Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Erstmal sacken lassen“Zwei Senioren sterben bei Brand in Altenheim – Retter berichten von dramatischem Einsatz

Lesezeit 3 Minuten
Oyten: Brandspuren sind an dem Seniorenheim zu sehen, in dem zwei Menschen in der Nacht zu Donnerstag (6. Juni) starben.

Oyten: Brandspuren sind an dem Seniorenheim zu sehen, in dem zwei Menschen in der Nacht zu Donnerstag (6. Juni) starben.

Im Kreis Verden waren mehr als 100 Retter in einem Alten- und Pflegeheim im Einsatz. Für zwei Bewohnerinnen kam jede Hilfe zu spät.

Bei einem Brand in einem Alten- und Pflegeheim im niedersächsischen Oyten sind zwei Bewohnerinnen gestorben. Drei weitere Personen erlitten bei dem Feuer, das in der Nacht zu Donnerstag (6. Juni) ausbrach, Verletzungen. 

In dem Seniorenheim „Haus am Königsmoor“ am Ortsrand von Oyten bemerkte nach Auskunft der Polizei nach Mitternacht eine Mitarbeiterin Rauchentwicklung innerhalb des Gebäudes. Sie wählte den Notruf und sorgte dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner geweckt wurden.

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften eilte zum Seniorenheim, auch Feuerwehren aus umliegenden Gemeinden halfen. Insgesamt waren mehr als 100 Brandbekämpfer vor Ort, diverse Helferinnen und Helfer des DLRG sowie 29 Rettungswagen und sieben Notärzte, wie es in der Polizeimitteilung heißt.

Brand in Altenheim in Oyten: Zwei Bewohnerinnen sterben

Der Brand konnte durch die Feuerwehr schnell gelöscht und ein Ausbreiten auf weitere Gebäudeteile so verhindert werden. Für zwei Bewohnerinnen kam die Hilfe allerdings zu spät. Zwei Frauen im Alter von 89 und 95 Jahren starben. Drei weitere Menschen wurden schwer verletzt. In dem Alten- und Pflegeheim leben mehr als 60 Menschen.

Ersten Schätzungen zufolge liegt der entstandene Sachschaden im unteren sechsstelligen Bereich.

Die Brandursache ist derzeit unklar. Bereits während der Löscharbeiten suchte eine spezialisierte Tatortgruppe den Brandort auf. Am Donnerstag wurden die Ermittlungen zur Brandursache durch Brandermittler der Polizeiinspektion Verden/Osterholz fortgesetzt. Dafür beschlagnahmten die Ermittler den Brandort bis auf Weiteres. 

Feuer Oyten berichtet von Einsatz in Altenheim

Von dem Einsatz berichtet die Freiwillige Feuerwehr Oyten auf ihrem Facebook-Kanal. Es sei einer der „dramatischsten“ ihrer Geschichte gewesen, heißt es dort.

Ein Feuer in einem Altenheim sei das schlimmste Szenario, was man sich vorstellen könne. Bei ihrer Ankunft seien die Kolleginnen und Kollegen ins stark verrauchte Gebäude vorgedrungen und hätten die Bewohnerinnen und Bewohner teilweise aus dem Schlaf holen müssen. Es wurde „alles getan und gegeben, was ging“, heißt es. Weitere Details wolle man den Usern aber „ersparen“.

Zwei Drehleitern waren im Einsatz, um die teilweise bettlägrigen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Gebäude zu holen. Am Ende konnten 62 Personen gerettet werden, sie wurden anschließend in anderen Gebäudeteilen betreut. Für zwei Personen kam „jede Hilfe zu spät“. Auch die Rettungskräfte benötigten nach dieser emotional äußerst schwierigen Nacht psychologische Unterstützung. „Diesen Einsatz müssen wir erstmal sacken lassen“, heißt es am Ende des Facebook-Eintrags.

Immer wieder kommen Menschen durch Brände in Heimen zu Schaden

Immer wieder kommt es in Seniorenheimen zu Bränden, durch die Menschen getötet oder verletzt werden: Im Mai kam eine 82 Jahre alte Frau ums Leben, weil es in einem Göttinger Alten- und Pflegeheim brannte. Eine 85 Jahre alte Bewohnerin erlitt schwere Brandverletzungen.

Im März dieses Jahres starben im nordrhein-westfälischen Bedburg-Hau nahe der Grenze zu den Niederlanden vier Bewohner, weil ein Seniorenheim in Flammen stand. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen einen Bewohner. Dieser steht im Verdacht, das Feuer fahrlässig verursacht zu haben. Im Januar wurden bei einem Feuer in einem Schweriner Pflegeheim mehrere Menschen verletzt, zwei davon schwer.

Deutsche Stiftung Patientenschutz: Brandschutz reicht nicht aus

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz mit Sitz in Dortmund sind dieses Jahr bei Bränden in Pflegeheimen zwölf Menschen gestorben. Die Zahl der Verletzten sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent gestiegen. Es sei offenkundig, dass die Regeln des vorbeugenden Brandschutzes in den Einrichtungen nicht ausreichten, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. (cme, mit dpa)