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Showdown in SandringhamGipfeltreffen soll britischem Königshaus aus Krise helfen

Lesezeit 3 Minuten
Sandringham Queen

Großbritannien, Sandringham: Königin Elizabeth II. steigt in eine Limousine nach ihrem Besuch des Sonntags-Gottesdienstes in der St. Mary Magdalene Church in Sandringham.

  1. Prinz Harry und seine Frau Meghan wollen in Zukunft nur noch Teilzeit-Royals sein.
  2. Dem Prinzen könnte damit sein Titel der „Königlichen Hoheit“ entzogen werden.
  3. Nun lädt die Queen am kommenden Montag zu einem klärenden Gespräch ein.

Jetzt wollen sie es persönlich aushandeln. Die Queen hat die ranghöchsten Royals auf ihr Schloss Sandringham zu Krisengesprächen geladen. Thronfolger Prinz Charles sowie die Prinzen William und Harry sollen zusammen mit Elizabeth II. an diesem Montag eine gütliche Einigung finden: „Showdown in Sandringham“ titeln britische Zeitungen.

Denn ungleich schlimmer als der Skandal um Prinz Andrew kann sich die Rückzugs-Krise um Prinz Harry für die Institution der Monarchie auswachsen. Schadensbegrenzung ist das Gebot der Stunde. Um mit dabei sein zu können, wird Prinz Charles vorzeitig von seinem Besuch des Staatsbegräbnis für den Sultan von Oman zurückeilen.

Entfremdung der Familie?

Der Entschluss von Prinz Harry und seiner Frau Meghan, in Zukunft nur noch Teilzeit-Royals sein zu wollen, ihren Wohnsitz nach Nordamerika zu verlegen und selbständig Geld zu verdienen, ist ein Sprengsatz unter dem Fundament der Monarchie, der schleunigst entschärft werden muss. Das schlimmste Szenario wäre eine Entfremdung zwischen Harry und der Königlichen Familie. Das Gespenst eines Exil-Prinzen schreckt die Windsors mächtig, denn so etwas gab es schon einmal.

Als Edward VIII. 1936 seinen Thron aufgab, um die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, führte das zu einer der schwersten Krisen des Königshauses in seiner modernen Geschichte. Prinz Edward wurde der Titel „Königliche Hoheit“ entzogen, er musste das Land verlassen und war in England nicht mehr willkommen. Die Privatdiplomatie des Exil-Prinzen mit Hitler und Mussolini trug zur Entfremdung mit seinem Heimatland bei. Nur zur Beerdigung von Familienangehörigen erlaubte ihm Elizabeth II. die Rückkehr. Die Abdankungskrise und ihre Folgen sind immer noch ein Trauma für die Windsors.

Keine finanzielle Unterstützung

Auch jetzt ist im Gespräch, dass Prinz Harry der Titel Königliche Hoheit entzogen werden könnte, sollte er keinerlei öffentliche Aufgaben mehr wahrnehmen wollen. Sein Vater Charles werde ihm den Geldhahn zudrehen, wurde berichtet: Wenn sein Sohn völlig aufs Repräsentieren verzichten wolle, müsse er auch auf die jährliche finanzielle Unterstützung von umgerechnet rund drei Millionen Euro verzichten. Solche Maßnahmen wären bestens geeignet, Öl ins Feuer zu gießen und Harry zu provozieren, dem Königshaus völlig den Rücken zu kehren.

Doch so schlimm muss es nicht kommen. Einen zweiten Exil-Prinzen sollte sich die Firma, wie sich die Royals selber gerne nennen, nicht aufbürden wollen. Ein Exil-Harry könnte die Quelle für endlose Konflikte werden. Das größte Kapital, das die Firma hat, wäre gefährdet: Die Unterstützung in der britischen Öffentlichkeit. Nur durch den Zuspruch der Untertanen kann die Monarchie überleben.

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Klüger wäre es, wie es die Queen jetzt verlangt, so schnell wie möglich eine gütliche Einigung zu finden. Immerhin sind Prinz Harry und seine Frau Meghan einer der größten Aktivposten der Monarchie. Harry ist laut Umfragen nach der Queen der zweitbeliebteste Royal. Das Herzogspaar von Sussex steht für das moderne Britannien. Meghan hat mit ihrem afroamerikanischen Hintergrund ganz neue Fan-Gruppen für die Monarchie erschlossen. Beide zusammen projizieren ein positives Image der Monarchie: jung, zeitgemäß, liberal, aufgeschlossen, locker und volksnah.

Und dazu sehen die beiden auch noch ziemlich gut aus. Es wäre eine Dummheit im Quadrat, auf dieses Aushängeschild zu verzichten und sich dazu auch noch zukünftigen Ärger einzuhandeln, indem man das Herzogspaar vor den Kopf stößt. Ein Pfeiler der Monarchie bräche weg. In den Zeiten des Brexit wäre ein harter Megxit das Letzte, was die Windsors brauchen können. Hinzu kommt, was niemand aussprechen will: Die Queen, der wichtigste Garant der Windsors, ist 93 Jahre alt und wird nicht für immer da sein. Wenn es zur Thronfolge kommt, wird das Land erschüttert. Da kann man zusätzlichen Ärger am allerwenigsten brauchen.