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Filmdebüt vor 50 JahrenWas macht eigentlich Nastassja Kinski?

Lesezeit 5 Minuten
Nastassja Kinski bei der „Cinema For Peace“-Gala im Februar 2024 in Berlin.

Nastassja Kinski bei der „Cinema For Peace“-Gala im Februar 2024 in Berlin. (Archivbild)

Lange war es ruhig um die Schauspielerin. Doch auf Instagram meldet sich der einstige Kinostar regelmäßig mit Friedensbotschaften.

Einst als großer Star gefeiert, heute fast vergessen: Nastassja Kinski, die Tochter des berüchtigten Schauspielers Klaus Kinski („Nosferatu“), hat sich in den letzten Jahren rar gemacht. Nach einer internationalen Karriere, die sie in den 1970er und 1980er Jahren zu einem der wenigen deutschen Weltstars machte, zog sie sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Seit Monaten meldet sie sich aber wieder auf Instagram.

Nastassja Kinski schickt Friedensbotschaften auf Instagram

Der Kanal „nastassja.kinski“ hat zwar noch keinen offiziellen blauen Verifizierungshaken für die Echtheit des Accounts, aber zahlreiche Selfies und andere Schnappschüsse vom roten Teppich, Dreharbeiten oder anderen Auftritten belegen, dass es sich tatsächlich um Kinski handelt. „Einzig offizielles Profil“ steht am Anfang des Profils in englischer und italienischer Sprache.

Zuletzt meldete sie sich unter anderem mit einem Bild ihres ehemaligen Lebensgefährten Quincy Jones, der im November verstorben war. „Treffen mit Q in unserer Welt des Films und der Musik, viel zu sagen. Ruhe in Frieden Quincy“, schrieb Kinski kryptisch zu einem gemeinsamen Bild mit Blumen- und Friedenstauben-Emojis. Überhaupt scheinen ihr Frieden und eine „bessere Welt“ wichtig zu sein, wenn man die vielen Posts zu diesem Thema richtig interpretiert.

Nastassja Kinski: Mit Wim Wenders vor 50 Jahren zum Durchbruch

Nastassja Kinski gab ihr Filmdebüt 1974 mit den Dreharbeiten zum Roadmovie „Falsche Bewegung“ unter der Regie von Wim Wenders. Der Film wurde 1975 veröffentlicht und brachte ihr auf Anhieb den Deutschen Filmpreis als „Beste Nebendarstellerin“ ein. 2024 jährt sich dieses Debüt zum 50. Mal – ein bemerkenswerter Start in eine internationale Karriere.

Die Filmszene aus dem legendären „Tatort“-Krimi „Reifezeugnis“ zeigt Nastassja Kinski als Schülerin Sina und Christian Quadflieg als ihren Lehrer Helmut Fichte.

Die Filmszene aus dem legendären „Tatort“-Krimi „Reifezeugnis“ zeigt Nastassja Kinski als Schülerin Sina und Christian Quadflieg als ihren Lehrer Helmut Fichte. (Archivbild)

Der große Durchbruch zum Superstar gelang ihr mit der Rolle der Sina in der „Tatort“-Folge „Reifezeugnis“, die aufgrund ihrer freizügigen Darstellung einer jugendlichen Verführerin und der damit verbundenen Kontroversen für Aufsehen sorgte. Anfang 2024 wollte sie sogar dagegen vorgehen. Die heute 63-Jährige beauftragte den Rechtsanwalt Christian Schertz damit, dies durchzusetzen, wie das Magazin „Der Spiegel“ berichtete. Der ARD reagierte und strahlte den legendären „Tatort“ seit dem 1. Januar 2024 (letzte Ausstrahlung im RBB) nicht mehr aus.

Kinski spielte damals eine 17-jährige Schülerin, die eine Affäre mit ihrem Lehrer hat – bei den Dreharbeiten war Kinski, die in der Folge nackt zu sehen ist, erst 15 Jahre alt. „Ich möchte eine Entschuldigung!“, sagte sie im März 2024 zu Frauke Ludowig in einem seltenen RTL-Interview.

Filme von Polanski, Schrader oder Coppola brachten den Weltruhm

Für Kinski bedeutete der Fernsehfilm den Durchbruch im Showgeschäft. Mit „Tess“ unter der Regie von Roman Polański gelang ihr 1979 auch der internationale Durchbruch. Für ihre einfühlsame Darstellung der Titelfigur erhielt sie den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin. Außerdem wurde sie für den französischen Filmpreis César nominiert. Eine weitere Nominierung für den wichtigsten französischen Filmpreis folgte 1988 für „Krank vor Liebe“. Einen weiteren großen Erfolg feierte Kinski 1984 erneut unter der Regie von Wim Wenders in „Paris, Texas“.

Nastassja Kinski in der Titelrolle von Roman Polanskis „Tess“.

