Kurz vor der Krönung von Charles III. machen in Großbritannien die Gegner des Königshauses mobil.
Vor der Krönung von CharlesWarum manche Briten keine Lust mehr auf die Monarchie haben
Graham Smith ist optimistisch – und will das auch zeigen. Wenn eine Kamera auf ihn gerichtet ist, lächelt er betont selbstbewusst hinein. Der 48-jährige Aktivist spricht an diesem Morgen vor einer Gruppe von Journalisten in einem Club im Londoner Zentrum. Sein Outfit ist schlicht, aber edel. Er trägt ein schwarzes Sakko, darunter ein schwarzes T-Shirt und eine Armbanduhr. Obwohl er in diesen Tagen viele Interviews gibt, präsentiert er sein Vorhaben gewohnt enthusiastisch. Er setze sich als Teil der Organisation „Republic“ für die Abschaffung der Monarchie ein. „Wir wollen, dass Großbritannien eine parlamentarische Republik wird mit einem gewählten Staatsoberhaupt“, erklärt der Chef der Bewegung den Medienvertretern.
Der bekannteste Anti-Monarchist Englands
Diese wissen jedoch natürlich längst, wer er ist. Smith gilt durch seine mediale Präsenz als der derzeit bekannteste Anti-Monarchist in Großbritannien. Dass er einmal sozusagen „Mr. Republic“ würde, sei aber natürlich nicht geplant gewesen, sagt er und lacht. Wichtig sei ihm das Thema jedoch schon seit seiner Jugend. „Als Zwölfjähriger sollte ich mir in der Schule die Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson anschauen“, erzählt er. Aus Protest verließ er damals den Raum.
Nachdem er einige Jahre in Australien gelebt habe, sei ihm „durch den Abstand“ schließlich klar geworden, dass sich in Großbritannien etwas ändern müsse. 2002 trat er der 1983 gegründeten Organisation „Republic“ bei. 2005 wurde er der Chef der Bewegung. Seitdem habe diese zahlreiche Unterstützer hinzugewonnen. Smith spricht von 130000, von denen „ein kleiner Teil“ regelmäßig Geld spende.
Im Laufe der Zeit habe sich viel verändert. Vor allem aber sei sein Job einfacher geworden. „Unsere Botschaft fällt auf viel fruchtbareren Boden, die Menschen sind viel eher bereit zuzuhören“, sagt er. Smith begründet dies mit der sinkenden Unterstützung für die Royals. Dies bestätigen Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes Yougov. Sie ergaben, dass sich eine knappe Mehrheit der Briten (52 Prozent) nicht für die Krönung von Charles III. interessiert. Drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen sprechen sich sogar für die Abschaffung des Königshauses aus oder stehen ihm gleichgültig gegenüber.
Demonstration am Tag der Krönung geplant
Um diesem Stimmungsbild Ausdruck zu verleihen, sollen etwa 1000 „Republic“-Mitglieder am Tag der Zeremonie demonstrieren, so der Aktivist: „Wir wollen der Welt zeigen, dass wir kein Land der Royalisten sind.“ Dafür würden sie sich am 6. Mai am Trafalgar Square entlang der Prozessionsroute postieren. Wie bereits bei früheren Veranstaltungen wollen sie wieder „Not my King“, „Nicht mein König“, skandieren. Auch Buhrufe sollen zu hören sein, sagt der „Republic“-Chef.
Die Krönung hat der Organisation schon jetzt viel Aufmerksamkeit eingebracht. Sie bietet den Aktivisten eine Bühne. Smith nutzt sie, um eine weitere Behauptung infrage zu stellen. Er bezweifle, dass die Monarchie in ihrer jetzigen Form wichtig sei, um den Tourismus zu befördern. „Die Menschen kommen wegen unseres historischen Erbes“, betont er. Ein Monarch als Staatsoberhaupt sei dafür nicht nötig. „Der Tower of London ist viel besser besucht als der Buckingham-Palast. Und dort lebt schon seit Jahrhunderten keiner mehr.“ Wenn die Schlösser zu Museen umgewandelt würden, werde dies nicht weniger, sondern sogar mehr Touristen anziehen, glaubt er.
Ob er selbst die Abschaffung der Monarchie noch erleben wird, will ein Journalist von ihm wissen: „Es wird eines Tages passieren, warum dann nicht in meiner Lebenszeit?“, entgegnet Smith gewohnt schlagfertig.
Der Verfassungsrechtler Robert Hazell vom University College London stellt diese Prognose jedoch infrage. Die Statistiken belegten zwar, dass vor allem die jüngeren Menschen der Monarchie besonders kritisch gegenüberstehen. „Dies war aber schon immer der Fall“, sagte er. Und: „Selbst wenn man die Royals nicht mag, bleiben sie immer noch Teil der Vorstellungswelt“, sagte Jean Seaton, Historikern an der University of Westminster.