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Konzert in LindlarRussische Musik darf nun doch im Kulturzentrum erklingen

Lesezeit 3 Minuten
Junges_Orchester

Das Junge Orchester NRW bei seinem letzten Konzert in Lindlar im Januar 2020 

Lindlar – Tschaikowski darf nun doch im Kulturzentrum erklingen. Zusammen mit ukrainischer Musik, im Rahmen eines Benefizkonzerts, das am Sonntag, 29. Mai, stattfindet. Die Entscheidung des Bürgermeisters, die öffentliche Generalprobe des Jungen Orchesters NRW (djo) wegen des Schwerpunktes auf russischer Musik abzusagen, (wir berichteten), ist nach breiten Protesten vom Tisch.

Kommentar zu Kehrtwende

Überraschend schnell hat sich im Lindlarer Rathaus der Kurs um 180 Grad gedreht. Die abgesagte öffentliche Generalprobe des Jungen Orchesters NRW – wegen des Schwerpunkts auf Tschaikowski und russischer Musik – ist wieder vom Tisch. Das Konzert kann nun doch vor Publikum stattfinden, mit einem leicht überarbeiteten Programm, das auch ukrainische Musik beinhalten soll. Eine gute Lösung, auf die man gleich hätte kommen können.

Wo Menschen sind, passieren Fehlentscheidungen. Wer einen Fehler macht, dies einsieht und ihn schnell korrigiert, der handelt klug. Was bleibt, ist die Blamage, die sich Bürgermeister und Teile des Kulturbeirats selbst zuzuschreiben haben. Die ganze Sache zeigt jedoch etwas Erfreuliches: Gegen die von Vielen als Zensur verstandene Absage gab es einen riesigen Aufschrei (siehe die Leserbriefe unten). Die Freiheit der Kunst, sie bedeutet den Menschen etwas.

Am Freitagabend informierte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig unsere Zeitung über die neue Entscheidung. „Das Orchester wird eingangs die ukrainische Nationalhymne spielen, ebenso weitere Musik aus der Ukraine. Tschaikowski wird ebenfalls auf dem Programm stehen. Erlöste Spenden werden Musikerinnen und Musikern aus der Ukraine zugutekommen“, so Ludwig. Diese ausgewogene Lösung sei am Freitag durch persönliche Gespräche zwischen ihm, dem Dirigent des Jungen Orchesters NRW, Ingo Ernst Reihl, sowie Ludger Hanisch, Leiter der Lindlarer Jugendherberge zustande gekommen. Dort kehrt das djo seit Jahren ein.

Konzert mit Musik aus Russland und der Ukraine

Am vergangenen Mittwoch hatte Ludwig unserer Zeitung mitgeteilt, die Verwaltung habe sich gegen eine öffentliche Generalprobe von Tschaikowski-Musik ausgesprochen, weil sich der russische Krieg gegen die Ukraine, gegen das Leben der Menschen und gegen ihre Kultur richte. Deshalb wolle man aktuell kein Forum mit einem Schwerpunkt auf russischer Kultur bieten. Ein solches Konzert verstehe man als ein falsches Zeichen, nicht zuletzt gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen in Lindlar.

Die Vorgeschichte: Der Kulturbeirat der Gemeinde ist ein vom Ausschuss für Schule, Sport und Kultur bestelltes Gremium. Seine Aufgabe: Die Verwaltung bei der Gestaltung des Kulturlebens zu beraten und zu unterstützen. Der Beirat hatte am 27. April getagt, ohne den Bürgermeister.

Beiratsmitglieder sahen Programm kritisch

Einige Beiratsmitglieder hätten das Programm kritisch gesehen. Diese Kritik habe er geprüft und darauf entschieden, dass die Generalprobe aus den genannten Gründen nicht öffentlich stattfinden könne, so Ludwig auf Anfrage unserer Zeitung. Dabei habe auch der Untertitel von Tschaikowskis 2. Sinfonie, „Die Kleinrussische“, eine Rolle gespielt. Kleinrussland bezieht sich auf ein Gebiet, dass im wesentlichen die heutige Ukraine umfasst.

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Die Absage sei seine Entscheidung gewesen, betont Ludwig, die Verwaltung habe sie dem djo dann umgehend mitgeteilt. Das Programm mit Tschaikowskis 2. und 3. Sinfonie war laut Dirigent Ingo Ernst Reihl bereits vor Corona geplant.

Das Plakat mit dem zunächst vorgesehenen Programm war nach Ludwigs Angaben noch nicht freigegeben, war aber bereits an Auslagestellen verschickt worden. Ein neues Plakat soll nun zeitnah veröffentlicht werden.