. Postboten, die Fahrradbezirke haben, können bei extremen Bedingungen zu Fuß gehen oder ein Auto benutzen. „Das größere Problem für unsere Zusteller sind Bürgersteige, Straßen und Zufahrten, die nicht geräumt sind“, so der Postsprecher.
Das Haus vor Frostschäden schützen
Frost macht Eigenheimen zu schaffen. Hausbesitzer sollten daher rechtzeitig Vorbereitungen treffen, rät Sven Kuck, Gas- und Wassermeister der Bergischen Energie und Wasser Wipperfürth (BEW).
Dazu zählt: Rohrleitungen, die man nicht braucht, sollte man schon vor dem Winter entleeren und stilllegen. Außenhähne sollten nach dem Schließen des Absperrventils ständig geöffnet bleiben, damit sich das Wasser ungehindert ausbreiten kann. Fenster und Türen in unbeheizten Räumen wie Keller oder Garagen geschlossen halten. Frei liegende Leitungen und Wasserzähler isolieren oder mit geeignetem Material abdecken.
Wenn es zu spät ist und zum Beispiel der Wasserzähler eingefroren ist, gibt es Hilfe bei der BEW unter Telefon 0 22 67/686-682 und -676.
Bei der Raiffeisengenossenschaft in Wipperfürth freut man sich über den Winter. Vor allem das Brennstoffgeschäft mit dem Schwerpunkt Heizöl läuft auf Hochtouren. „Oft bekommen wir Anrufe, auch aus Firmen und öffentlichen Gebäuden, mit der Bitte, schnellstmöglichst zu liefern“, sagt Bereichsleiter Friedhelm Scherkenbach. Mitunter falle Hausbesitzern erst auf, dass der Tank leer ist, wenn die Heizung auf Störung schalte. Im Gegensatz zum Winterdiesel, der bis minus 20 Grad flüssig bleibt, kann Heizöl bei Temperaturen unter minus 5 Grad versulzen. „Zu 95 Prozent sind Heizöltanks im Keller untergebracht, da ist das kein Problem, aber es gibt auch Außentanks. Hier müssen die Besitzer selbst Vorsorge treffen, sonst können die Leitungen zufrieren“, sagt Scherkenbach.
Verbrauch von Heizöl und Gas steigt stark an
Damit die Tankfahrzeuge auch abgelegene Höfe erreichen können, hat die Genossenschaft alle ihre Tanklaster mit hydraulisch zuschaltbaren Schleuder-Schneeketten ausgerüstet. Im Zweifelsfall könne jeder Fahrer selbst entscheiden, ob er fährt oder nicht. Als vor einigen Tagen Eisregen kam, blieben die Fahrzeuge im Hof. „Man darf nicht vergessen, dass wir ein Gefahrgut transportieren“, sagt Scherkenbach.
Der strenge Frost macht sich auch beim Wipperfürther Energieversorger BEW bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr liege der Tagesbedarf im Gasnetz derzeit um 30 Prozent höher, erklärt BEW-Pressereferentin Sonja Gerrath. Das Stromnetz habe den Eisregen am Wochenende ohne Störung gut überstanden. Hier würden sich die Investitionen der letzten Jahre, mit denen man die Freileitungen stark reduziert und durch Erdkabel ersetzt habe, auszahlen.
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Auch die Getränkehändler müssen sich auf die arktischen Temperaturen einstellen. „Draußen kann man zur Zeit gar nichts lagern, das muss alles rein in die Halle“, sagt Oliver Klein, Inhaber von Getränke Ufer in Brochhagen. Die Halle müssen man auch nachts etwas heizen. „Wir bestellen nur soviel, wie in die Halle passt.“ Da das Karnevalsgeschäft wegen Corona wegfalle, sei dies nicht ganz so problematisch. Bei längeren Touren müssen die Fahrer darauf achten, dass Wasserkästen nicht zu lange stehen bleiben, sonst besteht auch bei kohlensäurehaltigen Getränken die Gefahr, dass Flaschen einfrieren und platzen. Zum Problem werden die Minusgrade für die Autos des Getränkehändlers. „Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Wagen nicht anspringt“, so Klein.