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Gegen alle HürdenNorwegens Prinzessin heiratet ihren Schamanen

Lesezeit 4 Minuten
Prinzessin Märtha Louise und ihr Verlobter Durek Verrett bei royalen Feierlichkeiten im Jahr 2022.

Prinzessin Märtha Louise und ihr Verlobter Durek Verrett bei royalen Feierlichkeiten im Jahr 2022.

Norwegens Königstochter Märtha Louise und Durek Verrett ignorieren Kontroversen und geben sich das Ja-Wort.

Prinzessin Märtha Louise und Schamane Durek Verrett sind so etwas wie Harry und Meghan von Skandinavien: manchmal geliebt, manchmal geschmäht, oft fragwürdig in ihrem Vorgehen und vielleicht auch etwas missverstanden. Stirnrunzeln und Irritationen haben das Paar begleitet, seit es der Welt vor fünf Jahren seine große Liebe offenbarte. Nun geben sich die 52-jährige Tochter des norwegischen Königs Harald V. und der drei Jahre jüngere Amerikaner am Samstag vor malerischer Fjordkulisse das Jawort. Von Kontroversen sind auch die Hochzeitsvorbereitungen nicht verschont geblieben – für die größten Negativschlagzeilen sorgte zuletzt aber ein ganz anderes Mitglied der Königsfamilie.

Ausgerechnet die Vorzeigefamilie von Märtha Louises jüngerem Bruder, Thronfolger Kronprinz Haakon, erlebt gerade stürmische Zeiten. Marius Borg Høiby, der älteste Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit aus einer früheren Beziehung, ist seiner Freundin gegenüber unter Drogeneinfluss gewalttätig geworden, wie der 27-Jährige selbst einräumte. Die Ermittlungen laufen – auch dazu, wie sich Høiby in früheren Beziehungen verhalten hat. Ungewöhnlich ist, dass diesmal ausnahmsweise nicht Märtha Louise für Negativschlagzeilen am norwegischen Hof zuständig ist. Doch auch rund um das Brautpaar brodelt es, was nicht zuletzt wieder einmal mit dem Vorwurf zu tun hat, die Prinzessin vermische kommerzielle Interessen mit ihrem Titel.

Dieser Vorwurf besteht, seit das Paar früh in seiner Beziehung als „Die Prinzessin und der Schamane“ auf Vortragstour gegangen war – noch im selben Jahr wurde damals beschlossen, dass Märtha Louise ihren Titel nicht länger zu Geschäftszwecken gebrauchen werde. 2022 legte Märtha Louise alle offiziellen Aufgaben für das Königshaus nieder, um ihre Rollen deutlicher voneinander zu trennen. Aber der Reihe nach: Märtha Louise ist das älteste Kind von König Harald und seiner Frau Königin Sonja (beide 87). Sie ist älter als ihr Bruder Haakon (51), steht in der Thronfolge aber hinter ihm sowie seinen Kindern auf Rang vier. Eine realistische Aussicht auf den Thron hat sie somit nicht. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihre Selbstverwirklichung: Sie war unter anderem erfolgreiche Springreiterin und ließ sich zur Physiotherapeutin ausbilden. Von 2002 bis 2017 war sie verheiratet, aus der Ehe mit Schriftsteller Ari Behn (1972-2019) hat sie drei Töchter.

Ich wähle meinen Mann nicht aus, um jemanden von euch zufriedenzustellen. (...) Ich wähle aus Liebe.
Märtha Louise, Norwegische Prinzessin

Durek Verrett ist nach eigenen Angaben Schamane in sechster Familiengeneration. Auf spirituelle Weise will er Menschen zu ihrer wahren Stärke verhelfen – bei der an Esoterik interessierten Prinzessin rannte er damit offene Türen ein, bei vielen Norwegern stieß er auf Unverständnis. „Er hat mein Leben verändert“, schrieb Märtha Louise, als sie die Beziehung 2019 auf Instagram öffentlich machte. Den Kritikern kam sie im selben Atemzug zuvor: „Es steht euch nicht zu, für mich zu wählen oder mich zu beurteilen. Ich wähle meinen Mann nicht aus, um jemanden von euch zufriedenzustellen. (...) Ich wähle aus Liebe.“ Die Liebe der beiden findet nun am wunderschönen Geirangerfjord in Westnorwegen ihren vorläufigen Höhepunkt. Drei Tage lang wollen sie den Bund der Ehe feiern.

Mit dabei sind sowohl König Harald V. und Königin Sonja als auch Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit. Auf Schritt und Tritt wird das Brautpaar dabei vom britischen Promi-Magazin „Hello!“ begleitet, das sich für eine unbekannte Summe die Exklusivrechte an der Hochzeit gesichert hat – der Zugang für norwegische Medien ist dagegen entgegen aller üblichen Konventionen stark eingeschränkt. Die Nummer vier der Thronfolge heiratet, ihr Partner wird in die Königsfamilie aufgenommen – und die einheimischen Zeitungen und Fernsehsender bleiben mehr oder weniger außen vor? Die norwegischen Medien tobten. Die Zeitung „Verdens Gang“ schmetterte der Prinzessin entgegen, sich für die eigene Hochzeit bezahlen zu lassen. Das „Dagbladet“ titelte: „Königshaus zu Verkauf!“ Der Hof selbst hat Vorbehalte dagegen angemeldet, exklusiv von „Hello!“ abgelichtet zu werden.

Hinzu kam eine Schlammschlacht mit Verretts Mutter, der das Paar vorwarf, gegen Bezahlung in dem Blatt schlimme Dinge über ihren Sohn zu sagen. „Ich will alle Norweger vor meinem eigenen Sohn warnen“, soll sie gesagt haben. Die Hochzeit, das dürfte klar sein, wird ohne die Mutter stattfinden. (dpa)