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Amokfahrt von TrierHaftbefehl wegen Mordes erlassen – Trierer gedenken Opfern

Lesezeit 5 Minuten
Trier Amokfahrt neu

Ein Polizist patrouilliert am Tatort in Trier. 

Trier – Nachdem ein Mann bei einer Amokfahrt am Dienstag in der Trierer Innenstadt fünf Menschen getötet hat, trauern die Menschen bei einer Gedenkveranstaltung um die Opfer. Unter den Toten ist auch ein neuneinhalb Wochen altes Baby, 18 Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Die Polizei nahm unmittelbar nach der Tat einen 51 Jahre alten Deutschen fest, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft psychisch krank sein könnte.

Der Tatverdächtige war betrunken, konnte aber vernommen werden. Zu seinen Aussagen machte die Polizei bisher keine Angaben. Das Motiv des Täters ist unklar, bisher gibt es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund. Am Mittwochmittag erließ ein Richter Haftbefehl wegen Mordes gegen den 51-Jährigen. Im Raum hatte auch gestanden, ob der Todesfahrer in die Psychiatrie statt in Untersuchungshaft kommt.

Trier Amokfahrt neu

Ein Polizist patrouilliert am Tatort in Trier. 

Trier trauert um die Opfer

Der Täter fuhr in Zickzacklinien durch die Fußgängerzone, um möglichst vielen Menschen Leid zuzufügen. Zu den Opfern zählen neben dem Baby eine 73 Jahre alte Frau, eine 25-Jährige, eine 52 Jahre alte Frau und der 45 Jahre alter Vater des Babys. Die Mutter liegt den Behördenangaben zufolge im Krankenhaus, genau wie ihr eineinhalb-jähriger Sohn. Über den Tod der 52-Jährigen informierte die Polizei am späten Dienstagabend. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in einer Stellungnahme tief betroffen.

Am Mittwochvormittag gedachten hunderte Menschen in Trier den Opfern. Vor dem berühmten Steintor stellten sie Kerzen auf und legten Blumen ab. „Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht“, betonte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) am Mittwoch bei einer Gedenkveranstaltung an der Porta Nigra. Er dankte allen Rettungskräften für ihre Hilfe und appellierte an die Solidarität der Bürger. „Geben wir uns gegenseitig das Gefühl von Nähe, geben wir uns das Gefühl von Sicherheit und geben wir uns das Gefühl, dass wir Trierer zusammenstehen.“

Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer legte einen Kranz nieder. „Wir trauern mit den Angehörigen und Toten und wir beten für die Verletzten“, sagte die Politikerin. „Keiner von uns hat sich jemals vorstellen können, dass so etwas hier passieren könnte.“

Amokfahrt dauerte vier Minuten

Der erste Notruf war um 13.47 Uhr eingegangen, wie Franz-Dieter Ankner, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Trier sagte. Die Amokfahrt über mehrere Straßen dauerte vier Minuten, ehe der Tatverdächtige, der Widerstand leistete, festgenommen wurde.

„Wir haben ein klares Bild von dem Verdächtigen“, sagte Lewentz, der von einem schrecklichen Tag sprach. Ankner ergänzte, der Mann habe die vergangenen Tage in einem Auto verbracht. Laut Oberstaatsanwalt Peter Fritzen gibt es Anhaltspunkte für ein psychisches Krankheitsbild. Ein Arzt habe den Mann begutachtet, es werde vermutlich ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben. Bei dem Mann wurden 1,4 Promille Atemalkohol festgestellt.

Ermittlungen wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung

Ermittelt werde wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung. „Wir gehen davon aus, dass er bei dem Angriff in der Innenstadt heimtückisch handelte, das Fahrzeug als Waffe benutzt hat und deshalb mit gemeingefährlichen Mitteln handelte“, sagte Fritzen.

Trier Amokfahrt

Die Polizei hat den Tatort in der Trierer Fußgängerzone weiträumig abgeriegelt.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach am Abend von einem „schlimmen und schrecklichen Tag“. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach im Interview mit dem SWR von einem „Amokfahrer in der Innenstadt“. Augenzeugen berichteten, dass am Ort des Vorfalls nahe der Porta Nigra Menschen durch die Luft geschleudert worden seien.

„Die Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig“

„Die Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig“, heißt es in einer Stellungnahme der Kanzlerin, die Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag via Twitter veröffentlichte. „Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Menschen, die so jäh und gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden. Ich denke aber auch an diejenigen, die zum Teil schwere Verletzungen erlitten haben und wünsche ihnen viel Kraft.“

Mitten an einem ganz normalen Tag seien Menschen aus dem Leben gerissen worden, sagte Dreyer. „Das ist einfach sehr schlimm für uns alle.“ Sie sei mit ihren Gedanken bei den Verletzten und Schwerverletzten und hoffe und bete, dass sie überlebten und gesundeten. Vier Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten, fünf erhebliche Verletzungen, und sechs Menschen seien leicht verletzt worden, sagte Lewentz zunächst während einer Pressekonferenz, die 52 Jahre alte Frau erlag wenig später ihren Verletzungen. Zahlreiche Menschen in der Innenstadt seien zudem traumatisiert worden, sagte Lewentz.

Rund 300 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdiensten und anderen Hilfsorganisationen waren im Einsatz. Dieser habe im Ablauf sehr gut funktioniert, die Opfer seien rasch versorgt worden, berichtete der Leiter der Berufsfeuerwehr Trier, Andreas Kirchartz. Die Kliniken in der Stadt hätten sofort auf Notfallbetrieb umgeschaltet, die Patienten hätten unmittelbar dorthin gebracht werden können. Lewentz sagte, dass außerdem rund 450 Polizisten im Einsatz waren.

Die rheinland-pfälzischen CDU-Politiker Julia Klöckner und Christian Baldauf äußerten sich schockiert und betroffen. Sie seien erschüttert über die „Amokfahrt“, teilten die CDU-Landeschefin und der CDU-Landtagsfraktionschef mit. „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten vor Ort. Wir trauern mit den Angehörigen der Toten“, erklärten sie. „Wir danken den Helfern und Rettungskräften für ihre Arbeit. Jetzt gilt es die weiteren Ermittlungen abzuwarten.“

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Im Februar hatte im nordhessischen Volkmarsen ein 29 Jahre alter Deutscher sein Auto absichtlich in die Menge gesteuert. Dutzende Menschen wurden verletzt. 2019 hatte ein 50-Jähriger in Bottrop in der Neujahrsnacht gezielt Menschen angefahren. Er wurde in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. In Münster war 2018 ein Mann mit seinem Campingbus in eine Gruppe gerast, es gab fünf Tote. Der Täter erschoss sich, die Ermittler gehen von einer psychischen Erkrankung aus. (dpa)