Lindlar – Im Fünf-Minuten-Takt stoppen Passanten an diesem Morgen auf der Hauptstraße, um einen Blick in die noch dunkle Hausnummer 17 zu erhaschen.
Draußen werden Nasen plattgedrückt, drinnen weihnachtet es sehr. „Die Vorfreude auf das Fest ist da, trotz Corona“, nickt Lucy Kolenda, die die Zaungäste vor der Scheibe mit einem Schmunzeln beobachtet.Ab Freitag, 6. November, dürfen die Neugierigen auch in den Laden – dann öffnet die Lindlarer Weihnachtswerkstatt offiziell ihre Türen.
Im dritten Jahr in Folge wollen Lucy Kolenda, Anja Brühl und Heidi Weber zum Anlaufpunkt für die Utensilien werden, die die Festtage glitzern, leuchten und duften lassen. Zweimal luden sie bislang in ein Ladenlokal am Kirchplatz, diesmal zieht das Trio auf die Hauptstraße.
Ein Zeichen gegen die Wegwerf-Mentalität
„Es gehört sicher ein bisschen Mut dazu, in diesen Tagen ein Geschäft zu eröffnen“, sind sich die Lindlarerinnen einig. Bis Heiligabend dreht sich ihr Angebot um Weihnachten, nach dem Jahreswechsel soll sich der Laden dann in eine Kreativwerkstatt verwandeln, bis die übernächste Adventszeit vor der Tür steht. Der Pachtvertrag läuft bis zum 31. Dezember 2021. „Dann werden wir rechnen und weitersehen“, so Kolenda.
Kontakt
Die Lindlarer Weihnachtswerkstatt sperrt am Freitag, 6. November, seine Türe auf. Sie ist montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Samstags von 9 bis 13 Uhr. Am Mittwoch bleibt sie geschlossen. Erreichbar ist sie unter Telefon 0 22 66/904 70 97 und im Internet. (sfl)
www.weihnachtswerkstatt-lindlar.de
Die Leidenschaft der Frauen für Schönes zur Weihnachtszeit begann lange vor der Pandemie. Regelmäßig stellten Lucy Kolenda und Heidi Brühl auf den Weihnachtsmärkten der Umgebung aus, in Engelskirchen, Bergisch Gladbach und natürlich in Lindlar. Ihre damaligen kreativen Schwerpunkte finden sich auch in der Weihnachtswerkstatt wieder: Sie ist einerseits Handelsplatz für bergische Kunsthandwerker, die ihre Waren zum Verkauf abgeben, vor allem aber eine Bühne für sogenannte Upcycling-Produkte. Kurz gesagt: Aus ausrangierten Dingen entwerfen Brühl, Weber und Kolenda Schmuck für an, neben und unter den Weihnachtsbaum.
„Viele Sachen sind zu schade für die Mülltonne. Wir wollen ein Zeichen gegen die kopflose Wegwerfmentalität setzen, die es gerade zur Weihnachtszeit gibt“, erklärt Kolenda und zeigt auf ein prall gefülltes Regal in ihrem Rücken. Aus den Seiten eines Romans, den niemand mehr wollte, sind kleine Tannenbäume und Engel geworden. Weggegebene Christbaumkugeln zieren jetzt diverse Adventskränze. Und aus alten Einmachgläsern und Milchflaschen hat das Trio eine ganze Truppe weihnachtlicher Leuchtfiguren entworfen.
Rohmaterial aus dem Internet
Nach Rohmaterial für ihre Bastelarbeiten stöbern die Frauen vor allem im Internet. „Die Leute verschenken Gegenstände kistenweise und freuen sich, dass das Zeug nicht im Müll landet, sondern von uns wiederverwendet wird“, berichtet Lucy Kolenda. Was überhaupt nicht gebraucht werden kann, landet in einer Kiste vor der Weihnachtswerkstatt und kann von jedermann kostenlos mitgenommen werden. „Diese Kiste war in den vergangenen beiden Jahren nach kurzer Zeit immer leer – es gibt also offenbar eine Nachfrage“, betonen die drei Kreativen.
Dekoration, die einfach zu schön ist, um sie auseinanderzubauen, reinigen die Lindlarerinnen akribisch und bieten sie dann für kleines Geld in ihrer Second Hand-Ecke an. „Eine Aktion für Menschen mit kleinem Geldbeutel, die es zur Weihnachtszeit trotzdem schön haben möchten. Und von diesen Menschen gibt es mehr als man denkt“, erklärt Heidi Weber.
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Zuletzt haben die Frauen vor allem mit Wachs hantiert und aus etlichen gespendeten Stumpfen neue Kerzen gegossen. Die strahlen nun in den kräftigsten Farben aus der Auslage – und sorgen für Feststimmung in der Weihnachtswerkstatt.