Die Sängerin und Schauspielerin ist nach wie vor sehr aktiv: In den 80er-Jahren sang sie Rock, heute kann man sie im Bremer Tatort bewundern.
Früher Rock-Star, heute „Tatort“Was macht eigentlich Helen Schneider?
Helen Schneider, die in den 80er Jahren als Rocksängerin mit Hits wie „Rock’n’Roll Gypsy“ deutschlandweit bekannt wurde, ist nun in einer ganz anderen Rolle zu sehen: Als Rechtsmedizinerin Edda Bingley im aktuellen Bremer „Tatort“ kehrt die 71-Jährige am Sonntag (8. Dezember) auf die Bildschirme zurück. Keine Selbstverständlichkeit für die Künstlerin, die neben ihrer Gesangskarriere immer auch als Schauspielerin tätig war.
Helen Schneider: Rolle im „Tatort“ war eine „große Überraschung“
„Es war für mich eine große Überraschung. Ich habe sofort zugesagt“, gab die gebürtige Amerikanerin in einem Interview mit dem Magazin „Funk Uhr“ zu. Besonders schätzt sie an der Rolle, dass sie authentisch bleiben und ihren amerikanischen Akzent beibehalten kann: „Es hat eine Aussage, dass ich als Ausländerin eine solch tolle Rolle bekommen habe.“
Edda Bingley könnte langfristig ein fester Bestandteil des Bremer Tatorts werden und Schneider freut sich besonders über die Frauen-Power an der Weser. „Das weibliche Bremer ‚Tatort‘-Team steht für Sisterhood, das zusammenhält und weit weg von irgendwelchem Zickenterror entfernt ist. Die Mädels sind toll“, schwärmte Schneider im Gespräch mit „Nord24.de“.
Helen Schneider: Viele Jahre in Musicals und als Rocksängerin unterwegs
Vor dem „Tatort“ war Schneider zuletzt 2021 in der historischen Miniserie „Ku'damm 63“ zu sehen. Nach einer kurzen Pause steht sie nun wieder vor der Kamera und zeigt in ihrer aktuellen „Tatort“-Rolle mal wieder ihre Vielseitigkeit. Ganz weg war sie nie: In den letzten 35 Jahren war Helen Schneider vor allem als Theaterschauspielerin und Musicalsängerin aktiv. Sie spielte Paraderollen wie Norma Desmond in „Sunset Boulevard“ und June Carter in „Hello, I’m Johnny Cash“. Auf deutschsprachigen Bühnen bewies sie ihre Vielseitigkeit mit Stücken wie „Der Ghetto-Swinger“ und „Die Reifeprüfung“.
Neben der Schauspielerei trat sie mit musikalischen Projekten wie der One-Woman-Show mit Klavierbegleitung, „A Voice and a Piano“, oder gefeierten Jazz-Alben wie „Dream a Little Dream“ in Erscheinung. Bemerkenswert war auch das Tributalbum „The World We Knew – The Bert Kaempfert Album“ mit Liedern des legendären Komponisten. Seit 2018 gibt sie außerdem Meisterkurse für Liedinterpretation an der Stage School Hamburg.
Mit Udo Lindenberg auf Tour – mit „Rock'n'Roll Gypsy“ in den Charts
Ihre Gesangskarriere begann allerdings schon viel früher: Die 70er-Jahre, in denen sie zunächst als Pop-Lady à la Barbra Streisand mit Alben wie „So Close“ oder „Let It Be Now“ debütierte, brachten ihr wenig internationalen Ruhm. Erst als Alfred Biolek ihr in seiner Sendung „Bio's Bahnhof“ eine Chance gab, ging es steil bergauf.
Schneider ging mit Udo Lindenberg auf Tournee und änderte ihren Stil in Richtung Rock und New Wave. Das Album „Schneider with the Kick“ wurde mit Gold ausgezeichnet, der Hit „Rock'n'Roll Gypsy“ schaffte es in die deutschen Top 10. Weitere Hits wie „Hot Summer Nites“ folgten. Bis 1988 folgten weitere Rock-Alben, dann tauschte sie die enge Lederhose, die High Heels und das Schweißband gegen die Musicalbühne. Von „Cabaret“ über „Evita“ bis hin zu Songs von Kurt Weill tourte Schneider viele Jahre durch ganz Deutschland.
Helen Schneider spricht über sexuelle Übergriffigkeit
Als Schauspielerin war sie hin und wieder auch im Fernsehen zu sehen. Und das sogar im „Tatort“, entgegen der aktuellen Schlagzeile, dass sie in Bremen ihr Debüt in der Krimireihe gibt. Bereits 2009 war sie in einer Nebenrolle in „Borowski und die Sterne“ zu sehen. Die neue Rolle könnte mit der Zeit wachsen, worauf Schneider wohl selbst Einfluss nehmen kann.
„Mein Part ist ja noch vergleichsweise klein. Die Drehtage haben viel Spaß gemacht und es war eine tolle Überraschung für mich, als ich erfuhr, dass die Rolle der Edda Bingley weiter entwickelt wird und zukünftig mehr Raum bekommt“, verriet Schneider „nord24.de“.
Wie schwierig es über die Jahrzehnte war, die richtigen Rollen zu bekommen, erzählte Schneider kürzlich der „Bunten“. „Nachdem ich einen sehr bekannten Regisseur abblitzen ließ, wurde ich von meiner Agentin ins Büro zitiert und gefragt: ‚Spinnst du? Hast du das Spiel immer noch nicht verstanden?‘“, berichtete sie über die Schattenseiten der Branche. Auch Casting-Angebote von Produzenten und Regisseuren in Hotelzimmern lehnte sie immer ab.
Schneider war 40 Jahre mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann George Nassar († 73) zusammen. Die Liebe zu ihrem 16 Jahre älteren Partner habe sie vor Fehlentscheidungen bewahrt. Sie habe mehrmals Nein gesagt, „weil ich am nächsten Tag in den Spiegel schauen wollte“. Die Jobs habe sie dann nicht bekommen, „und das ist okay so“.