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Ständige ErdbebenMehr als 10.000 Menschen von Santorini geflohen – Angst vor Vulkanausbruch

Lesezeit 3 Minuten
dpatopbilder - 04.02.2025, Griechenland, Santorini: Der Glockenturm einer orthodoxen Kirche in Oia auf der erdbebengeschädigten Insel Santorini und im Hintergrund der Hauptort Fira, der von der Sonne beschienen wird, am Dienstag, 4. Februar 2025. Derzeit bebt die Erde auf der Insel fast im Zehn-Minuten-Takt. Das betreffende Beben erreichte mit Stärke 5 einen vorläufigen Höchstwert. Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Santorini: Der Glockenturm einer orthodoxen Kirche in Oia auf der erdbebengeschädigten Insel Santorini und im Hintergrund der Hauptort Fira. Wegen der Beben verlassen immer mehr Menschen die Insel.

Von den gut 15.000 Einwohnern der von Beben erschütterten Insel haben zwei Drittel die Flucht ergriffen.

Die griechische Insel Santorini wird derzeit von zahlreichen Erdstößen erschüttert. Die Lage ist so bedrohlich, dass immer mehr Einheimische und auch einige Touristen die Insel verlassen, da ein starkes Erdbeben noch erwartet wird. Inzwischen ist es auf Santorini ziemlich menschenleer. Laut der griechischen Zeitung „Kathimerini“ haben bis Dienstagabend bereits mehr 10.000 Personen die Insel verlassen. Die meisten seien Bewohner gewesen, aber auch einige Urlauber sollen darunter gewesen sein.

Von Samstag bis Dienstagnachmittag wurden mehr als 50 Erdbeben der Stärke 4 oder mehr registriert, es gab hunderte weitere Beben zwischen 3 und 4. Die Erde wird zwischenzeitlich im Zehn-Minuten-Takt erschüttert. Auf vielen anderen Kykladen-Inseln sind die Erdstöße ebenfalls spürbar.

Ein Erdbeben der Stärke 5 am Dienstag war bislang das stärkste. Seine Ausläufer waren auch noch im 230 Kilometer entfernten Athen zu bemerken. In der Nacht zu Mittwoch gab es weiterhin Beben im Minuten- bis Viertelstundentakt. Experten gehen davon aus, dass die seismische Aktivität weiter zunimmt, bevor es – so die Hoffnung – zu einem mittelschweren Hauptbeben kommt, das die Lage schließlich entspannen könnte.

Videos von der Insel zeigen unterdessen, wie bedrohlich die Situation ist. Felsen stürzen die Steilhänge ins Meer hinab, immer wieder donnert und grollt es. Die Häuser werden erschüttert, Möbel wackeln, Menschen bringen sich ins Freie in Sicherheit.

Santorini: Menschen können nicht mehr schlafen

Die ständige Bedrohung zermürbt die Einwohner. „Kathimerini“ zitiert Menschen auf der Fähre in Richtung Festland: „Ich habe eine Woche durchgehalten. Jetzt kann ich nicht mehr. Ich kann nicht schlafen und meine Beine zittern“, so ein Anwohner. Ältere Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich an ein schlimmes Erdbeben im Jahr 1956 auf der nahegelegene Insel Amorgos erinnert. Der dadurch ausgelöste Tsunami forderte mehr als 50 Menschenleben.

Neben der Sorge um ein möglicherweise sehr starkes Hauptbeben, das sogar Tsunamis zur Folge haben könnte, stellt auch der Unterwasservulkan Kolumbos nordöstlich von Santorini ein Risiko dar. Manche Seismologen vertreten gegenüber griechischen Medien die Ansicht, er könne durch die anhaltenden Erschütterungen reaktiviert werden.

Auch der Vulkan auf Santorini selber könnte ausbrechen – das ist zumindest die Sorge der Bevölkerung. „Wir Einheimischen sind an Erdbeben gewöhnt. Was uns wirklich Sorgen machte, war der Vulkan – die Angst, dass er ausbrechen und sehr giftigen Rauch ausstoßen könnte“, zitiert der „Guardian“ eine Bewohnerin Santorinis, die ihre Heimat auf einer Fähre Richtung Piräus verließ.

Santorini ist ein Urlaubsparadies

Santorini gehört zu den Kykladen und liegt in der südlichen Ägäis, etwa 120 km nördlich von Kreta. Gut 15.000 Menschen leben hier, hinzu kommen zahlreiche Urlauberinnen und Urlauber. Die Insel lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Viele der Besucher sind allerdings Tagestouristen, vor allem von Kreuzfahrtschiffen. Die strahlend weißen Häuser und die blauen Kuppeln haben die Insel zu einem äußerst beliebten Fotomotiv geworden und bei Influencern oft zu sehen. Die Saison beginnt allerdings erst im März.

Santorini ist ein Archipel und besteht eigentlich aus mehreren einzelnen Inseln: Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Zentrum die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni liegen. Eine Caldera ist eine kesselförmige Vertiefung vulkanischen Ursprungs. Der gesamte Archipel hat einen Durchmesser von etwa 16 km. (mit dpa)