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„Auf den ersten Blick absurd“Prozess gegen Alec Baldwin wegen tödlichen Schusses bei Western-Dreh beginnt

Lesezeit 3 Minuten
Großaufnahme auf Alec Baldwins Gesicht, der seinen Daumen nachdenklich am Kinn platziert hat. (Archivbild)

Hollywood-Schauspieler Alec Baldwin muss sich vor Gericht wegen Totschalgs verantworten. (Archivbild)

Laut Ermittlungen hätte sich kein Schuss ohne Druck auf den Abzug lösen können. Alec Baldwin will den Abzug aber nicht betätigt haben.

Fast drei Jahre nach dem tödlichen Schuss auf eine Kamerafrau bei Dreharbeiten zu einem Western im Süden der USA beginnt in dieser Woche der Prozess gegen Hollywood-Star Alec Baldwin. Am Dienstag werden in Santa Fe im Bundesstaat New Mexiko die Geschworenen ausgewählt, am Mittwoch sollen die ersten Anhörungen stattfinden. Der Prozess wird voraussichtlich etwa zehn Tage dauern; Baldwin muss sich wegen Totschlags verantworten. Ihm drohen bis zu anderthalb Jahre Haft.

Tödlicher Schuss am Set des Westerns „Rust“: Prozess gegen Alec Baldwin beginnt

Im Oktober 2021 war die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Low-Budget-Westerns „Rust“ durch eine Kugel aus einer von Baldwin gehaltenen Pistole tödlich getroffen worden. Regisseur Joel Souza wurde von derselben Kugel schwer verletzt.

In dem als Requisite genutzten Colt hatte sich eine echte Patrone befunden. Die Waffenmeisterin am Set, Hannah Gutierrez-Reed, wurde wegen des Vorfalls der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen und im April zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Wie genau es dazu kam, dass die Waffe mit scharfer Munition geladen war, ist bis heute unklar. Scharfe Munition ist in den USA bei Filmdrehs verboten.

Alec Baldwin weist jede Schuld von sich

Baldwin weist jegliche Schuld von sich. Er beteuert, ihm sei versichert worden, dass die Waffe nicht scharf war. Der Schauspieler und Produzent beharrt zudem darauf, er habe den Abzug nicht betätigt - ein Argument, das die Staatsanwaltschaft als „auf den ersten Blick absurd“ bezeichnet.

Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI ergaben der Anklagebehörde zufolge, dass die Waffe ohne Druck auf den Auslöser nicht hätte betätigt werden können. Baldwin habe „schamlos“ über sein Verhalten gelogen, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Die Anwälte des Schauspielers hatten versucht, einen Prozess abzuwenden. Sie argumentierten unter anderem, das FBI habe die Pistole bei ihren Untersuchungen beschädigt und die Ergebnisse seien somit nicht zuverlässig. Die Richterin wies dies zurück.

„Es ist nicht die Aufgabe eines Schauspielers, Waffenexperte zu sein“

Die Autorengewerkschaft SAG-AFTRA warnt vor möglichen Auswirkungen des Prozesses auf das Filmgeschäft. „Es ist nicht die Aufgabe eines Schauspielers, Waffenexperte zu sein“, erklärte sie im Januar. Dafür seien bei Filmdrehs mehrere eigens abgestellte Experten verantwortlich.

Die Anklagebehörde wird bei ihren Darlegungen vor Gericht vermutlich argumentieren, verantwortungsloses Verhalten Baldwins am Set habe zu dem Unfall geführt. Der Schauspieler habe die an dem Filmdreh Beteiligten regelmäßig grundlos beschimpft oder vor sich hingeflucht, schrieb Staatsanwältin Kari Morrissey in einem Gerichtsdokument. Zudem habe er als Produzent großen Druck ausgeübt, den Film so schnell wie möglich fertigzustellen.

Für Morrissey steht fest: „Wer Herrn Baldwin am Set von ‚Rust‘ beobachtet hat, sah einen Mann, der absolut keine Kontrolle über seine eigenen Gefühle hat und absolut keine Rücksicht auf die Auswirkungen seines Verhaltens auf seine Umgebung nimmt.“ (afp)