Die alternative Unterbringung der Schulklassen auf dem Mühlenberg ist als Übergangslösung auf fünf Jahre angelegt.
Für 3,4 Millionen EuroArbeiten an Container-Klassenzimmern beginnen in Wipperfürth

Schulcontainer als Ausweichquartier für Hermann-Voss-Realschule
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Manchmal haut der schönste Plan nicht hin. Am Montagmittag hatte die Stadtverwaltung zu einem Pressetermin auf dem Mühlenberg geladen. Denn dort soll innerhalb von nur drei Tagen ein 14 Klassenräume umfassendes Ausweichquartier für die Schülerinnen und Schüler der Hermann-Voss-Realschule hochgezogen werden.
Logistisch gesehen ist das eine Herkulesaufgabe. Denn die 14 Klassenzimmer bestehen aus jeweils vier Containern, also insgesamt 64 Stück, für Sanitär- und weitere Räume sind nochmals zwölf Container nötig. Jeder der Container misst drei mal sechs Meter, immer zwei Stück passen auf einen Tieflader.
Verkehr verzögert Aufbau der Container
17 Lastwagen mit 34 Containern sollen ihre Fracht am Montag ausliefern, nochmals so viele am Dienstag. Die letzten acht Container folgen dann am Mittwoch. Zunächst werden die insgesamt 76 Container abgeladen und gestapelt. Erst am Mittwoch werden sie dann, mithilfe eines gewaltigen Krans, wie bei einem Tetris-Spiel an die richtige Stelle bugsiert.
In der Nacht auf Montag war im oberfränkischen Schlüsselfeld – dort werden die Container produziert – der erste von 17 Lkw gestartet, die Ankunft war Montagmorgen für 8.30 Uhr geplant, die weiteren Lastwagen sollten dann mit einem gewissen zeitlichen Abstand in der Hansestadt ankommen, damit sich die Fahrzeuge nicht gegenseitig im Weg stehen. Nur der Verkehr spielte am Montagmorgen nicht mit - die Laster blieben im Stau stecken und kamen so Stunden zu spät an ihrem Ziel an.
Die Räume sehen nachher wie ganz normale Klassenzimmer aus, man wird den Unterschied von innen nicht bemerken.
Laut Plan hätten die Bauarbeiter am Montagmittag eigentlich schon eine ganze Reihe von Containern abgeladen. Doch so musste das Pressegespräch auf der fast leeren Baustelle beginnen. Renate Brüning, die Leiterin des Gebäudemanagements der Hansestadt Wipperfürth, und ihre Mitarbeiterinnen erläuterten noch einmal das Vorgehen.
Sobald die 14 Klassenzimmer aus den einzelnen Containern zusammengesetzt sind, beginnt der Innenausbau. „Die Räume sehen nachher wie ganz normale Klassenzimmer aus, man wird den Unterschied von innen nicht bemerken“, versichert Leslie Kamphuis, die Leiterin des Büros der Bürgermeisterin.
Zum Schulbeginn nach den Sommerferien 2023 sollen die Räume, die mit neuen Möbeln ausgestattet, werden, für den Unterricht bereit stehen. Die Containerlösung ist allerdings baurechtlich nur als Übergangslösung für fünf Jahre vorgesehen. Die Kosten dafür betragen laut Stadt 3,4 Millionen Euro. Was mit den Containern, die die Stadt vom Hersteller gekauft hat, hinterher geschieht, ist derzeit noch offen.
Hauptschule leidet an der Raumsituation
Bürgermeisterin Anne Loth bat die beiden beteiligten Schulleiter, Claudia Deichsel (Hermann-Voss-Realschule) und Wolfgang Beilfuß (Konrad-Adenauer-Hauptschule) um ein Statement. Beide hoffen, dass es nun zügig voran geht. Vor allem die Hauptschule leidet an der derzeitigen Raumsituation. „Wir sind recht eingeschränkt in Fachraumtätigkeiten“, beklagt Beilfuß die jetzige Situation.
Für den Physik- und Chemieunterricht kann die Schule zwar auf naturwissenschaftliche Fachräume am EvB-Gymnasium zurückgreifen. „Aber bei zehn Minuten Fußweg hin und einer Viertelstunde zurückbleiben von einer Doppelstunde nur 60 Minuten Unterricht übrig“, erklärt der Schulleiter.
Als das Pressegespräch, an dem auch der Landtagsabgeordnete Christian Berger und Horst Finthammer als Vorsitzender des Bauausschusses teilnahmen, fast schon beendet ist, rollt doch noch der erste der 17 Tieflader an. Und schon kurz darauf schweben die ersten beiden Container durch die Luft, bevor sie auf dem ehemaligen Pausenhof abgeladen werden.
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