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Mordfall Simone StrobelEx-Freund in Australien festgenommen

Lesezeit 4 Minuten

für Simone Strobel steht vor dem Lismore Centra Tourist Park, wo die deutsche Rucksacktouristin 2005 getötet worden war. Der tatverdächtige Ex-Freund wurde nach seiner Verhaftung an die Justiz in Sydney überstellt.

Sydney – Es hätte ein Traumurlaub werden sollen, doch die Reise wurde zum Albtraum: 2005 war die deutsche Urlauberin Simone Strobel in Australien gewaltsam ums Leben gekommen. Gestern wurde nun der ehemalige Freund der damals 25-Jährigen wegen Mordes angeklagt.

17 Jahre lang ermittelte die australische und teilweise auch die deutsche Polizei. Lange Zeit schien sich wenig bei dem tragischen Fall zu bewegen, der ganz Australien, vor allem aber die Bürger der Stadt Lismore an der Ostküste schockiert hatte, wo sich das Verbrechen ereignet hatte. 2020 wurde eine Million Australische Dollar Belohnung – umgerechnet rund 685000 Euro – für Hinweise ausgeschrieben, die zur Aufklärung des Mordes an der jungen Erzieherin führen.

Bewegung kommt in den Fall

Diese Woche überschlugen sich dann jedoch die Ereignisse: Bereits am Dienstag überraschte die Nachricht, dass Strobels damaliger Freund Tobias M. (früher Tobias S.) in Perth festgenommen worden war. Einen Tag später wurde er zu den Behörden nach Sydney überstellt.

Dort wurde der 42-Jährige am Donnerstag wegen Mordes sowie wegen Strafvereitelung angeklagt. Bei einem ersten Gerichtstermin erschien er allerdings nicht selbst, sondern ließ sich von seiner Anwältin vertreten.

Weitere Haftbefehle gegen zwei Beteiligte in Deutschland

Laut eines Berichts des lokalen Senders ABC hat die australische Polizei zudem Haftbefehle für zwei Beteiligte in Deutschland ausgestellt. Diese seien „von Anfang an Personen von Interesse“ gewesen, wie der zuständige Polizeibeamte Scott Tanner sagte. „Wir glauben, dass sie Informationen haben, die bei der Untersuchung hilfreich sein könnten.“

Der Mord an Simone Strobel hatte 17 Jahre auf eine Antwort warten lassen. Die Deutsche war im Februar 2005 spurlos verschwunden. Die Erzieherin aus dem Landkreis Würzburg war nach einem feuchtfröhlichen Abend mit ihren Freunden – ihrem Partner, dessen Schwester und einem Bekannten – in Streit geraten.

Strobel wurde wohl in der Nacht erstickt

Kurz vor Mitternacht verließ sie den Zeltplatz in Lismore. Es sollte das letzte Mal sein, dass ihre Freunde sie lebend sahen. Noch in der Nacht suchten sie nach der jungen Frau – jedoch vergeblich. Als sie auch am nächsten Morgen nicht zurückkehrte, meldeten sie Simone Strobel als vermisst.

Sechs Tage durchkämmte die Polizei die Stadt, bis die Leiche der jungen Frau schließlich etwa 90 Meter vom Campingplatz entfernt entdeckt wurde: Nackt und mit Palmwedeln bedeckt. Eine eindeutige Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden. 2007 kam ein Gerichtsmediziner aber zu dem Schluss, dass Strobel höchstwahrscheinlich mit einem Kissen oder einer Plastiktüte erstickt worden sei.

Freunde des Opfers im Visier der Ermittler

Zunächst sympathisierte die Bevölkerung mit den Freunden der Toten, sammelte sogar Geld, um den Rückflug nach Deutschland zu zahlen. Doch die drei Freunde verstrickten sich in ihren Aussagen immer mehr in Widersprüche. Vor allem der damalige Freund Strobels geriet ins Visier der australischen und deutschen Polizei, die den Fall ebenfalls untersuchte.

Tobias M. galt über Jahre als tatverdächtig, obwohl er selbst seine Unschuld stets beteuerte.Eine gerichtliche Untersuchung 2007, zu der nur der Bekannte, nicht aber Tobias M. oder seine Schwester anreisten, kam erneut zu keinem schlüssigen Ergebnis. „Die Untersuchung endete mit vielen Fragezeichen“, sagte Virginia Peters in einem Interview 2020.

Die australische Autorin hat ein Buch über die Tragödie geschrieben. Peters interviewte den Deutschen für ihr Buch, doch dieser verklagte die Autorin 2014 wegen Verleumdung. Später habe er die Klage aber wieder fallengelassen.

DNA-Spuren lieferten Hinweis

Peters, die der Tod der jungen Frau tief berührt hatte, war für ihre Buchrecherche extra nach Deutschland gereist, um die Angehörigen des Mordopfers zu treffen: „Es ist eine absolute Hölle für sie gewesen“, sagte sie. Auch der Polizeibeamte Tanner sprach gegenüber der ABC über die Familie der Verstorbenen.

Diese leide nach wie vor sehr, sagte er. „Sie war auf dem Abenteuer ihres Lebens in einem fremden Land und sie konnten sich nie verabschieden“, erklärte er. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen würden die Angehörigen aber ein „Gefühl der Erleichterung“ empfinden.

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Laut Tanner hat übrigens nicht die Millionenbelohnung die Informationen geliefert, die jetzt zu einer Mordanklage geführt haben. Vielmehr seien es DNA-Beweise gewesen. Die Polizei glaube, dass es weitere „Personen gibt, die Kenntnis von diesem Mord haben“, erklärte er. (bb)