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Heftige DebatteWie Mallorca sich gegen den Immobilienkauf durch Ausländer wehrt

Lesezeit 4 Minuten
Menschen sonnen sich am Strand von Arenal in Spanien. (Archivbild) 

Mallorca bleibt ein beliebtes Reiseziel – aber auch ein erstrebenswerter Zweitwohnsitz für Menschen aus aller Welt.

Ein Drittel aller Villen und Wohnungen wird ins Ausland verkauft. Das stinkt den Mallorquinern gewaltig und nun könnte dem bald ein Riegel vorgeschoben werden.

Immer mehr Immobilien auf Mallorca werden von Ausländern gekauft. Nun reicht es den Insulanern: Weil immer mehr Einheimische im Wettbewerb mit betuchten Ausländern das Nachsehen haben, wird darüber diskutiert, den Erwerb von Wohneigentum durch Nichtresidenten massiv zu begrenzen. Etwa so, wie gerade in Kanada geschehen – dort dürfen Fremde in den kommenden zwei Jahren keine Immobilien mehr kaufen.

Ein Drittel aller Villen und Wohnungen, die auf der Insel 2022 den Besitzer wechselten, wurde nach Angaben der Behörden von ausländischen Interessenten erworben. 2021 hatten sogar mehr als die Hälfte aller Immobilienkäufer einen ausländischen Pass. Begüterte Europäer, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, führen die Statistik an. Nach Einschätzung der Maklerbranche dürfte sich dieser Ansturm auf Mallorca-Immobilien auch im Jahr 2023 fortsetzen.

Druck auf Mallorcas Regierung wächst

Der Run fremdländischer Interessenten auf mallorquinischen Grundbesitz hat solche Ausmaße angenommen, dass der Druck auf die Inselregierung aus Sozialdemokraten und zwei kleinen Linksparteien immer größer wird, für den Immobilienerwerb von Ausländern und Nichtresidenten Limits zu beschließen.

Hintergrund ist, dass es für die Bewohner Mallorcas und der anderen Balearischen Inseln (Ibiza, Formentera, Menorca) immer schwerer wird, bezahlbaren Wohnraum für die Eigennutzung zu kaufen. Auch Mietwohnungen sind nur noch zu Preisen zu bekommen, die viele Einheimische nicht mehr bezahlen können. 2022 stiegen die Immobilienkaufpreise auf der Insel laut Statistikamt um acht Prozent. Die Mietpreise kletterten laut Branchenportal Idealista sogar um 14,5 Prozent.

„Die Balearen dürfen kein Themenpark werden, in dem die Einwohner keinen Platz mehr haben“, sagte Iago Negueruela, sozialdemokratischer Wirtschaftsminister der Ferieninseln, im balearischen Regionalparlament. Die Regelung des Immobilienmarktes sei ein Thema, über das angesichts wachsender Spannungen in der Bevölkerung offen gesprochen werden müsse, erklärte Negueruela. Allerdings könnten Beschränkungen für europäische Bürger dem EU-Recht widersprechen, das allen europäischen Bürgern Freizügigkeit garantiert.

Mallorquiner können sich hier keinen Wohnsitz mehr leisten

„Der massenhafte Kauf von Zweitimmobilien an touristischen Orten macht es den Einheimischen unmöglich, sich einen Erstwohnsitz zu leisten“, sagt der balearische Parlamentsabgeordnete Josep Castells von der Linkspartei Més. „Für die Einheimischen ist es oft nicht mehr möglich, mit den Auswärtigen mitzuhalten, wenn es um die Immobilienpreise geht“, erklärte Castells gegenüber der deutschsprachigen Mallorca Zeitung.

Seit Monaten sorgen spektakuläre Immobiliendeals auf der Insel für Unruhe und für den Eindruck, dass große Teile Mallorcas in ausländische Hände übergehen. Viele Prominente aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz sind schon länger auf Mallorca zu Hause. Nun entdecken auch die Reichen aus dem Rest der Welt die Trauminsel. „Die Ausländer überbieten sich gegenseitig beim Wettstreit um die Immobilien-Juwelen“, schreibt die spanische Inselzeitung „Diario de Mallorca“.

Norwegischer Milliardär kauft eine ganze Halbinsel

Jüngster Paukenschlag war der Verkauf des burgähnlichen Palastes Sa Fortalesa. Er liegt auf einer verwunschenen Halbinsel in der nördlichen Feriengemeinde Pollença. Die Landzunge mitsamt Palast und eigenem Hafen wurde, wie das Rathaus Pollenças bestätigte, vom norwegischen Multimilliardär Ivar Erik Tollefsen gekauft. Der Kaufpreis soll nach Angaben der norwegischen Wirtschaftszeitung „Kapital“ 62 Millionen Euro betragen haben.

Der 61-Jährige ist Eigentümer des Investmentkonzerns Fredensborg, der wiederum den internationalen Immobilienriesen Heimstaden kontrolliert. Heimstaden ist einer der größten europäischen Eigentümer von Wohnungen. Europaweit besitzt Heimstaden nach eigenen Angaben derzeit 155000 Wohnungen, davon 26500 in Deutschland und 53000 in Skandinavien.

Bagger machten die berühmteste Herberge der Insel platt

Ein paar Kilometer von Tollefsens Traumpalast entfernt kaufte ein weiterer ausländischer Investor groß ein: Für 165 Millionen Euro erwarb der mexikanische Milliardär Fernando Chico Pardo über seinen Investmentfonds Emin Capital das traditionsreiche mallorquinische Hotel Formentor, das von großzügigen Parkanlagen und Jagdgründen umgeben ist. Für Empörung sorgte, dass der Investor seinen Plan, die fast 100 Jahre alte berühmteste Herberge der Insel zu erhalten und zu sanieren, nicht einhielt. Stattdessen rückten die Bagger an, um Platz für ein neues Luxushotel zu machen.

Auch der jüngste Erwerb zweier britischer Milliardärsbrüder kam auf der Insel nicht gut an: David und Simon Reuben gehören bereits seit Längerem zu den Großgrundbesitzern auf Mallorca. Laut mehreren Inselmedien vermehrten sie gerade ihren Besitz mit zwei riesigen Ländereien im nördlichen Pollença und im südwestlichen Andratx. Inzwischen sollen den Brüdern auf Mallorca mehr als 1300 Hektar Land gehören – dies entspricht 13 Quadratkilometern oder der doppelten Fläche Gibraltars. Zum Eigentum zähle, wie es weiter hieß, mehr als zehn Kilometer Küste, die in den Privatbesitz der Milliardäre überging.