Bald endet die Rohölverarbeitung bei Shell in Wesseling. Werner Nonn und Frank Puchtler inspizierten ihre alte Anlage noch mal.
Rohölverarbeitung endetSie arbeiteten Jahrzehnte an der D500 bei Shell in Wesseling

Werner Nonn (l.) und Frank Puchtler haben Jahrzehnte in der Produktionsanlage gearbeitet.
Copyright: Margret Klose
Ein bisschen Wehmut war schon dabei, als Werner Nonn und Frank Puchtler am Freitagvormittag noch einmal ihre alte Anlage inspizierten – ihre D500. In den kommenden Wochen läuft die Rohölverarbeitung bei der Shell in Wesseling aus. Heizöl, Benzin, Diesel und Flugzeugtreibstoff wird dann nur noch im Werk Godorf produziert. Die D500 wird nun gereinigt und gespült und anschließend zurückgebaut.

Die D500 ist Geschichte. Mehr als 40 Kilometer Rohrleitungen und über 23.000 Equipment-Teile werden in den kommenden Jahren zurückgebaut.
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Ein gewaltiges Gerüst umhüllt inzwischen die kompletten Anlagen (112.000 Kubikmeter). Mehr als 40 Kilometer Rohrleitungen und rund 23.000 Equipment-Teile – Pumpen, Öfen und Ventile etwa – werden außer Betrieb genommen. Dafür werden etwa 25 Kräne und zusätzliche 1000 Mitarbeiter eingesetzt. Trotzdem schätzt der Unternehmenssprecher Constantin von Hoensbroech, dass der Rückbau bis zu drei Jahre dauern kann. Die fossile Brennstoffherstellung in Wesseling ist dann nach annähernd 90 Jahren Geschichte.
Wesseling: Werner Nonn begann 1982 seine Arbeit an der D500
„Dort haben wir gearbeitet“, sagt Nonn. Obwohl er bereits seit ein paar Jahren im Ruhestand ist, sei es für ihn jetzt, wo er noch einmal von oben auf die Produktionsanlage schaut, ein komisches Gefühl. Nonn hat als Chemiemeister 1982 seine Arbeit an der D500 begonnen. „Damals hieß das Unternehmen hier noch Union Kraftstoff“, berichtet er.
Puchtler startete 1979 bei der Union Kraftstoff (UK) ins Berufsleben, mit einer Ausbildung zum Chemikanten. „Anfangs war die D500 sogar noch im Bau“, erinnert er sich. Doch noch während seiner Lehre sei sie fertig geworden. „So habe ich die Anlage im Rahmen meiner Ausbildung schon ein bisschen kennengelernt.“

Der Bau einer neuen Grundöl-Destillation hat schon begonnen.
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Damals ahnte er jedoch noch nicht, dass er ab 2009 bis in den Eintritt in seinen Vorruhestand 2024 die Produktion in der D500 sogar als stellvertretender Betriebsleiter mit den ihm zugewiesenen Mitarbeitern sicherstellen sollte. Trotzdem sieht er das Ende der D500 eher nüchtern. „Es ist ein ganz normaler Rhythmus, dass Anlagen in Betrieben auch abgestellt werden“, sagt er. Dafür komme ja oft auch Neues.
Neues kam für Nonn und Puchtler zum Beispiel 1985 mit dem Bau der Vakuum-Destillationsanlage. „Ich habe diesen Bau als Meister begleitet“, erklärt Nonn. Neues erlebten sie auch 1989, als zunächst die DEA Mineraloel AG die Verarbeitungs- und Vertriebsaktivitäten der UK übernahm. Ab 2002 hieß ihr Arbeitgeber dann Shell Deutschland.
Nicht geändert haben sich in all den Jahren jedoch die Arbeitsabläufe an der D500. Als Schichtleiter war Werner Nonn zum Beispiel dafür zuständig, zusammen mit den ihm zugewiesenen Mitarbeitern die Anlage bestimmungsgemäß in Betrieb zu halten. Beide, Nonn und Puchtler, kannten jeden Hebel und jedes Ventil dieser komplexen Produktionsanlage.
Auf den Monitoren in der Messwarte konnten sie und ihre Kollegen ganz tief ins Herz dieser Anlage schauen – sie sahen auf einen Blick Temperaturen, Druckstände sowie Rohstoff- und Produktionsmengen. „Ich habe gerne dort gearbeitet“, sagt Nonn. Spannend findet er es jetzt aber auch, die neue Epoche beobachten zu können. „Ich werde die Shell auf jeden Fall weiterhin im Auge halten“, verspricht er und lächelt.