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„Klarer Fall von Verbrauchertäuschung“Betrug und Verunreinigungen – Vorsicht bei importierter Dubai-Schokolade

Lesezeit 3 Minuten
Proben von Dubai-Schokoladen haben Verunreinigungen ergeben. (Symbolbild)

Proben von Dubai-Schokoladen haben Verunreinigungen ergeben. (Symbolbild)

Schimmelpilzgifte, nicht deklarierte Zutaten, künstliche Farbstoffe: Erste Lebensmitteluntersuchungen der teuren Dubai-Schokolade sind besorgniserregend.

Der Trend Dubai-Schokolade hat längst auch Köln erreicht. Viele Supermärkte haben die mit Pistaziencreme und Engelshaar gefüllte Vollmilchschokolade ins Sortiment aufgenommen, Cafés und Restaurants auf ihre Speisekarte gesetzt. Die Dubai-Schokolade, benannt nach ihrem Herkunftsort, wurde zu einem internationalen Phänomen, nachdem sie auf den sozialen Medien die Runde gemacht hatte – und hat einen stolzen Preis.

Umso erstaunlicher sind die Testergebnisse einzelner importierter Proben. Mit einem Premium-Produkt hätten die nämlich wenig zu tun. Einige Proben fielen in den Laboren auf. „Von Betrug bis Gesundheitsschädlichkeit wurde in den ersten Importproben von Dubai-Schokolade alles gefunden. Wo Dubai-Schokolade draufsteht, muss auch echte Schokolade mit hochwertigen Zutaten ohne Verfälschungen oder Verunreinigungen drin sein“, kritisierte Baden-Württembergs Verbraucherminister Peter Hauk (CDU).

Dubai-Schokolade: Alle getesteten Proben auffällig

In acht von acht Proben des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) seien Verunreinigungen, Farbstoffe, Allergene und Fremdfett festgestellt worden.

„Die geringe Probenanzahl ist noch kein Trend, aber die Ergebnisse sind sehr bedenklich und haben uns veranlasst, ein landesweites Sonderprogramm zu starten, um die landesweiten Angebote an Dubai-Schokolade zu überprüfen und unter die Lupe zu nehmen“, sagte Hauk.

Palmöl statt Schokolade: „Ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung“

Fünf Proben stammten von unterschiedlichen Chargen vom selben Hersteller aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, drei Proben von verschiedenen Herstellern aus der Türkei. In den drei türkischen Proben sei nicht deklarierter Sesam enthalten gewesen. Für Sesam-Allergiker sei dies gesundheitsschädlich. „Die fünf Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten enthielten dagegen Fremdfett (Palmöl) statt echter Schokolade: ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung“, betonte Hauk.

Außerdem seien die Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht für den menschlichen Verzehr geeignet, weil sie herstellungsbedingte Verunreinigungen enthielten. Fast alle Proben hätten mit künstlichen Farbstoffen einen höheren Anteil an qualitativen Zutaten vorgetäuscht. „Im Dekor und in den Füllungen finden wir bei sieben Proben nicht deklarierte Farbstoffe. Dabei handelt es sich unter anderem um Azofarbstoffe, die die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen können“, heißt es im CVUA-Bericht.

Der Kölner Martin van Almsick, einst Sprecher des Kölner Schokoladenmuseums und nun Schokoladen-Produzent in Dubai, kennt das Problem, dass „Nachahmer“ die Kundschaft täuschen. Die Rezeptur und die Inhaltsstoffe seien wichtiger als die Herkunft, sagt er. Er empfiehlt, sich den Aufdruck auf der Verpackung genau anzusehen. „Wenn die Schokolade zu billig ist, sind keine Pistazien, sondern nur Farbstoffe drin.“

Sonderprogramm für Dubai-Schokolade und Pistaziencreme

Mit einem kurzfristigen Sonderprogramm sollen nun in ganz Baden-Württemberg Proben von Dubai-Schokolade aus Drittländern und in der EU hergestellte Produkte aus dem Handel zur Untersuchung am CVUA Stuttgart erhoben werden. Schokolade von einheimischen kleinen Herstellern, Konditoreien und Confiserien produzierte Ware werde auch berücksichtigt. Zusätzlich sollen Proben von Pistaziencreme aus dem Großhandel erhoben werden.

Bei einem stichprobenartigen Screening seien in einer Probe mit Pistazienfüllung hohe Anteile an Schimmelpilzgiften (Mykotoxine), vor allem Aflatoxine, festgestellt worden, sagte Hauk. Der Verdacht auf eine Aflatoxin-Höchstgehaltsüberschreitung habe sich bestätigt. Die Ware sei bis zur endgültigen Ergebnisermittlung gesperrt. Die ersten Untersuchungen von Pistaziencremes aus dem Großhandel auf Aflatoxine seien dagegen bisher unauffällig. (pst/dpa)