Es ist der größte Prozess gegen die berüchtigte Rockergruppe Hells Angels, der je in Europa stattgefunden hat. 46 Angeklagte müssen sich von Montag an vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid verantworten.
Prozess gegen Frank Hanebuth„Hells Angels“ sollen Mallorca terrorisiert haben
Die berüchtigten „Höllenengel“ werden beschuldigt, die Urlaubsinsel Mallorca mit illegalen Aktivitäten unsicher gemacht zu haben. Vor allem mit Drogen- und Prostitutionsgeschäften im „Ballermann“-Vergnügungsviertel an der Playa de Palma. Zu den Hauptangeklagten zählt der frühere deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth. Er ist der wohl immer noch bekannteste Rocker Deutschlands, der in seiner Heimatstadt Hannover als Rotlicht-Größe gilt.
Der 58-jährige Hanebuth wird von Spaniens Ermittlern als der Strippenzieher angesehen. Ihm werden Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Drohungen und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Den Angeklagten drohen lange Strafen. Allein für Hanebuth, der alle Vorwürfe bestreitet, fordert der Staatsanwalt 13 Jahre Haft.
„Hells Angels“ schon seit Jahren im Visier der Ermittler
Die spanischen Ermittler jagen den Hells Angels bereits seit 2009 hinterher. Damals wurden die Sicherheitsbehörden darauf aufmerksam, dass immer mehr „Höllenengel“ auf Mallorca auftauchten. Vier Jahre später schlugen die Fahnder zu. 27 Verdächtige wurden festgenommen. Darunter auch Hanebuth, dessen Luxusanwesen im mallorquinischen Dorf Lloret gestürmt wurde. Jede Menge Dokumente und Datenträger wurden beschlagnahmt. Doch die Auswertung der Materialien zog sich jahrelang hin. Auch, weil die Spuren, die auf Drogengeschäfte, Menschenhandel zum Zweck der Prostitution und millionenschwere Geldwäsche hinwiesen, über den ganzen Kontinent führten – nicht nur nach Deutschland, sondern zum Beispiel auch in die Türkei, nach Bulgarien, Luxemburg oder in die Schweiz.
Hanebuth schmorte zwei Jahre in spanischer Untersuchungshaft. Dann kam er gegen Kaution frei. Auch die meisten anderen Beschuldigten konnten den Beginn des Prozesses in Freiheit abwarten.
Spaniens Justiz leidet unter Mangel an Personal
Es ist in Spanien keine Seltenheit, dass Prozesse erst mit großer Verspätung beginnen. Die Justiz leidet unter Personalmangel und gilt als sehr langsam. Das spielt den Beschuldigten in die Hände. Vielleicht geben sich Hanebuth und seine Mitangeklagten auch deswegen so optimistisch, dass sich die meisten Vorwürfe gegen sie nicht aufrechterhalten lassen.
Hanebuth sieht sich und die Hells Angels als Opfer staatlicher Verfolgung: „Das Bild von den Hells Angels, das die Behörden die Menschen glauben machen wollen, ist nun eben mal, dass wir alle Menschen-, Drogen- und Waffenhändler sind, damit wir in der Öffentlichkeit möglichst negativ dastehen“, sagte er nach seiner Entlassung aus der U-Haft der Mallorca Zeitung.
Im Ermittlungsbericht liest sich dies anders: Dort ist von „krimineller Multiaktivität“ die Rede. Und davon, dass Hanebuth & Co versucht haben sollen, mit illegalen Methoden ins Drogen- und Rotlicht-Geschäft auf Mallorca einzusteigen. Hanebuth sei im mutmaßlichen Tatzeitraum „einer der führenden Chefs der Hells Angels in Europa“ gewesen.
Weiter heißt es: Die Hells Angels hätten junge Frauen aus Osteuropa mit falschen Versprechungen nach Mallorca gelockt und sie dort zur Prostitution gezwungen. Zeugen sollen ausgesagt haben, dass die Frauen eingesperrt worden seien, wenn sie sich den Anweisungen der Bandenmitglieder widersetzt hätten – und zwar in Hundekäfigen.