Wohnungslose in Düsseldorf berichten von ihren Weihnachtserlebnissen unter besonderen Umständen. Gemeinsames Essen und Gesprächsangebote in Notunterkünften sollen ihre Situation erleichtern.
Angebote zur ErleichterungWie zwei Wohnungslose aus Düsseldorf Weihnachten erleben
Weihnachten ist für viele eine besondere Zeit. Doch wie erleben wohnungslose Menschen das Fest? „Zwei Tage vor Weihnachten hatte ich als Kind immer so ein Kribbeln im Bauch. Da weiß ich nicht, ob das noch mal aufkommt“, sagt Sarah, die zum ersten Mal Weihnachten als Wohnungslose erlebt.
Sie erinnert sich an Weihnachten, als sie vier Jahre alt war. Ihre Mutter habe für alle gekocht und sich zurückgezogen, um sich dann zu betrinken, erzählt sie. Aktuell übernachtet sie in der Notschlafstelle der Franzfreunde in Düsseldorf.
Weihnachten ohne eigenes Zuhause
Die 42-Jährige hat lange bordeauxrote Haare, die zu einem ordentlichen Zopf gebunden sind. Der Tod ihrer Mutter, Missverständnisse mit dem Vermieter und der Diebstahl ihrer Dokumente hätten dazu beigetragen, dass sie nun in der Notschlafstelle untergekommen ist, sagt die Norddeutsche. Sie fühle sich in Düsseldorf eigentlich wohl, aber vom Leben in der Stadt trotzdem oft ausgeschlossen. Auf dem Weihnachtsmarkt zum Beispiel könne sie sich nichts leisten. Den in Düsseldorf angebotenen Weihnachtsfeiern für Wohnungslose entzieht sie sich. „Ich finde das zu traurig“, sagt sie.
Der 60-jährige Peter schläft ebenfalls bei den Franzfreunden in Düsseldorf. Eine Schirmmütze bedeckt seine grau melierten, leicht gelockten Haare. Sein Aussehen ist gepflegt. Auch er erlebt zum ersten Mal Weihnachten als Wohnungsloser. Seine Werkstatt sei von Dieben komplett leer geräumt worden. Das Arbeitsmaterial und die Kundendaten und damit die Grundlage seine Selbstständigkeit seien damit weg.
Weihnachten kann eine Belastung sein
Wenn Peter draußen in den Schaufenstern die Dekoration sehe, kommen bei ihm keine Weihnachtsgefühle auf. „Ich halte die Standard Weihnachtsdeko für sündhaft verschwendetes Material“, sagt er. „Ein nett gemachter Kranz mit Kerzen hat was“, aber der Wettbewerb, den sich einige Hausbesitzer mit der Dekoration aus Plastik in ihren Straßen leisteten, verbreitet für ihn keine Weihnachtsstimmung.
Für Menschen wie Sarah oder Peter kann Weihnachten belastend werden. Und die Zahl der Wohnungslosen steigt. Laut einer Mitteilung des Landessozialministeriums vom Sommer dieses Jahres erreichte die Zahl der Menschen in NRW, die keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag hatten, zum Stichtag 30. Juni 2023 einen neuen Höchststand von fast 109 000.
In der Weihnachtszeit bieten viele Städte in NRW Angebote wie ein festliches Essen, kleine Geschenke oder einfach einen Ort zum Aufwärmen.
So gibt es bei den Franzfreunden in Düsseldorf neben einem Weihnachtsessen auch Gesprächsangebote. Ähnliches planen die Helfer im Kontaktcafé der Caritas Aachen. Dort bereiten die Angestellten ein Mehr-Gänge-Menü für Heiligabend vor, sagt Lorena Worms, Teamleitung vom Café Plattform. „Wir versuchen eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Die Menschen bekommen jeden Gang an den Tisch gebracht.“ Es gibt eine Bescherung mit Geschenken für alle, Musik und der biblischen Weihnachtsgeschichte.
Gerade die Weihnachtszeit sei für Gäste emotional aufgeladen, manche seien einsam oder hätten den Kontakt zu ihren Familien verloren. „Das ist das ganze Jahr über ein Thema. Aber gerade zur Weihnachtszeit, wenn die Menschen drinnen im Warmen bei ihren Familien sind, besonders“, sagt Worms. (dpa)