Preisgekrönt: Nastassja Kinski in der Titelrolle von Roman Polanskis „Tess“. (Archivbild)

Mit dem Horrorfilm „Katzenmenschen“ an der Seite von David Bowie oder „Hotel New Hampshire“ neben Jodie Foster spielte sie auch in großen Hollywood-Produktionen mit. Das „Time“-Magazin hob sie 1983 auf die Titelseite, sah im Gesicht der damals 22-Jährigen die Züge von Sophia Loren, Ingrid Bergman, Brigitte Bardot oder Audrey Hepburn vereint und ließ den großen amerikanischen Schriftsteller und zweifachen Pulitzer-Preisträger Norman Mailer schwärmen: „Sie hat die gleichen Qualitäten wie Marilyn Monroe“. Sogar Andy Warhol malte sie.

Nach dem „Time“-Magazin-Cover – große Karriere von Kinski verblasst schnell

Im folgenden Jahr sorgten Kinoflops wie „Harem“ oder „Revolution“ dafür, dass sie von einigen Fachzeitschriften als „Kassengift“ bezeichnet wurde. Hin und wieder gelangen ihr noch Achtungserfolge. Danach verblasste ihre Karriere zunehmend. Im Jahr 2002 schrieb der „Stern“, dass sie zwar keinen Erfolg mehr habe, aber immer noch als Weltstar gelte, auch wenn sich kaum noch jemand an ihre Filme erinnere.

Nastassja Kinski beim 48. Deutschen Filmball 2024 im Münchener Hotel Bayerischer Hof.

Seltener Auftritt: Nastassja Kinski beim 48. Deutschen Filmball 2024 im Münchener Hotel Bayerischer Hof. (Archivbild)

Irgendwann hatte die Schauspielerin genug: Ab 2013 nahm sich Kinski eine Auszeit und trat nicht mehr vor die Kamera. Erst 2022 feierte sie ein Comeback in unbedeutenden Filmprojekten. Im Kino war Kinski zuletzt im Januar 2024 zu sehen. Damals feierte Kolja Maliks Film „Las Vegas“ mit der Schauspielerin in einer Nebenrolle Premiere. Außerdem hatte sie eine Sprechrolle in der Anime-Serie „Castlevania: Nocturne“ für Netflix.

Rückzug und Vorwürfe gegen Vater Klaus Kinski

Auch ihr Verhältnis zu ihrem übermächtigen und skandalumwitterten Vater Klaus Kinski galt als schwierig und war von öffentlichen Auseinandersetzungen geprägt. Nastassja Kinski äußerte sich unter anderem zu den Missbrauchsvorwürfen gegen ihren Vater in der „Bild“-Zeitung („Ich hatte meist Angst vor ihm“, „Er war ein Tyrann“) und unterstützte ihre Schwester Pola, die Klaus Kinski in einem Buch des sexuellen Missbrauchs beschuldigte.

Nastassja Kinski winkt in die Kamera.

Nastassja Kinski war sogar für das RTL-Dschungelcamp 2017 angekündigt, machte dann aber einen Rückzieher. (Archivbild)

Der Versuch von Markus Lanz, die sensible Schauspielerin in seiner Talkshow zu diesem Thema zu befragen, endete 2013 in einem Debakel für den Moderator, der sich im Nachhinein vorwerfen lassen musste, sie vorgeführt zu haben. Kinski, die fahrig und aufgelöst wirkte und zeitweise den Tränen nahe war, sagte später der „Bild“-Zeitung, sie habe nicht damit gerechnet, nach ihrem Vater gefragt zu werden. Seitdem scheint sie die deutsche Öffentlichkeit zu meiden. Hin und wieder lässt sie sich zu kleinen Auftritten auf dem roten Teppich überreden, wie bei der Verleihung der „Goldenen Henne“ oder der „Cinema For Peace“-Gala im September 2024.

Nastassja Kinski lebt zurückgezogen

Ansonsten lebt Kinski zurückgezogen – nach vielen Jahren in Los Angeles nun in Berlin. Sie ist dreifache Mutter. Ihr 1984 geborener Sohn stammt aus ihrer Beziehung mit dem Schauspieler Vincent Spano, mit dem sie im selben Jahr in dem Film „Maria’s Lovers“ auftrat. Wenige Monate nach der Geburt heiratete Kinski im September 1984 den ägyptisch-amerikanischen Filmproduzenten Ibrahim Moussa (1946-2012). 1986 kam ihre Tochter Sonja Kinski zur Welt, die ebenfalls Model und Schauspielerin wurde. Die Ehe wurde 1992 geschieden.

Von 1991 bis 1997 lebte sie mit dem Komponisten Quincy Jones zusammen, aus dieser Beziehung stammt die Tochter Kenya Kinski-Jones, die als Model arbeitet. 2016 war Nastassja Kinski außerdem mehrere Monate mit dem Tänzer Ilia Russo liiert.