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Bewohner flüchten in ScharenBislang stärkstes Beben auf Santorini – Angst vor Vulkanausbruch

Lesezeit 3 Minuten
This photograph shows a general view of the Oia village on the Greek island of Santorini while the authorities restrict the access to the tourists in some areas as a precaution due to recent seismic activity on February 5, 2025. Some 7,000 people have left the island, known for its spectacular cliffside views and dormant volcano, which has been hit by hundreds of tremors since January 24, 2025, officials said. (Photo by STRINGER / AFP)

Der Ort Oia auf Santorini. Viele Menschen haben wegen der Erdbeben die Insel verlassen.

Von den gut 15.000 Einwohnern der von Beben erschütterten Insel haben zwei Drittel die Flucht ergriffen.

Die griechische Insel Santorini wird derzeit von zahlreichen Erdstößen erschüttert. Die Lage ist so bedrohlich, dass immer mehr Einheimische und auch einige Touristen die Insel verlassen, da ein starkes Erdbeben noch erwartet wird. Inzwischen ist es auf Santorini ziemlich menschenleer. Laut der griechischen Zeitung „Kathimerini“ hatten bis Dienstagabend bereits mehr 10.000 Personen die Insel verlassen. Die meisten seien Bewohner gewesen, aber auch einige Urlauber sollen darunter gewesen sein.

Von Samstag bis Donnerstag wurden zahllose Erdbeben der Stärke 4 oder mehr registriert, es gab hunderte weitere Beben zwischen 3 und 4. Die Erde wird zwischenzeitlich im Zehn-Minuten-Takt erschüttert. Auf vielen anderen Kykladen-Inseln sind die Erdstöße ebenfalls spürbar.

In der Nacht zu Donnerstag wurden erneut mehrere Erdstöße registriert, der stärkste nordöstlich von Santorini mit einer Stärke von 5,2. Es war nach Angaben des Geodynamischen Instituts von Athen das bislang stärkste Erdbeben seit Beginn des Phänomens. Dieses Beben war sogar auf Kreta sowie in den höheren Stockwerken der Gebäude in Athen rund 230 Kilometer nordwestlich von Santorini zu spüren. Am Dienstag war ebenfalls ein Erdbeben der Stärke 5 gemessen worden.

Experten gehen davon aus, dass die seismische Aktivität weiter zunimmt, bevor es – so die Hoffnung – zu einem mittelschweren Hauptbeben kommt, das die Lage schließlich entspannen könnte. Schulen wurden bereist vor Tagen geschlossen, die Regierung schickte Personal und Ausrüstung auf die Insel, um Notfallpläne für mögliche Stromausfälle vorzubereiten.

Videos von der Insel zeigen unterdessen, wie bedrohlich die Situation ist. Felsen stürzen die Steilhänge ins Meer hinab, immer wieder donnert und grollt es. Die Häuser werden erschüttert, Möbel wackeln, Menschen bringen sich ins Freie in Sicherheit.

Santorini: Menschen können nicht mehr schlafen

Die ständige Bedrohung zermürbt die Einwohner. „Kathimerini“ zitiert Menschen auf der Fähre in Richtung Festland: „Ich habe eine Woche durchgehalten. Jetzt kann ich nicht mehr. Ich kann nicht schlafen und meine Beine zittern“, so ein Anwohner. Ältere Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich an ein schlimmes Erdbeben im Jahr 1956 auf der nahegelegene Insel Amorgos erinnert. Der dadurch ausgelöste Tsunami forderte mehr als 50 Menschenleben.

Neben der Sorge um ein möglicherweise sehr starkes Hauptbeben, das sogar Tsunamis zur Folge haben könnte, stellt auch der Unterwasservulkan Kolumbos nordöstlich von Santorini ein Risiko dar. Manche Seismologen vertreten gegenüber griechischen Medien die Ansicht, er könne durch die anhaltenden Erschütterungen reaktiviert werden.

Auch der Vulkan auf Santorini selber könnte ausbrechen – das ist zumindest die Sorge der Bevölkerung. „Wir Einheimischen sind an Erdbeben gewöhnt. Was uns wirklich Sorgen machte, war der Vulkan – die Angst, dass er ausbrechen und sehr giftigen Rauch ausstoßen könnte“, zitiert der „Guardian“ eine Bewohnerin Santorinis, die ihre Heimat auf einer Fähre Richtung Piräus verließ.

Santorini ist ein Urlaubsparadies

Santorini gehört zu den Kykladen und liegt in der südlichen Ägäis, etwa 120 km nördlich von Kreta. Gut 15.000 Menschen leben hier, hinzu kommen zahlreiche Urlauberinnen und Urlauber. Die Insel lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Viele der Besucher sind allerdings Tagestouristen, vor allem von Kreuzfahrtschiffen. Die strahlend weißen Häuser und die blauen Kuppeln haben die Insel zu einem äußerst beliebten Fotomotiv geworden und bei Influencern oft zu sehen. Die Saison beginnt allerdings erst im März.

Santorini ist ein Archipel und besteht eigentlich aus mehreren einzelnen Inseln: Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Zentrum die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni liegen. Eine Caldera ist eine kesselförmige Vertiefung vulkanischen Ursprungs. Der gesamte Archipel hat einen Durchmesser von etwa 16 km. (mit dpa)