Als schlagfertige und stimmgewaltige Nonne wurde die Italienerin 2014 weltbekannt. Nun hatte sie einen Sinneswandel.
„Singende Nonne“, „The Voice“-SiegerinCristina Scuccia verlässt Orden
Cristina Scuccia, die 2014 als „singende Nonne“ und Siegerin der Castingshow „The Voice of Italy“ international bekannt wurde, hat den Orden der Ursulinen nach einem „inneren Wandel“ verlassen. Das verkündete Scuccia am Samstag, dem 19. November, in der Talkshow „Verissimo“ des privaten Fernsehsenders Canale 5. Ihre Heimat Italien habe sie ebenfalls verlassen. Sie arbeite nun als Kellnerin in Spanien und sei glücklich. Scuccia hatte erst im September 2019 das „Ewige Gelübde“ als Nonne abgelegt.
Cristina Scuccia ohne Habit: Roter Hosenanzug, lange Haare und Piercing
Statt mit Habit saß die Sizilianerin im roten Hosenanzug, langen dunklen Haaren und einem Nasenpiercing vor Moderatorin Silvia Toffanin. „Wenn ich zurückblicke, blicke ich mit tiefer Dankbarkeit auf meine Reise zurück“, sagte Scuccia. „Veränderung ist ein Zeichen der Evolution, aber es ist immer beängstigend, weil es einfacher ist, sich an seinen eigenen Gewissheiten zu verankern, als sich selbst zu hinterfragen“, fügte die ehemalige Nonne hinzu.
Sie sei der Meinung, „man sollte nur auf sein Herz hören“. Schwester Cristina sei immer noch in ihr. „Ich hatte eine wundervolle Reise, aber auch eine komplexe und schwierige. Ich glaube noch mehr an das Leben und an Gott, der Glaube ist nicht vergangen. Die 15 Jahre Ordensleben, das waren die besten Jahre meines Lebens.“
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Mit Liedern von Madonna oder Bon Jovi zum Sieg bei „The Voice of Italy“
Scuccia hatte 2014 in der „Blind Audition“ von „The Voice of Italy“ das Lied „No One“ von Alicia Keys gesungen – alle vier Juroren drehten sich damals begeistert um. Das YouTube-Video des energetischen Auftritts der Nonne ging anschließend viral und erreichte bis heute über 111 Millionen Aufrufe. Scuccia war seinerzeit von mehreren ihrer Ordensschwestern zu dem Auftritt begleitet worden. In den nachfolgenden Sendungen sang sie unter anderem „Girls Just Want to Have Fun“ von Cyndi Lauper oder „Livin‘ on a Prayer“ von Bon Jovi. Für Furore sorgte auch ein gemeinsamer Auftritt mit Kylie Minogue.
Nach ihrem Sieg bei „The Voice of Italy“ unterschrieb sie einen Plattenvertrag. Ihr Album „Sister Cristina“ war ein Erfolg in Italien und Frankreich. Als Single wurde unter anderem eine Version von Madonnas „Like a Virgin“ ausgekoppelt. Im Dezember 2014 besuchte sie auch Deutschland und trat unter anderem bei „Markus Lanz“ auf.
In den folgenden Jahren spielte sie in den Musicals „Sister Act“ und „Titanic“ und sang 2016 beim Weltjugendtag in Polen vor zwei Millionen Menschen. Ein zweites Album 2018, „Felice“, hatte keinen Erfolg.
Von Sœur Sourire bis Sister Mead: Singende Nonnen im Pop
Cristina Scuccia ist nicht die einzige Nonne, die im Pop-Geschäft Erfolge feiern konnte. 1963 hatte die belgische Nonne Sœur Sourire alias Jeanine Deckers einen Welterfolg mit dem Lied „Dominique“, das Platz eins der US-Charts belegte und auch die Top Ten in Deutschland erreichte. Ihr Album „The Singing Nun“ stand ebenfalls auf Platze eins.
Drei Jahre später folgte der Kinohit „Dominique – Die singende Nonne“ mit Debbie Reynolds in der Titelrolle. Der Film basiert lose auf dem Leben von Sœur Sourire, die kurz danach aus ihrem Orden austrat. Anfang der 1970er Jahre zog sich Jeanine Deckers ins Privatleben zurück. Die Boulevard-Medien berichteten über ihre Tablettensucht und ihre lesbische Beziehung. Ihre Lebensgeschichte kam 2009 in die Kinos.
Im Januar 2022 starb die katholische Nonne Janet Mead, die als Sister Mead in die Pop-Geschichte einging. Die Australierin hatte 1974 mit einer Pop-Rock-Fassung des „Vaterunser“ einen Millionenhit. Das Lied erreichte Platz 4 in den USA und ist bis heute der einzige Top-10-Hit, dessen gesamter lyrischer Inhalt auf den Worten der Bibel basiert. Mead wurde im Anschluss für den Grammy nominiert, verlor aber gegen Elvis Presley.
Der Ruhm kam zu plötzlich für die Nonne, die später sagte, dass es eine „schreckliche Zeit“ gewesen sei. Sie blieb bis zu ihrem Tod eine Nonne und schlug mehrere lukrative Angebote, unter anderem für Konzerte in Las Vegas, aus. Sie mied die Medien und spendete alle Tantiemen aus ihrem Hit an wohltätige Organisationen.