Das Image von Camilla hat sich gewandelt. Ihre freundliche und zurückhaltende Art wird geschätzt. Das war längst nicht immer so.
Royals in GroßbritannienWie Camilla vom „Rottweiler“ zum Liebling der Briten wurde
Als Queen Mary im Jahr 1911 eine mit Diamanten besetzte Krone anfertigen ließ, hoffte sie, dass diese auch von zukünftigen „Queen Consorts“ getragen werden würde. Der Wunsch der Frau an der Seite von König George V. wird sich am 6. Mai erfüllen. Dann nämlich wird Königin Camilla das glitzernde Schmuckstück anlässlich ihrer Krönung in der Westminster Abbey in London aufsetzen.
Dass die 75-Jährige eines Tages an der Seite von König Charles III. in der beeindruckenden Kathedrale gekrönt wird, konnte sich vor 20 Jahren kaum einer vorstellen. Im Gegenteil: Damals waren 73 Prozent der Briten dagegen. Mittlerweile wird die zweite Ehefrau von Prinz Charles, die von den Briten einst als „Rottweiler“ beschimpft wurde, an seiner Seite respektiert. Mehr noch: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov schätzen mittlerweile immerhin rund die Hälfte der Briten die Königin. Besonders beliebt ist sie bei der Babyboomer-Generation. Insbesondere ihre direkte Art loben viele, wie der „Telegraph“ kürzlich kommentierte. Es komme im Volk gut an, dass man bei ihr weiß, woran man ist. In der Öffentlichkeit zeigt sie sich stets freundlich und humorvoll.
Wohltätigkeitsarbeit verbessert den Ruf
Camillas Ruf maßgeblich verbessert habe überdies ihre Wohltätigkeitsarbeit, sagt Pauline MacLaran, Marketing- und Verbraucherforscherin an der Royal Holloway Universität in London. In ihrem Buch „Royal Fever“ hat sie sich intensiv mit dem Bild der königlichen Familie in der britischen Gesellschaft befasst.
Geholfen habe Camilla auch, dass sie zurückhaltend ist und Kontroversen vermeidet. Denn: „Frauen, die sich in den Vordergrund drängen, haben es in der königlichen Familie schwer“, so die Adels-Expertin. Das sei zuletzt auch bei Herzogin Meghan zu beobachten gewesen.
Außerdem habe Camilla an ihrem Stil gearbeitet, betont die Marketing-Expertin. Galt sie früher als altmodisch, achte sie heute sehr auf ihre Frisur und Kleidung. So lobte die britische Presse sie kürzlich für ein marineblaues Mantelkleid, das sie anlässlich eines Ostergottesdienstes trug. Camilla habe „elegant“ und „wunderschön“ ausgesehen, war in der britischen Boulevardzeitung „The Express“ zu lesen. Sie ist so zu einem Vorbild geworden – insbesondere für Frauen in ihrem Alter.
Dass sie künftig mit „Queen“ angeredet wird, ist allerdings immer noch ungewohnt für viele Briten, bestätigt Camilla Tominey, Journalistin beim „Telegraph“. Zu eng ist diese Anrede mit der im September verstorbenen Königin Elizabeth II. verbunden. Diese hatte im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich ihres 70. Thronjubiläums betont, dass es ihr „aufrichtiger Wunsch“ sei, dass Camilla zunächst den Titel „Queen Consort“ tragen werde. Nach der Krönung wird die 75-Jährige nun sogar „Queen“.
„Dass dies möglich ist, ist auch Ausdruck von Charles’ Loyalität gegenüber Camilla“, betont Pauline MacLaran. Schließlich wurde sie einst als eine Art „Anti-Heldin“ gesehen, als negativer Gegenpol zu Diana, der „Prinzessin der Herzen“. Camilla war die Frau, die ein Märchen zerstört und eine schöne, romantische Liebe torpediert hatte. „Es wird immer Leute geben, die sie deshalb nicht leiden können“, sagte Tominey. „Doch wenn wir uns daran erinnern, wie sie in den späten 90er-Jahren behandelt wurde, hat sich ihr Ruf definitiv deutlich verbessert. Wenn die Menschen heute Charles und Camilla sehen, sind sie relativ zufrieden.“
Die Zeiten der Missachtung forderten jedoch ihren Tribut. „Niemand mag es, immerzu angeschaut und kritisiert zu werden“, sagte Camilla vergangenes Jahr in einem Interview mit der Zeitschrift „Vogue“ – damals noch als Herzogin. „Aber ich denke, am Ende stehe ich darüber. Man muss weiterleben.“
Am 6. Mai wird Camilla gemeinsam mit Charles in der 261 Jahre alten Gold State Coach, der offiziellen Krönungskutsche, von der Westminster Abbey zurück Richtung Buckingham-Palast fahren. Für den König sitzt damit die richtige Frau an seiner Seite. „Er ist definitiv sehr glücklich in der Ehe mit Camilla“, betonte die Buchautorin und Journalistin Catherine Mayer. Sie beschreibt die beiden als ein „sehr, sehr lustiges älteres Paar“. In ihrer Präsenz werde spürbar, welch’ „wichtige Stütze“ sie für ihn sei.