Nachts im Osnabrücker ZooWie Böhmermann die Schwächen der Luca-App aufdeckt
Osnabrück/Berlin – In der Nacht zu Mittwoch hat ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann per Corona-Warn-App Luca im Osnabrücker Zoo eingecheckt – und hat so die Schwächen des neuen Systems aufgezeigt. Zahlreiche weitere Nutzer folgten seinem Beispiel offenbar und checkten ebenfalls im Zoo ein – mitten in der Nacht.
Gegen 0.40 Uhr hat Jan Böhmermann den Osnabrücker Zoo betreten, kurz darauf folgten ihm mehr als 100 weitere Besucher. Tatsächlich in Osnabrück und im um diese Zeit geschlossenen Zoo waren wohl aber die wenigsten von ihnen, der Entertainer selbst laut eigener Aussage beispielsweise in Berlin. In der Nacht zu Mittwoch hat sich Böhmermann offenbar vorgenommen, die Schwachpunkte der Corona-Warn-App „Luca“ offenzulegen.
Datenschützer üben Kritik an Luca-App
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat mangelnde Transparenz der Anbieter der Luca-App kritisiert. „Ohne den Quellcode ist nicht einsehbar, wie eine Software funktioniert“, sagte Caspar der „Rheinischen Post“. Ein Quellcode ist der lesbare Text eines Computerprogramms. Die Luca-App wird dem Bericht zufolge in einigen Bundesländern bereits zur Kontaktnachverfolgung in der Corona-Pandemie genutzt, darunter Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Baden-Württemberg. Weitere Länder planen demnach den Einsatz. Die datenschutzrechtlichen Dokumentationen müssten vor der Inbetriebnahme erstellt und das Risiko für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Menschen müsse bekannt sein, sagte Caspar. Die Datenschutzfolgenabschätzung sei noch nicht bekannt gegeben, sie sei aber für eine datenschutzrechtliche Bewertung unerlässlich. (dpa)
„Digitalisierung machts möglich“, schrieb der ZDF-Moderator beim Kurznachrichtendienst Twitter: „Ich habe mich soeben um 0:40 Uhr über diesen QR Code mit der LucaApp als ’Michi Beck’ von Berlin aus im Zoo Osnabrück eingecheckt und verbringe jetzt eine Nacht virtuell in Gedanken bei Elefantenbaby Yaro. Würde sagen, die App funktioniert!“ Dazu postete er ein Foto, das zuvor der Osnabrücker Twitter-Nutzer @parkrocker veröffentlicht hatte. Darauf zu sehen ist der Eingangsbereich des Zoos, dazu ein Schild, auf dem der QR-Code für die App groß abgedruckt ist.
Mit Luca an- und abmelden an öffentlichen Orten
Die Idee hinter der Luca-App ist, dass sich Nutzer an öffentlichen Orten oder bei privaten Treffen an- und abmelden. Im Infektionsfall können Betroffene dann das Gesundheitsamt informieren und so eine Kontaktnachverfolgung anstoßen. Gefährdete Personen sollen dann einen konkreten Hinweis auf eine mögliche Infektionsgefahr bekommen. Zahlreiche Gesundheitsämter bundesweit sollen dazu an das System der App angeschlossen sein. Kritik an dem Programm gab es seit dem Start allerdings schon häufiger: In Form von Schwachstellen und Transparenz beim Datenschutz und der technischen Sicherheit.
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Die Schwachstellen der App hat Böhmermanns Aktion nun noch einmal aufgezeigt. Das Böhmermann dabei kein Einzelfall war, zeigte er in einem weiteren Tweet: Danach hatten sich zwischen 4 und 8 Uhr morgens über einige Stunden scheinbar mehr als 100 Menschen im Osnabrücker Zoo aufgehalten. Viele folgten also dem Beispiel des Entertainers und nutzten die Schwachstelle der App aus.
Kritik in Sozialen Netzwerken
Die Betreiber der App antworten auf Anfrage unserer Redaktion: „Herr Böhmermann hat in seiner App einen falschen Namen angegeben, was unter anderem je nach Land mit einem Ordnungsgeld versehen ist. Dies ist aber natürlich möglich, da ja kein Personalausweis überprüft wird“, so Geschäftsführer Patrick Hennig. Man habe sich bei der Entwicklung der App explizit dagegen entschieden, die GPS-Daten des Smartphones beim Check-In zu überprüfen – nur so konnte Böhmermann überhaupt von Berlin aus in Osnabrück einchecken.
Bei Twitter bekommt er für seine Aktion aber auch Kritik: „Es gibt auf jeden Fall Verbesserungspotential der App, aber komplett bashen würde ich es nicht“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. Schließlich sei die Idee dahinter, ein brauchbares Mittel zur Nachverfolgung von Kontakten zu finden und so im Kampf gegen die Corona-Pandemie voranzukommen. Auch Hennig schreibt: „Eine Bewertung der Aktion unterlasse ich an der Stelle, wie sinnvoll sein Beitrag in der Pandemiebekämpfung ist.“